Von Januar bis Mai 2024 wurden in Deutschland 140.713 Elektroautos (BEVs) abgesetzt. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 167.256 Einheiten gewesen. Der Rückgang ist signifikant, aber nahezu einzigartig in Europa. Trotzdem stieg auch in Deutschland der Absatz von Autos Made in China. MG Roewe, Volvo, Smart (Geely), BYD, GWM legten teilweise vehement gegen den Trend zu.
Die EU verkündete unlängst, dass man auf chinesische Elektroautos Strafzölle verhängen werde. Diese betragen, je nach Ungnade-Grad der einzelnen Hersteller bis zu 38,1% (SAIC). Die Strafzölle beginnen beispielsweise bei 17,4%, wie im Falle von BYD.
Strafzölle wohlgemerkt. Denn die kommen on Top der normalen Zölle, die bislang 10% betrugen. Mithin darf der VW-Partner SAIC dann mit 48,1% Zoll rechnen, wenn die neuen Tarife in Kraft treten.
EU gegen Konsumenten, Klima und eigene Autobauer
Die CEOs der deutschen Autobauer sind nicht begeistert. Tatsächlich haben sich die Verantwortlichen von Audi, BMW, Mercedes-Benz und VW vehement gegen Strafzölle ausgesprochen. Denn sie fürchten einen weiteren Rückgang des Absatzes, sollte China mit Maßnahmen kontern – was unausweichlich scheint. Zudem werden nicht wenige Elektrofahrzeuge der Deutschen in China gefertigt. Man denke nur an Smart, das Joint-Venture von Geely und Mercedes-Benz oder den iX3 von BMW oder den elektrischen MINI, der bei Great Wall Motors gefertigt wird.
Der Niedergang der deutschen Vorzeigeindustrie
War vor 2017 noch jeder 7. Arbeitnehmer in irgendeiner Form in der Autoindustrie beschäftigt, ist es heute nur mehr jeder Zwanzigste. Der chinesische Automarkt ist zudem einer der wichtigsten für die Deutschen Premiumanbieter geworden.
Warum also beschließt man Strafzölle?
Vordergründig um die europäische Autoindustrie vor Elektroauto-Billigimporten (zum Schaden der Verbraucher und des Klimas) aus China zu schützen. Faktisch allerdings geht es auch um gewisse Marken, die in China bislang kaum eine Rolle spielen und deshalb auch keine großmächtigen Vergeltungsmaßnahmen fürchten müssen. Der größte Fürsprecher ist in der Tat Carlos Tavares, CEO von Stellantis gewesen.
China wird nicht nur mit Zöllen antworten
China ist, was die Elektromobilität betrifft, fast Selbstversorger. Mit CATL, BYD und anderen hat man die weltweite Batterieindustrie im Griff. Mit den nötigen Rohstoffen, wie beispielsweise seltene Erden, Kupfer und Lithium im eigenen Land ist die Produktion der wichtigsten Komponenten ohnehin gesichert.
Die europäische Batterieindustrie hingegen kommt immer mehr in Bedrängnis. Northvolt, eine der gehypten Neugründungen befindet sich gerade in gefährlicher Schieflage und strich seine Neubaupläne in Schweden zusammen.
Durch die frühe Konzentration auf Elektromobilität hat das Reich der Mitte die europäischen OEMs ohnehin bereits überrundet – die müssen sprichwörtlich bei chinesischen Start-ups und OEMs in die Schule gehen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Vom fehlenden digitalen Know-how ganz zu schweigen.
Was bringt also der Handelskrieg?
So wie sich die Situation derzeit darstellt – für die Deutschen gar nichts und für Europa recht wenig. Im Gegenteil. Zwar argumentierte die EU damit, dass durch die Zölle die Europäer Zeit gewönnen, um den Anschluss an China wiederherzustellen. Auch will man chinesische Auto- und Batteriehersteller damit „locken“, zukünftig in Europa Fabriken zu eröffnen, um den Zöllen zu entgehen. Schließlich klappt das in den USA durch den Inflation Reduction Act bislang hervorragend. Das ändert aber nichts am technologischen Rückstand der hiesigen Autofirmen.
Das dicke Ende
Und unglücklichweise stimmen die europäischen, speziell deutschen Rahmenbedingungen im Gegensatz zu den USA nicht. Die Energiekosten in Deutschland sind mit die höchsten der Welt und die Bürokratie wächst sowohl in der Bundesrepublik als auch EU unaufhaltsam wie ein Krebsgeschwür. Dann ist da noch die fehlende Planungssicherheit und Orientierungslosigkeit der Ampel-Regierung.
George Orwell
Die größte Leistung George Orwells war die Beschreibung der Änderung der Sprache, um die Wahrheit zu verschleiern. Heute redet man vom „Framing“. Wer die Sprache beherrscht, beherrscht die Menschen. Newspeak. Bei der EU gewinnt man den Eindruck, dass eines der wichtigsten Playbooks „1984“ geworden ist.
In diesem Sinne passt auf Ursula von der Leyen und viele Kommissare: Unwissenheit ist Stärke.