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Am Freitag vorvergangener Woche senkte der US-Elektroautohersteller Tesla weltweit die Preise für seine Fahrzeuge. Schon Tage vorher hatte man in China Korrekturen vorgenommen, nachdem der Absatz der bislang beliebten Stromer dort eingebrochen war. Der hat sich nun wieder auf hohem Niveau stabilisiert.

Über diese Kolumne:

In einer wöchentlichen Kolumne, die abwechselnd von Eveline van Zeeland, Eugene Franken, Katleen Gabriels, PG Kroeger, Carina Weijma, Bernd Maier-Leppla, Willemijn Brouwer und Colinda de Beer geschrieben wird, versucht Innovation Origins herauszufinden, wie die Zukunft aussehen wird. Diese Kolumnisten, die manchmal durch Gastblogger ergänzt werden, arbeiten alle auf ihre Weise an Lösungen für die Probleme unserer Zeit. Bitte lesen Sie hier die bisherige Episoden.

In Deutschland wurden bestimmte Modelle bis zu rund 17 Prozent günstiger, in den Niederlanden sogar mehr als 18 Prozent, in Norwegen sogar um 23 Prozent. Solche heftigen Korrekturen werden nicht einfach so vorgenommen, sie haben Ursachen.

Schon seit Wochen kolportieren die Kritiker Musks, dass die Halden mit unverkauften Fahrzeugen immer größer würden. Zwar konnte das Unternehmen 2022 mit einem satten Plus abschließen, aber trotzdem fiel das unterdurchschnittlich aus. Weltweit wurden über 61 Prozent mehr Elektrofahrzeuge (BEVs) verkauft, Tesla wuchs aber nur um 40 Prozent. 

Relativieren

Tatsächlich muss man die Preiskorrekturen relativieren. Die Fahrzeuge des Herstellers waren schon mal günstiger – vor allem 2020 und 2021. In 2022 korrigierte das Unternehmen die Preise deftig nach oben, um den Marktansprüchen gerecht zu werden. Man konnte gar nicht so viele Model 3 herstellen, wie der Markt gerne aufgenommen hätte. Flugs verteuerte man das Modell, damit das Model Y, dessen Produktion durch Grünheide, Shanghai und Texas boomte, attaktiver zu machen.

Davon ließen sich auch die klassischen OEMs beeinflussen. Sie verteuerten ihre Elektrofahrzeuge teilweise ebenfalls vehement. Die Begründung: Batterie-, Rohstoff und Nachschubpreise stiegen ebenfalls, von der Chipkrise ganz zu schweigen. 

2022 markierte auch den Höhepunkt staatlicher Subventionen. Die Preissteigerungen wurden vom Verbraucher nicht ganz so drastisch empfunden, immerhin betrugen die Umweltboni mehr als 9.000 Euro in Deutschland, je nach Modell. In Norwegen blieben selbst teure Elektro-Fahrzeuge günstig, denn die Mehrwertsteuer von 25 Prozent wurde nicht fällig.

Seit Januar 2023 ist alles anders. Nach dem Boommonat Dezember fiel der Absatz vor allem in Norwegen ins Bodenlose. Auch in Deutschland dürfte der Absatz empfindlich eingebrochen sein.

Teslas dynamische Preispolitik

Die Amerikaner verfolgen ohnehin eine dynamische Preispolitik. Reduktionen und Preiserhöhungen waren in der Vergangenheit öfter zu beobachten – neben teilweise heftigen Modifikationen an den Fahrzeugen. Die beinhalteten unter anderem den Verzicht auf Radar und Ultraschall. 

Die Preisreduktionen haben die klassischen OEMs, vor allem aber die deutschen Hersteller kalt erwischt. AUDI, BMW, Mercedes-Benz und VW haben allesamt Modelle, die im selben Preissegment unterwegs waren. Durch die Tesla-Preiskorrektur sind die plötzlich bei Preis/Leistung heftig ins Hintertreffen geraten. Vulgo: zu teuer geworden. VW hatte gerade den beliebten Kleinwagen eUP! wieder ins Portfolio aufgenommen – für satte 30.000 Euro vor Subventionen.

Steilvorlage für China

Ob die deutschen OEMs hier schnell reagieren werden, darf bezweifelt werden. Die Gestehungskosten der Elektrofahrzeuge sind bereits so hoch, dass Preisanpassungen nach unten eigentlich kaum möglich sind. Tesla hingegen fuhr schon seit einiger Zeit Quartal für Quartal Margen pro Fahrzeug ein, von denen VW & Co nur träumen können. Die klassischen Hersteller kompensierten dies bislang mit den Verbrennerverkäufen um sich Marktanteile in der Elektromobilität zu erobern und zu sichern.

Noch mehr Gefahr droht aber aus anderer Richtung: auch in China sind die Herstellungskosten der Elektrofahrzeuge unglaublich günstig. Die Europa-Offensive der chinesischen Hersteller BYD, NIO, XPeng und Co. hat aber gerade erst begonnen. Die dürfte sich in einem veränderten, preisbewußteren Markt nun ebenfalls beschleunigen.

Der Markt bestimmt

Das hat im übrigen bereits im Reich der Mitte begonnen: Nachdem Tesla die Preise dort nach unten korrigiert hatte zogen bereits BYD, Huawei und Xpeng nach. Bei Xpeng betrug die Preisreduktion umgerechnet bis zu 5.300 US Dollar. 

Und eines ist sicher: für den Ottonormalverbraucher, der in Zukunft die Elektromobilität antreiben soll, wird Preis/Leistung immer wichtiger sein, als für die Early Adopter. Und da sind die europäischen OEMs bis auf Stellantis und Renault/Dacia denkbar schlecht aufgestellt. 

Werden die Stromer nach Teslas Preiskorrektur nun günstiger? Das dürfte ausgemacht sein. Denn der Markt bestimmt – die Subventionen gehen gerade überall zuende.