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Als Apple seine ersten Personal Computer auf den Markt brachte, dauerte es nicht lange, bis IBM konterte, mit dem „PC“. Der PC war teuer, arbeitete mit Kommandozeilen und das DOS-Betriebssystem war gegenüber Apples WYSIWYG-OS wie aus einer fernen Vergangenheit. Trotzdem verkauften sich IBM-PC und -Kompatible bald weit besser als Apples Lisa oder ab 1984 der MacIntosh.

Für welche Seite man sich entschied, war neben Anforderungsprofilen auch abhängig von einer bestimmten Einstellung. Womit wir voll in den Überzeugungskriegen in der Welt der Technologie gelandet wären.

Es folgte Microsofts Windows-Betriebssystem, das Millionen von Menschen an den Rand des mentalen Wahnsinns brachte, obwohl es dem MacOS nachempfunden war. Irgendwann in den 1990ern jedoch, als Steve Jobs zu Apple zurückkehrte und Bill Gates die drohende Pleite des Unternehmens mit abwendete, endeten auch die offenen „Betriebssystem-Kriege“. Aber der „Frieden“ währte nicht lange.

Android vs iOS

Es folgte eine zweite Stufe mit den Smartphone-Kriegen. Auch hier war Apple als erstes Unternehmen, das Touchscreen-Steuerungen einführte, relativ avantgardistisch unterwegs. Das erste iPhone war zwar umstritten, aber bald schon fegten Touchscreen-Telefone die alten Tastentelefone vom Markt. NOKIA starb einen schnellen Tod, Blackberry war chancenlos und Android, das Google-OS für Mobiltelefone schwenkte vom Blackberry-Derivat direkt auf Touchscreen-Bedienung über. Die Smartphone-Kriege dauern an, und erinnern beizeiten an die Betriebssystem-Kriege.

Das Ende der analogen Fotografie

Technologiekriege gab es aber schon immer. Als die ersten digitalen Fotoapparate aufkamen, waren die gelieferten Ergebnisse visuelle Katastrophen. Lange Zeit behielt die analoge Fotografie die Oberhand, dann wurden die digitalen Fotoapparate immer besser und billiger und schließlich verschwand die analoge Fotografie weitgehend. Mit der Integration der digitalen Fotografie in Smartphones verschwand sogar die kleine digitale Kamera, die viele als Schnappschuss-Kamera kennengelernt haben. Professionelle Fotografie ausgenommen.

Das Ende der analogen Musik

Auch bei der Musik änderte sich alles zum Digitalen. Mit dem Aufkommen der CD in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde zunächst die analoge Langspielplatte verdrängt und schließlich sogar die CD selbst, nachdem die digitale Musik über das Internet den Vertrieb komplett ersetzt hatte. Heutzutage kaufen nur noch wenige eine CD sondern laden sich die Musik als Stream herunter. Der physische „Besitz“ der Musik geht zu Ende. Auch hier toben die Systemkriege. Vinyl vs Digital. Auch hier streiteten sich die beiden unversöhnlichen Gegenspieler darum, welches System das beste akustische Erlebnis bietet.

Bei all diesen Gegensätzen setzte sich immer das System mit dem höchsten Bequemlichkeitsfaktor durch. Als die Elektromobilität Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Verbrennertechnologie verdrängt wurde, war das nicht anders. Das Auftanken eines Verbrenners ging einfach schneller, Reichweitenprobleme wurden dadurch gelöst – Auslöser war auch die Erfindung des Anlassers. Denn das Anlassen der frühen Verbrenner war bisweilen durchaus gefährlich und umständlich gewesen. Die Elektromobilität verschwand.

Elektromobilität vs Verbrenner

Der vorläufig letzte Kriegsschauplatz bei den Technologie-Kriegen findet wieder im Verkehr statt. Mit Aufkommen der modernen Elektromobilität sieht man sich an die OS-Kriege der Vergangenheit erinnert. Beide Seiten stehen sich (noch) recht unversöhnlich gegenüber. Die Anhänger der Elektromobilität sehen sich als Avantgarde und Bewahrer der Umwelt, die Verbrenner-Fraktion sieht die Elektromobilität einfach noch nicht auf der Zwölf.

Technologien müssen sich durchsetzen

Die digitale Fotografie hat sich schließlich durchgesetzt, weil sie günstiger, besser und bequemer geworden ist wie die analoge Fotografie. Kein Warten auf die Entwicklung der Bilder, kein Nachkaufen von teuren Filmkartuschen.

Die visuellen Betriebssysteme haben sich gegen die Kommandozeile durchgesetzt, weil sie einfach leichter zu bedienen sind, Smartphones mit Touchscreen haben sich durchgesetzt, weil sie das Telefon zu einem Universalgerät gemacht haben. Musikabspieler, Fotoapparat, Filmkamera, Soziale Verbindung zur Außenwelt und manchmal sogar zum Telefonieren.

Und die Elektromobilität?

Die ist noch nicht da angekommen, wo sie letztlich landen wird. Noch ist sie teurer (in der Anschaffung) als die alte Verbrennertechnologie. Noch ist der Convenience-Faktor wegen langer Ladezeiten geringer, noch sind Batterien in ihrer Entwicklung erst am Anfang. Wir befinden uns wie bei der digitalen Fotografie noch im Anfangsstadium. Die Reichweiten (Auflösungen der Fotos) sind noch nicht für alle geeignet, die Autos (Fotoapparate) noch zu teuer. 

Das wird sich innerhalb der nächsten 4-5 Jahre ändern. Dann wird der Verbrenner ebenso ein Auslaufmodell werden, wie die analoge Kamera, das „Dumbphone“, das Kommandozeilen-OS, die analoge LP und die CD. 

Dann dürften die Technologiekriege auf diesen Gebieten zu Ende sein. In der Zwischenzeit sollten wir alle versuchen abzurüsten und das „Triggern“ zu unterlassen. Verbrennerfahrer sind keine Staatsfeinde und Elektroautopiloten keine Idioten.