Ein amerikanischer Soldat, der nach einer Zeit in Gefangenschaft einer terroristischen Organisation freigelassen wurde, plant einen Angriff in seinem eigenen Land. Das ist der Beginn der ersten Staffel der TV-Serie Homeland. Aber könnte eine Serie wie diese helfen, solche Angriffe in der realen Welt zu verhindern? Laut Peter de Kock von Pandora Intelligence, ja. Die Firma kombiniert historische Informationen über solche Angriffe mit Büchern, Serien und anderen Geschichten, um das zu tun. Sie startete im Jahr 2017 mit einer Investition von eineinhalb Millionen Euro, nun steht das Sicherheitsunternehmen vor dem nächsten Sprung. De Kock hofft, auf der CES-Messe, die diese Woche in Las Vegas stattfindet, neue Investoren ins Boot zu holen. Es kursieren Gerüchte: Wird Pandora Intelligence das nächste niederländische Einhorn?
„Das wurde in Gang gesetzt, als wir von der niederländischen Abgeordneten Mona Keijzer (Staatssekretärin für Wirtschaft und Klimapolitik, d. Red.) und Prinz Constantijn für die CES-Messe ausgewählt wurden, auf der wir mit den disruptivsten Unternehmen aus den Niederlanden vertreten sein werden. Seitdem das angekündigt wurde, sind wir von allen Seiten von VCs (Venture Capitalists) angesprochen worden. Wir sind jetzt für die großen Finanziers interessant. Es ist alles so schnell passiert, dass wir uns ein bisschen wie Alice im Wunderland fühlen. Wir führen Gespräche mit sechs Investoren, die Interesse haben, einer davon ist in Las Vegas. Das möchten wir während der CES ausnutzen.”
Lesen Sie Peter de Kocks jüngste Kolumne über die Lösegeldforderung in Maastricht.
Brauchen Sie diese neue Investition?
Zuerst standen wir vor der Wahl, ob wir wie ein Fahrradgeschäft langsam wachsen wollten oder ob wir dieses Angebot nutzen und sehr schnell international expandieren wollten. Wir haben uns für Letzteres entschieden. Jetzt sprechen uns viele Parteien an und wir werden ständig angerufen und gefragt, ob wir die neuen niederländischen Einhörner sind.
Warum machen Sie das?
Ich habe damit angefangen, um die Welt zu verbessern. Das geht viel langsamer, wenn man mit der Regierung zusammenarbeitet, als mit kommerziellen Parteien, allerdings aus gutem Grund. Manchmal ist das jedoch frustrierend, weil man etwas erreichen will. Das führte zu Pandora Intelligence. Schauen Sie sich die Subversion an, die viel Schaden in der Gesellschaft anrichtet und dazu führt, dass sich die Leute sich unsicher fühlen. Unser Ziel ist es, die Welt zu einem sichereren Ort zu machen. Wenn es um Subversion und Sabotage geht, gibt es so viel mehr verschiedene Ansätze, um dem entgegenzuwirken. Technologie ist nicht schuld am Engpass.
Warum schaffen es dann andere Firmen nicht, das alles zu lösen?
Viele andere Firmen schauen sich zum Beispiel an, woher ein Virus kommt. Welche Software wurde verwendet? Gibt es noch andere Taten? Wir gehen es auf ganzheitliche Weise an. Nehmen Sie die Lösegeldforderung der Universität Maastricht; diese Methode sagt etwas über die Motivation der Hacker aus. Wir bemühen uns, die verschiedenen Informationen zu möglichen Szenarien zusammenzuführen. Dazu verwenden wir Daten unserer Kunden, offene Daten und Informationen aus allen uns bekannten Geschichten. Wir verfolgen Newsfeeds, Filme und Foren. Alles, was wir zur Aufdeckung von Geschichten verwenden können, wir durchsuchen das gesamte Internet.
In einem Filmszenario hängt alles mit allem anderen zusammen. Die Art der Mordwaffe, die benutzt wird, sagt etwas über die Motivation des Täters aus. Auch der Ort eines Attentats hat Bedeutung. Wenn man all diese Werte zusammenfügt, kann man ein Ereignis komplett auflösen und herausfinden, was man dagegen tun kann.
Was uns einzigartig macht, ist dieser erzählerische Ansatz. Google zum Beispiel klassifiziert die Welt auf Basis kommerzieller Werte. Man kann für zusätzliche Klicks bezahlen. Aber die Welt ändert sich, Werte ändern sich. Wir wollen die Welt auf eine andere Art klassifizieren, indem wir die Symbolik und Ontologie berücksichtigen.
Sie haben lange als Dokumentarfilmer gearbeitet, später sind Sie zur Polizei gegangen und jetzt leiten Sie ein Start-up. Kommen hier diese beiden Welten zusammen?
So könnte man es sagen. Die Regierung ist eine große und (aus gutem Grund) langsam arbeitende Institution. Man kann nicht einfach etwas beschließen und durchführen. Sie ist an alle möglichen Regeln gebunden. Wohingegen ein Film recht schnell gereht werden kann. Ich kann mir jetzt etwas ausdenken und morgen mit den Dreharbeiten beginnen. Ein Start-up liegt definitiv irgendwo dazwischen, man ist viel freier als bei der Regierung und kann viel schneller Entscheidungen treffen. Aber ich sehe auch Gemeinsamkeiten. Denn sowohl in der Polizei- als auch in der Filmwelt muss man ein Team bilden, in dem man das Beste aus dem jeweils anderen herausholen kann. Das gilt auch für ein Start-up. Vor allem in der Anfangsphase, wenn der Stress hoch sein kann und man sich nicht so viele Fehler leisten kann.
Bekommen Sie manchmal Fragen gestellt, die Sie nicht beantworten wollen?
Manchmal bitten uns Ölkonzerne um Vorhersagen,wo und wann eine Pipeline bricht. Aber wir können das nicht tun, da es nichts mit menschlichem Verhalten zu tun hat. Wir können natürliche Prozesse nicht vorhersehen. Man könnte sicher berechnen, was Rost anrichtet, aber das überlassen wir anderen Unternehmen. Wir könnten uns die Wahrscheinlichkeit ansehen, dass jemand eine Pipeline in einer unruhigen Gegend sabotiert. Dazu können wir etwas sagen, weil es um menschliches Verhalten geht.
Wir wurden auch von Parteien angesprochen, die fragen, ob es möglich sei, ein Land politisch zu destabilisieren. Das ist theoretisch möglich. Sehen Sie sich nur Brexit und Cambridge Analytica an. Aber damit wollen wir nichts zu tun haben. Wir müssen uns immer fragen, für wen wir etwas tun und was die Konsequenzen sind.
Sie interessieren sich für Start-ups? Lesen Sie hier alle Artikel aus unserer Serie.