Breeze Team © Anne Gaertner
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15 bis 20 Atemzüge machen wir als erwachsene Menschen pro Minute. Glücklich derjenige, der im Grünen wohnt. Denn in der Stadt weiß keiner so genau, was er da gerade an Luft durch seine Lungen zieht. Und mit welchen – eventuell schädlichen – Stoffen er seinen Körper versorgt. Das kann sich ab sofort ändern. Schon 2015 gründeten die beiden Informatiker Robert Heinecke und Sascha Kuntze das Unternehmen Breeze Technologies in Hamburg. Mit der vom Start-up entwickelten Technologie zur Luftsensorik sowie der passenden Infrastruktur kann sich jeder über die Luftqualität an seinem Ort informieren. Während Heinecke heute Chief Executive Officer bei Breeze ist, übernahm Kunze den Posten des Chief Technology Officers des stetig wachsenden Unternehmens.

Interaktive Karte über Luftqualität

Das Produkt von Breeze ist weltweit gefragt: Die Jungunternehmer bieten nicht nur Luftqualitätssensoren an, sondern überzeugen zudem durch eine strukturierte Aufbereitung und Verarbeitung der Daten in anschaulicher Form. Hierfür stellt das Unternehmen auf seiner Website eine interaktive Karte als Bürgerinformationsportal zur Verfügung. Auf dieser kann man schon jetzt an einigen Standorten die Qualität der Luft erfahren. Doch je flächendeckender die von dem Hamburger Unternehmen entwickelten, kleinen Sensorenkästen eingesetzt werden, desto präziser sind auch die Infos.

Breeze Environmental Analytics Cloud & Air Quality Sensor ©Breeze Technologies

Die Stadtentwicklung ist ein erster relevanter Einsatzbereich“, so Heinecke zu den Zielen von Breeze, „jede Stadt, die das Leben für seinen Bürger lebenswerter machen möchte, die heute das Leben in der Stadt von Morgen plant, sollte in der Lage sein, Daten über die Luftqualität zu liefern und in Echtzeit einzugreifen, um diese zu verbessern.“

Und genau auf diese Thematik hat sich Breeze spezialisiert. Die etwa nur 9 cm großen Sensoren messen alle Indikatoren, die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Bestimmung der Luftqualität identifiziert hat. Dazu gehören Temperatur und Luftfeuchtigkeit, Kohlenmonoxid (CO), Kohlendioxid (CO2), Stickstoffmonoxid (NO), Stickstoffdioxid (NO2), Feinstaub (PM10 und PM2.5), Schwefeldioxid (SO2), Ozon (O3) und Ammoniak (NH3).

Schnelle Lösung von Qualitätsproblemen möglich

Breeze sammelt all diese Daten in Echtzeit mit einem Messintervall von 30 Sekunden. So können potenzielle Probleme wie beispielsweise Staus umgehend identifiziert werden. Die Informationen wiederum befähigen das Stadtmanagement, diese sofort zu entschärfen und aktiv Gegenmaßnahmen einzuleiten. Die Plattform von Breeze Technologies lernt dank Künstlicher Intelligenz mit jeder Luftreinhaltemaßnahme dazu: Denn da mit den Echtzeit-Luftqualitätsdaten auch die Erfolge umgehend messbar sind, können die so gewonnenen Erkenntnisse direkt in den nächsten Projekten eingesetzt werden. Zudem kann durch die Sensoren die Auswirkung von baulichen Maßnahmen auf das Stadtklima analysiert und optimiert werden.

Übrigens sind die Sensoren auch in Bürogebäuden einsetzbar. Hier werden die Daten gleichzeitig mit smarten Lösungsvorschlägen zur Luftverbesserung – wie das Anbringen von Wandbeschichtungen mit photokatalysatorischen Effekten, also Sonnenlicht, oder auch von Mooswänden zur Luftfilterung –, ergänzt.

