About Traivelling.com, Matthias Bohun Reisebüro e.U.
- Founders: Elias und Matthias Bohun, Jürgen Grünberger, Matthias Schötta
- Founded in: 2019
- Employees: 6
- Money raised: in der initialen Reisebüro-Phase Umsätze, derzeit Preisgelder und Förderungen;
- Ultimate goal: Zum GDS (Global Distribution System) für Züge zu werden;
Mit 18 unternahm Elias Bohun eine Bahnreise von Wien nach Vietnam. Der Umwelt zuliebe wollte er nicht fliegen, aber doch nicht auf das Reisen verzichten. Er dachte, dass es sehr mühsam sein würde, aber am Ende war es das coolste Erlebnis seines Lebens. Allerdings musste er feststellen, dass die Buchung einer internationalen Bahnreise extrem kompliziert ist – und das schon innerhalb Europas. Alles was über das Nachbarland hinausgeht, ist nicht vorab buchbar. Weil er darin einen Marktbedarf sah, gründete er gemeinsam mit seinem Vater das Bahnreisebüro Traivelling. In dieser Folge der Serie Start-up of the day spricht Elias über sein Projekt und die Herausforderungen des Gründens.
Wie war das Feedback auf euer Reisebüro für internationale Bahnreisen?
“Wir waren mit unserer Idee vom Start weg sehr erfolgreich und haben Tausende Anfragen bearbeitet. Das hat uns bestätigt, dass es einen Bedarf gibt, an Bahnreisen, die über das Nachbarland hinausgehen – und zwar von den verschiedensten Seiten – nicht nur von Privatpersonen, sondern auch von Schulklassen und Firmen, die umweltfreundlich reisen wollen, et cetera.
Mit der Pandemie hat das Reisebüro aber dann nicht mehr funktioniert. Seither arbeiten wir an der Digitalisierung des Service – und haben zwei weitere Gründer mit viel Programmier-Expertise ins Start-up geholt. Voraussichtlich werden wir in zwei Monaten online gehen.”
Welches Problem löst ihr – und warum ist das wichtig?
“Ich halte es für ein Marktversagen, dass so viele Interessierte gar nicht die Möglichkeit haben, umweltfreundlich zu reisen. Die Bahn ist das einzige umweltfreundliche Verkehrsmittel – wenn sie denn ökologisch betrieben wird.
Es sollte nicht sein, dass eine internationale Bahnreise bedeutet, jedes Ticket einzeln kaufen zu müssen. Das europäische Bahnnetz und das europäische Buchungssystem sind nicht zeitgemäß.
Die Digitalisierung der Bahn erfolgt nationalstaatlich. Es ist nicht so wie im Flugverkehr, wo es eine Datenbank für die ganze Welt gibt. Für Bahnreisen gibt es nicht mal einen europäischen Fahrplan, in dem Züge in Echtzeit abgebildet werden. Jede Nation erfasst nur ihren eigenen Fahrplan. Was fehlt, ist ein GDS (Global Distribution System) – das ist eine globale Datenbank, in der die Reservierungsdaten verwaltet werden.
Wir lösen alle Probleme von internationalen Bahnkunden weltweit: Wir finden die sinnvollste Route, ermöglichen eine Bearbeitung, die den persönlichen Bedürfnissen entspricht und finden IMMER die billigsten Tickets.”
Bild: Ein globales Vertriebssystem (GDS) ist ein computergestütztes Netzwerksystem. Es ermöglicht Transaktionen zwischen Leistungsanbietern in der Reisebranche, wie etwa Fluggesellschaften, Hotels, Autovermietungen und Reisebüros. Das System nutzt hauptsächlich Echtzeit-Inventar von den Leistungsanbietern. Beispiele dafür sind Daten zu verfügbaren Hotelzimmern, Flugsitzen oder Mietautos.
Was war das größte Hindernis, das ihr überwinden musstet?
“Die Verträge mit den Bahnfirmen zu bekommen, war ein mühsamer Prozess. Es hat sich noch nicht herumgesprochen, dass es eine Firma geben muss, die alles abdeckt, einen Ort, wo man ein Ticket nach Spanien oder Island kaufen kann. Man muss viel Überzeugungsarbeit leisten.”
Was waren die bisher schönsten Momente?
“Als wir gemerkt haben, dass es Platz für Veränderung gibt – und dass es Leute gibt, die internationale Bahnreisen schön finden. Bei Klimaschutz wird zu viel über Verzicht gesprochen, als darüber, Dinge anders zu denken. Zum Beispiel, dass man eine Reise nach Barcelona unternimmt, aber nicht nur Barcelona sieht, sondern am Weg auch Paris – und zurück fährt man dann zum Beispiel über Lyon. Dadurch bekommt man nicht weniger, sondern mehr. Darüber hinaus schützt man die Umwelt – und das ist bei Bahnreisen gut zu kommunizieren.”
Wie gestaltet sich die Finanzierung?
“Wir haben eine Förderung von der Wirtschaftsagentur bekommen – und Gelder von Preisen. Unter anderem 15.000 Euro beim Greenstart Award 2020 und 10.000 Euro beim Magenta Tun Challenge 2022.
Wir suchen laufend internationale Investoren – wobei wir entweder mit mehreren Investoren arbeiten möchten – aber auch offen für Business Angels sind. Im Idealfall bringen sie Expertise aus dem Verkehrswesen mit – aber das ist kein Muss.”
Wie sind die Bedingungen für Traivelling am Standort Wien?
“Wien ist ein guter Platz für Start-ups und es wird immer besser. Im Unterschied zu Ländern wie Deutschland braucht man in Wien aber eine Lizenz für die Gründung eines Reisebüros. Deshalb mussten wir ein paar Monate lernen und zu einer Prüfung antreten.”
Wo möchtet ihr mit eurem Unternehmen in fünf Jahren sein?
“Wir möchten das Global Distribution System (GDS) für Züge werden. Dabei würden wir uns wünschen, dass der Trend zu Nachtzügen anhält, die Schiene ausgebaut wird und die Bahntickets billiger werden. Diesen Sommer sind die Züge heillos überfüllt, weil die Infrastruktur nicht vorhanden ist – und das ist sehr schade. Bis sich das ändert, werden noch einige Jahre vergehen.”
Was macht eure Innovation besser/anders als existierende Dinge?
“Es gibt verschiedene Plattformen, die mit vielen Zuganbietern verbunden sind. Allerdings suchen die nur nach den schnellsten Verbindungen und beziehen keine internationalen Tarife ein.
Wir suchen hingegen immer die sinnvollste Route und ermöglichen stressfreies Reisen, zum Beispiel, indem wir Verbindungen wählen, die ausreichend Zeit zum Umsteigen ermöglichen. Unsere Kunden haben auch die Möglichkeit, die von uns vorgeschlagene Route zu bearbeiten. Last but not least bieten wir auch ein internationales Ticket, mit dem – über weite Strecken – billigsten Tarif.”
Hiring?
“Wir freuen uns immer über Motivationsschreiben.”
Danke für das Gespräch.
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