@Physiotruck
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Manchmal, da fehlt ganz einfach die Zeit, um etwas mehr für die eigene Gesundheit zu tun. Wie schön wäre es zum Beispiel, in der Mittagspause an einem professionellen Zirkel-Training teilzunehmen, alternativ eine Entspannungsmassage zu genießen oder ganz gezielt, auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt, eine professionelle Physiotherapie zu erhalten? Am besten direkt vor Ort, in Fußnähe des Arbeitsplatzes und vielleicht sogar auf Kosten des Arbeitgebers. Das könnte ab sofort möglich werden. Denn Arbeitgeber wissen: In einem gesunden Körper steckt auch ein gesunder Geist, also eine leistungsfähige Arbeitskraft. Deshalb bieten auch immer mehr Arbeitgeber ihren Mitarbeitern eine gezielte, betriebliche Gesundheitsvorsorge an. Diese senkt nicht nur den Krankenstand. Sie fördert auch die Motivation der Arbeitnehmer und trägt zur Verbesserung des Allgemeinbefindens bei. Doch meist hat sie einen Haken: Die Durchführung scheint immer etwas umständlich.

Umgebauter Rettungswagen

Und genau auf diese Thematik haben sich der Taunussteiner Physiotherapeut Erfan Barogh und seine Kollegin Tamara Hanssen mit ihrem einmaligen Angebot spezialisiert. Nach seinem Studium an der Fresenius Hochschule baute der ehemalige Rettungssanitäter Barogh neben seiner beruflichen Tätigkeit eigens einen ausgedienten ASB-Rettungswagen als komplett ausgestattete, mobile Physiotherapie-Praxis um. In dem sogenannten Physiotruck ist alles drin, was das Team für seine Arbeit benötigt: Angefangen von einer modernen Therapieliege über ein Waschbecken bis hin zu Gymnastikgeräten sowie Hilfsmitteln wie Öle, Triggerstäbe und Tapes.

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Auch optisch erinnert das Innere des Wagens an eine kleine, liebevoll gestaltete Physio-Praxis: Eine kleine Palme sowie die apfelgrünen Sitz- und Liegeflächen lockern das ansonsten puristisch-modernen Design des Mobiliars auf. Zudem ist die Beleuchtung auf die jeweilige Behandlung abstimmbar. Und zu guter Letzt kann auf Wunsch auch eine leise Lounge-Musik im Hintergrund abgespielt werden.

Fast ein halbes Jahr baute der junge Unternehmer an seinem Truck. Zwar waren einige Standards wie Stromanschluss, Licht, Standheizung, Klimaanlage und Schränke in dem Fahrzeug schon vorhanden. Doch viele weitere Arbeiten kamen noch hinzu. So baute er einen neuen Boden ein, folierte die Schränke, setzte LED-Lichter ein, verkleidete die Radkästen und vieles mehr. Für zusätzliche Einbauten wie Waschbecken oder Eisfach – dies benötigen Barogh und Hanssen, um beispielsweise Kryotherapie anbieten zu können – verwendete er unter anderem Materialen aus dem Wohnmobilbereich.

Vorteile der Mobilität

Die Mobilität der außergewöhnlichen Physio-Praxis bietet einige Vorteile: So müssen vor Ort, also in den avisierten Unternehmen, nicht Extra-Räume für die Behandlung zur Verfügung stehen. Auch braucht der Therapeut selbst nicht umständlich sein ganzes Equipment zum Patienten beziehungsweise Kunden tragen. Vor allem aber ist die Ausstattung, im Vergleich zu anderen mobilen Angeboten, die mit faltbaren Massagebänken arbeiten, um einiges hochwertiger. So ist beispielsweise im Truck eine professionelle, therapeutische Liege eingebaut. Zudem hat das Team gleich alle nur denkbaren, notwendigen Utensilien – vom Kräuterstempel-Gerät bis hin zum Schröpfset – immer dabei und auch gleich griffbereit zur Hand. Des Weiteren bleibt, dies ist bei anderen mobilen Angeboten nicht immer möglich, im Truck die Privatsphäre stets gewahrt. Und natürlich herrscht hier ein medizinisch sauberes Umfeld.

Unternehmen und Veranstalter als Kunden

Im Moment ist das Team vor allem im Bereich des Taunuskreises unterwegs. Doch kann es sich durchaus vorstellen – sofern es für mehrere Tage gebucht wird – seinen Wirkungskreis auszuweiten. Aufgrund gesetzlicher Einschränkungen – wie etwa der geforderten Quadratmeterzahl der Therapiefläche und dem Nichtvorhandensein von sanitären Einrichtungen konzentrieren sich Barogh und Hanssen vor allem auf präventive Maßnahmen der beruflichen Gesundheitsförderung sowie auf Veranstaltungen der Sport- und Gesundheitsbranche. Und es kann sich freuen: Das mobile Konzept kommt gut an. Derzeit ist das Team mit dem findigen Geschäftsmodell für etwa einen Monat im Voraus ausgebucht. Die Kunden sind hauptsächlich Unternehmen und Veranstalter. Doch auch ein Privatrezept – sofern ein Hausbesuch verordnet wurde – könnte über den Physiotruck abgerechnet werden. Hierfür müsste der Truck nur auf dem Gelände des Patienten parken können. Je nach Therapie benötigt der Physiotherapeut daafür einen Stromanschluss von 240 V.

Visionen mobiler Therapie

Einen Blick in die Zukunft der mobilen Physiotherapie sieht Barogh wie folgt:

Wenn ich an die Zukunft der mobilen Physiotherapie denke, denke ich gerne an meine ursprüngliche Idee zurück: Während meines Physiotherapie-Studiums an der Hochschule Fresenius arbeitete ich weiterhin in Teilzeit als Rettungsassistent. Dabei merkte ich, dass der Rettungsdienst häufig wegen vermeintlicher Bandscheibenvorfälle alarmiert wurde. Oft stellte sich dann heraus, dass diese Schmerzen eine ganz andere Ursache hatten, wie zum Beispiel muskuläre Verspannungen. Das wurde mir durch mein Know-how aus dem Studium klar. Als mich ein Patient daraufhin ansprach, dass er froh wäre, wenn Therapeuten einen mobilen Notfallservice anbieten würden, war die Idee zum Physiotruck geboren.“

Derzeit ist laut Barogh aufgrund gesetzlicher Vorlagen ein mobiler Notfallservice nicht möglich. Doch er führt gezielt Gespräche auf politischer Ebene, um hier auf die Schwachstellen in unserem Gesundheitssystem hinzuweisen. Gleichzeitig gibt er der Politik auch Anregungen, um die Physiotherapie durch einen mobilen Service vor allem im ländlichen Raum weiterzuentwickeln und auszubauen.

Sollte die Nachfrage weiter steigen, kann sich Barogh zudem zunächst einmal vorstellen, einen weiteren Truck umzubauen und einzusetzen. Damit würde er sein derzeitiges Arbeitsgebiet auf den Raum Wiesbaden erweitern. Mit seinem Konzept könnte Barogh zukünftig durchaus weitere Arbeitsplätze schaffen und vielleicht sogar ein Umdenken in der unzeitgemäßen Gesundheitsvorsorge bewirken.