So kommt jeder zu reiner Luft

Zwar gibt es auch im Endkundenbereich, Messgeräte für die Luftqualität, doch, so Heinecke: „Ich kenne keines, bei dem ich mit der Qualität der Daten zufrieden bin. Die Messgenauigkeit und -zuverlässigkeit ist eine der größten Herausforderungen bei dem sehr wissenschaftlichen Thema der Luftqualitätsmessungen. Genau deshalb veröffentlichen wir auch detaillierte Informationen dazu, wie wir unsere Geräte kalibrieren und wie es um die Genauigkeit bestellt ist.“ Heinecke schlägt vor, dass sich Privatpersonen besser an Projekten zur Verbesserung der Luftqualität beteiligen und beispielsweise detaillierte Informationen über die aktuelle Situation bei den öffentlichen Stellen einfordern. Einen Überblick über die Luftqualität ist auf dem oben bereits erwähnten Bürgerportal zu finden. Dort sind auch alle öffentlichen Messstationen integriert. Stadtverwaltungen sollten Auskunft über die Luftqualität in den Straßen geben können. Doch man sollte auch mehr Infos, wie beispielsweise Echtzeitdaten, erhalten. Breeze arbeitet mit NGOs zusammen – so stammt die Technologie für ein Luftmessnetz entlang der Elbe, das von der NABU initiiert ist, von Breeze.

Visionen

Derzeit betreut Breeze Projekte in den Städten Hamburg, Neckarsulm, Hennef und Moers. Kürzlich ist erst das Luftmessnetz in Neckarsulm online gegangen. Nun wird gespannt auf die ersten Rückmeldungen gewartet. Neben den Städten arbeiten die Hamburger auch mit Unternehmen zusammen, um ihre Lösungen weiter auszubreiten. Und sogar in mehreren europäischen Ländern sowie im außereuropäischen Geschäft ist das Start-up vertreten.

Die gesammelten Daten sollen zukünftig für weitere Anwendungsszenarien integrierbar werden. So könnten Asthmatiker anhand von flächendeckenden aktuellen Luftqualitätsdaten entscheiden, wann und wo sie draußen Sport treiben, wie zum Beispiel Laufen gehen. Heinecke zeigt noch weitere Visionen auf:

Stellen Sie sich vor, dass Ihre Lauf-App Ihnen die von Ihrer Position aus zum aktuellen Zeitpunkt gesündeste Laufroute generiert. Oder dass Sie, wenn Sie zukünftig eine Wohnung suchen, detaillierte Informationen über die durchschnittliche Luftqualität in der Straße erhalten. Wir arbeiten genau daran, so etwas zukünftig möglich zu machen.“

Hintergrund

Die Breeze Technologies UG wurde 2015 im Rahmen eines europäischen Innovations- und Accelerator-Programms für Smart Cities gegründet. Das Team des Unternehmens besteht aus Wissenschaftlern, Ingenieuren, Analysten, Informatikern, Designern und ehemaligen Beratern mit internationaler Berufserfahrung. Auch arbeiteten die Jungunternehmer eng mit bekannten Forschungsinstituten und Universitäten wie der Hafencity Universität und der Universität Hamburg zusammen. Nach der Förderung durch mehrere EU-Start-up-Programme wurde das Unternehmen ‒ neben etablierten Konzernen wie Bosch Sensortec und Siemens ‒, in der letzten Studie zum Markt der Umweltsensorik von MarketsAndMarkets als Schlüssel-Startup gekürt. Zudem wurde Breeze Technologies vom Europäischen Parlament als eines der vielversprechendsten Startups in der Europäischen Union ausgezeichnet. Und nicht zuletzt zählen die Gründer Robert Heinecke und Sascha Kuntze in den Forbes 30 Under 30 zu den wichtigsten europäischen Sozialunternehmern.

Hier geht es zum Unternehmensvideo, in dem die Technologie detaillierter erklärt wird.