„Sirius-19“ ist eine der Langzeitstudien, mit denen sich die internationale Raumfahrt auf längere bemannte Missionen zu Himmelskörpern wie Mond und Mars vorbereitet. Dabei geht es um das optimale Zusammenspiel der Besatzung auf langen Flügen.
Es gibt zwar durch die Internationale Raumstation ISS und ihre Vorgänger eine breite Wissensbasis über Langzeit-Missionen in Schwerelosigkeit. Vergleichbare Erkenntnisse über längere Aufenthalte auf fremden Welten fehlen jedoch. „Sirius-19“ soll diese Lücke schließen.
Vier Monate im Simulator- “Sirius19”
„Sirius-19“ begann am 19. März in Moskau. Drei Frauen und drei Männer gingen im Missionssimulator des Instituts für Biomedizinische Probleme auf eine simulierte viermonatige Mission zum Mond. Beteiligt sind neben dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)https://www.dlr.de die russische Raumfahrtagentur Roskosmos http://en.roscosmos.ru/, die französische Raumfahrtagentur CNES (Centre national d’ études spatial) https://cnes.fr/en) und die US-amerikanische Raumfahrtbehörde NASA. Das Moskauer Institut für Biomedizinische Probleme gehört zur Russischen Akademie der Wissenschaften. Die Federführung für „Sirius-19“ liegt bei Roskosmos und der NASA.
Im Missionssimulator arbeitet die Besatzung komplett von der Außenwelt abgeschlossen. Der Simulator besteht aus einem mehrteiligen Komplex. Ein Modul enthält ein Stück nachgebildeter Mondoberfläche. Hinzu kommen Arbeits- und Unterkunftsmodule einer Raumstation im Mondorbit. Außerdem steht hier ein Raumschiffs-Simulator. Er stellt wahlweise ein Raumschiff oder eine Mondlandefähre dar. Die „Sirius-19“-Besatzung wird also zunächst zur Raumstation im Mondorbit fliegen. Dann wird sie dort Experimente durchführen. Etwa alle dreißig Tage wird ein Raumtransporter mit Versorgungsgütern ankommen. Außerdem werden vier Raumfahrer mit der Landefähre auf der simulierten Mondoberfläche landen und dort Proben sammeln. Auch ein Ausflug mit einem Rover steht auf dem Programm.
„Sirius-19“ hat gemischtgeschlechtliche Besatzung
Die Raumfahrtorganisationen in Europa, Russland und den USA interessieren sich schon seit einiger Zeit wieder stärker für bemannte Flüge. Allerdings dauerten die US-Mondmissionen nur jeweils wenige Tage. Sie eignen sich also kaum als Erfahrungsgrundlage. “Bevor hier überhaupt sinnvoll geforscht werden kann, müssen Besatzungen ausgebildet werden, die eine solche Mission erfolgreich bestreiten. Dafür müssen sie – wie in „Sirius-19“ – lange Zeit in einer Mischung aus psychischem Stress durch totale Abgeschiedenheit und hohem Leistungsdruck leben können. Nur so können wir mehr über das Zusammenspiel von Körper und Geist in Isolation erfahren”, sagt Dr. Christian Rogon, der zuständige DLR-Projektleiter.
Neu am „Sirius-19“-Experiment ist, dass eine gemischtgeschlechtliche Besatzung die Mission bestreitet. An Bord sind neben dem russischen Kommandanten Yevgeny Tarelkin die US-Amerikaner Reinhold Povilaitis und Allen Mirkadyrov sowie Daria Zhidova, Anastasia Stepanova und Stephania Fedeye aus Russland. Ähnliche Studien wie die das mehrere Jahre zurückliegende „Mars500“-Experiment waren mit rein männlichen Besatzungen durchgeführt worden. Bei „Sirius-19“ untersucht man nun das Verhalten einer gemischtgeschlechtliche Besatzung in der Isolation und unter hohem Leistungsdruck.
„Sirius-19“ testet Missions-Technologien
Während der „Sirius-19“-Simulation leisten die Astronauten echte Forschungsarbeit. Sie führen über 70 Experimente durch, die zahlreiche Aspekte zukünftiger Raumflüge abdecken. Sechs dieser Experimente stammen aus Deutschland. So erproben Forscher des Kölner DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin ein Lernprogramm zum Trainieren von Dockingmanövern von Raumschiffen an Raumstationen. Der frühere deutsche Astronaut Reinhold Ewald lässt die Besatzung das neue russische PTK-Federatsiya-Raumschiff steuern und an die Mondorbitalstation andocken.