Ich habe mich umgezogen, um diesen Artikel zu schreiben. Ich trage einen dreiteiligen Anzug. Ich muss zugeben, dass ich mich in dieser Situation noch nicht zurechtfinde. Die Aufrechterhaltung einer normalen Routine ist für mich wesentlich, um arbeiten zu können. Normalerweise würde ich nur ein T-Shirt und Jeans tragen, aber in dieser Situation muss die Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit etwas klarer sein. In gewisser Weise ist das Projekt “FruitPunch AI für COVID-19” auch eine Bewältigungsstrategie. Für mich und die 15 Personen, die sich unserem Projekt angeschlossen haben. Es scheint auf eine sehr reale Art und Weise zu helfen.
Wir arbeiten an dem, was wir eine “Kristallkugel” für COVID-19 nennen. Eine genaue Vorhersage des Ausmaßes der Infektionen, die sich wahrscheinlich bei Anwendung der verschiedenen Vorschriften ergeben werden. Denn selbst wenn der beste Fall eintritt und wir eine Herdenimmunität erreicht haben, auf eine solche Pandemie waren wir einfach nicht vorbereitet. Obwohl Experten seit Jahren davor warnen, dass eine globale Pandemie das wahrscheinlichste katastrophale Ereignis ist, das unsere hyper-verbundene Gesellschaft trifft, hatten wir weder die medizinische Versorgung, noch die Verfahrensweisen oder die Dateninfrastruktur vorbereitet. Letzteres ist der Punkt, an dem unsere Kristallkugel ins Spiel kommt. Fangen wir mit dem Anfang an.
Das Kartenhaus
Vor etwa 3 Wochen, also in der Zeit vor den strengen Vorschriften und den Zoom-Zumba-Kursen, bin ich in der Realität aufgewacht, mit der wir jetzt alle leben. Weil meine Schwester dort lebt, hatte ich eine Studie aus Brasilien aus dem Jahr 2008 gelesen, die einen Anstieg der Sterblichkeitsrate um 8% während der wirtschaftlichen Rezession beschrieb. Berechnet man das für die drei bis acht Jahre, die eine Rezession dauert, dann werden mehr Menschen getötet, als es die Krankheit selbst je könnte. Das hat mir deutlich gemacht, dass unsere jetzige Situation viel schlimmer als die Grippe ist. Schwerwiegendere Symptome und eine höhere Infektionsrate lassen unsere Syteme kollabieren. Wir haben ein Kartenhaus gebaut.
Einige schnelle Berechnungen zur Anzahl der Intensiv-Betten in den Niederlanden und der Infektionsrate haben gezeigt, wie nahe wir an einer Bruchstelle sind. Ich begann, einige Anrufe zu tätigen. Ich wollte auch andere davn zu überzeugen, dass wir der Regierung klarmachen müssen, dass ernsthaftere Maßnahmen geboten sind. Die Pandemie hat sich ausgebreitet, und die Regierung hat Richtlinien herausgegeben. Nur konnten wir bisher noch nicht einmal zwei Tage in die Zukunft blicken.
Die Zukunft vorherzusagen ist unmöglich, es gibt zu viele Variablen. Der Mensch ist ein unberechenbares Geschöpf. Aber zusammen mit unseren Partnern (De Grote Griepmeting, Technische Universität Eindhoven) haben wir einen anderen Weg gefunden. Wenn wir uns die alljährliche Ausbreitung der durch die Luft übertragenen Atemwegskrankheiten, zum Beispiel der gewöhnlichen Grippe, ansehen, können wir ein Modell für die Ausbreitung von Covid-19 erstellen. In absoluten Zahlen sieht die Welt noch genauso aus wie vor einem Jahr, d.h. wir müssen nur Variablen wie Infektionsrate und Schwere der Symptome ändern. Das Gute daran ist, dass wir, wenn wir es richtig machen und (mit Hilfe lokaler Organisationen) die demografischen Faktoren berücksichtigen, eine generische Lösung für andere Länder und sogar für zukünftige Pandemien finden können.
Mehr Daten sammeln
Im Moment sammeln wir weitere Daten. Unsere neuesten Ergebnisse wurden in Artikeln von unseren Ehrenamtlichen veröffentlicht. Man kann unserer LinkedIn-Seite folgen oder E-Mail-Updates erhalten, wenn man sich für die Gruppe ‘FruitPunch AI against COVID-19′ auf unserer Plattform anmeldet. Und denken Sie daran: Je mehr wir wissen, desto besser wissen wir, was wir nicht wissen. Wenn wir uns also ins Unbekannte wagen, wird uns erst einmal die Dunkelheit verschlingen. Wenn wir tiefer eintauchen, wird das Wasser vielleicht klarer. Aber noch fehlt uns das Licht. Uns bleibt nur das Licht in unseren eigenen Köpfen. Da nichts unseren Weg erhellt, ist die einzige Möglichkeit zu leben, die Hand auszustrecken. Dann werden wir die Hände der anderen finden, die sich uns entgegenstrecken. Nur wenn man für andere da ist, kann man durch solch tückische Gewässer navigieren.
In einer wöchentlichen Kolumne, die abwechselnd von Buster Franken, Eveline van Zeeland, Jan Wouters, Katleen Gabriels, Mary Fiers, Tessie Hartjes und Auke Hoekstra geschrieben wird, versucht Innovation Origins herauszufinden, wie die Zukunft aussehen wird. Diese Kolumnisten, gelegentlich ergänzt durch Gast-Blogger, arbeiten alle auf ihre eigene Weise an Lösungen für die Probleme unserer Zeit. Für ein besseres Morgen. Hier sind alle bisherigen Folgen.
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