Gesunde Menschen können es sich kaum vorstellen, wie es ist, immobil zu sein und im Rollstuhl zu sitzen. Wer seinen fahrbaren Untersatz nicht per Hand bewegen kann, hat es besonders schwer. Denn er ist stets auf die Hilfe von außen angewiesen. Das ist unangenehm, unbequem und auch stigmatisierend. Das Start-up Munevo entwickelte eine einzigartige Smartglass-Applikation, die es ermöglicht, den Rollstuhl per Kopfbewegung zu steuern. Ein enormer Zugewinn an Selbstbestimmtheit und somit Lebensqualität für die Betroffenen. Denn sie werden dank der Applikation wieder ein Stückchen freier und unabhängiger. Weiteres Plus: Die innovative Steuerung wird mittlerweile von Krankenkassen erstattet.
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Claudiu Leverenz, CEO & Co-Founder von Munevo, im Interview mit der Innovation Origins
Wie kamen Sie auf die Idee zur Gründung von Munevo?
Die Idee zu munevo entstand im Zuge eines Universitätskurses am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik bei Prof. Krcmar der TU München, TUM. Hier wurde uns die Aufgabe gestellt, eine Lösung mit Smartglasses zu finden, die einen positiven Einfluss auf die Mobilität hat.
Ein Student des Teams hatte seinen Zivildienst in einem Heim geleistet. Dort war er mit vielen Rollstuhlfahrern in Kontakt. So entstand die Idee, eine Google Glass App zu entwickeln, die einen positiven Einfluss auf die Mobilität von Betroffenen hat.
Im Verlauf der Entwicklung zogen wir die Rollstuhlfahrer selbst mit in die Entwicklung ein. Dank deren Feedback konnten wir ein Produkt entwickeln, dass genau an den Bedürfnissen der Nutzer ausgerichtet ist.
Was macht das Produkt im Vergleich zu anderen Produkten besonders?
Munevo DRIVE lässt sich ganz einfach innerhalb von 20 Sekunden anpassen, bietet viele Funktionen und schaut zudem weniger stigmatisierend als die aktuellen Alternativen aus.
Was war die größte Hürde, die Sie anfangs überwinden mussten?
Die Zulassung zum Medizinprodukt. Diese war sehr komplex und mit vielen Aktivitäten verbunden, unter anderem wurde eine klinische Studie am Klinikum Rechts der Isar in München durchgeführt.
Gab es einen Moment, an dem Sie aufgeben wollten?
Nein, das Team und die Anfragen der Nutzer gaben einem immer Motivation. Die glücklichen Gesichter der Nutzer, als Sie unsere Applikation testeten, deren Funktion sie ursprünglich für unmöglich hielten, gab einem noch viel mehr.
Was war für Sie in Bezug auf die Gründung der beste Moment, was hat Sie besonders stolz gemacht?
Die allererste Krankenkassen-Erstattung. Hier wurde uns bewusst, dass wir es jetzt geschafft hatten.
Worauf dürfen wir uns in den nächsten Jahren freuen, sprich: Was können wir in den kommenden Jahren von Ihnen erwarten?
Eine schnellere Erstattung bei den Kostenträgern, damit die Nutzer nicht so lange auf ihre Hilfsmittel warten müssen.
Was treibt Sie jeden Morgen an?
Der Fakt, dass es noch sehr viele Menschen gibt, die unsere Lösung brauchen.
Wie ist Ihre Vision: Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in 5 Jahren und was ist Ihr ultimatives Ziel?
Das Ziel ist es, einen Alltagsassistenten zu entwickeln, der die Nutzer unabhängiger macht und die Familie und Pflege entlastet. Denn:
“Wir wollen Menschen mit Behinderung durch den Einsatz smarter Technologien dabei unterstützen, selbständig zu leben.”