Die Alarmsicherung wird via Mobile-App gesteuert und reagiert, wenn der Magnetverschluss mehr als 1,5 cm vom Rucksack entfernt wird. Foto: © Skarabeos
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WIEN, 21. November 2018 – Wolfgang Langeder hat in seinem Startup einen alarmgesicherten Rucksack entwickelt. Das appgesteuerte System geht über die reine Distanzmessung hinaus und alarmiert den Besitzer auch bei Öffnen der Verschlussklappe. Jetzt steht der Rucksack kurz vor der Marktreife. Der Launch soll im Frühjahr 2019 erfolgen.

Skarabeos, so der Name des Startup, wurde 2015 von Wolfgang Langeder im Sektor wearable technology gegründet. Mit im Team: Die Forscher aus dem Berliner Forschungsinstitut Frauenhofer IZM, Christian Dils und Manuel Seckel. Ihr alarmgesicherter Rucksack soll mittels App vor Diebstahl und unabsichtlichem Vergessen bewahren. Langeder: „Auf Reisen und in öffentlichen Verkehrsmitteln sind vor allem die mobilen elektronischen Geräte gefährdet. Bei Diebstahl oder Verlust von Smartphone, Tablet und Laptop geht es nicht nur um den physischen Wert, sondern auch um die darauf befindlichen Daten.“

Smartphone

Zunächst umfasst die Programmierung der App drei Grundfunktionen: Der Alarm erfolgt bei sogenanntem Taschendiebstahl, bei Diebstahl des ganzen Rucksacks und bei Vergessen des Rucksacks. Diese drei Funktionen können einzeln oder kombiniert aktiviert werden.

Die Funktionen wurden via Hardware von den Forschern vom Forschungsinstitut Fraunhofer IZM festgelegt. Die Elektronik – Leiterplatte und zwei Doppel-A-Batterien – wurde in einer sieben-mal-fünf mal zwei-Box platziert. Die Entwicklung der Software erfolgte durch den Mobile App-Spezialisten Evenly in Berlin. Der Fokus lag auf Ästhetik, Zuverlässigkeit und Usability. Die App ist über Smartphone und Smartwatch steuerbar und derzeit für IoS (Apple) verfügbar. Die Android Version sowie weitere Sicherheitsfunktionen und Services sind in Planung.

Auslösung des Alarms

Bis zur Marktfähigkeit mussten mehrere Probleme gelöst werden:
– eine stabile Platzierung der Elektronik-Box, um Fehlauslösern entgegenzuwirken;
– die Konzeptfindung für die Auslösung des Alarms;
– die Erfassung der im realen Gebrauch ablaufenden Prozesse für die Programmierung der App;
– die Bestimmung des Zusammenspiels von Rucksack und App.

Bestehende Alarmsicherungssysteme für Taschen oder Reisegepäck basieren auf Distanzmessung und alarmieren den Besitzer, sobald das Objekt weiter als vorgesehen vom Besitzer bzw. Smartphone entfernt ist. Distanzmessung ist auch Teil des Systems Skarabeos. Neu ist die Alarmauslösung bei Heben der Verschlussklappe des Rucksacks. Die Verschlussklappe ist via Magnetverschluss verschließbar. Bei aktivierter Alarmsicherung darf dieser nicht mehr als 1,5 Zentimeter vom Rucksack entfernt werden.

Technologie und Nachhaltigkeit

Mittlerweile sind die Entwicklungsarbeiten und die Produkt- und Feldtests abgeschlossen. Jetzt geht es noch um die nachhaltige Gestaltung des Rucksacks.

„Nachhaltigkeit hat einen ebenso hohen Stellenwert wie Technologie. Die beiden Bereiche werden sich gegenseitig beeinflussen“, sagt Langeder. Er hat zuletzt intensive Recherchen zum Thema angestellt.

„Es braucht Minerale zur Herstellung der Leiterplatten, aber im Bereich der Technologie-Hardware stellt sich die Frage noch kaum jemand“, so Langeder. Weiters wirkt sich auch der Energieverbrauch von Wearables auf die Umwelt aus. Weshalb ein niedriger Energieverbrauch anzustreben ist. Die Batterien der Skarabeos Alarmsicherung sind langlebig und laufen ein Jahr.

Auch der textile Teil des Rucksacks ist nicht problemlos nachhaltig zu gestalten. Der Oberstoff muss fest und wasserdicht sein. Die vorläufig beste verfügbare Lösung ist recyceltes Polyester. Voll recycelte wasserabweisende Membranen sind noch nicht erhältlich. Bis dato sind es nur 20 Prozent der Membranen, die recycelt sind.

Intelligente Fahrradjacke

Skarabeos ist schon das zweite Wearable-Projekt von Langeder. 2012 entwickelte er unter dem Label Utope eine intelligente Fahrradjacke, die für verbesserte Sichtbarkeit und Sicherheit im Dunkeln sorgt. Das Elektroniksystem basiert auf Stretchables; das sind flexible Elektroniksysteme, die dehn- und knautschbar sind und sich mit den Eigenschaften von Textil vereinbaren lassen. Sporty Supaheroe, so der Name der Jacke, funktioniert mit integrierten Sensoren.

UTOPE Sporty Supaheroe 2013 from Utope/ Wolfgang Langeder on Vimeo.

Diese reagieren auf Körperbewegungen des Trägers und aktivieren LEDs. Energielieferant ist eine wieder aufladbare Batterie. Die Jacke ging nicht in Serie. Das System wurde in einer Reihe von Kooperationen mit der Industrie umgesetzt.

Langeder absolvierte an der Universität Wien ein Geschichtestudium und parallel dazu eine Modeausbildung. Nach dem Studium gründete er sein eigenes Modelabel und präsentierte zur Fashion Week in Paris. Als er 2009 bei einer Konferenz der ARS Electronica in Linz drei Forscher aus dem Berliner Forschungsinstitut Fraunhofer IZM kennenlernte, wechselte er in den Sektor Wearable Technology.