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Von Marius Brugman und Jessy de Cooker

Wenn heute Abend das erste klimaneutrale Spiel im niederländischen Profifußball zwischen dem FC Dordrecht und TOP Oss angepfiffen wird, gebührt der Tochter von Leon Vlemmings, dem Innovationsmanager des FC Dordrecht, Anerkennung. Sie war es, die Vlemmings auf die Idee brachte. “Sie sagte: ‘Papa, ich gehe zu einem Festival, das klimaneutral und kreisförmig ist’. Nachdem wir ein Werbevideo gesehen hatten, teilten wir es mit dem Netzwerk des Vereins und die Idee war geboren”.

Mit dem Energiek Dordt-Netzwerk will sich der FC Dordrecht nun als Knotenpunkt in einem Netzwerk aus lokalen und regionalen Unternehmen, Behörden und Bildungseinrichtungen etablieren, um mehr soziale und wirtschaftliche Wirkung zu erzielen. Die Fußballwelt befindet sich in einem Teufelskreis, meint Vlemmings, der im niederländischen Profifußball mehrere Positionen bekleidet hat. Nachhaltigkeit ist jetzt und in Zukunft eine wichtige gemeinsame Aufgabe. Vereine und Städte können dies nicht alleine lösen, sondern müssen gemeinsam handeln.

In Zeiten, in denen Wärmerekorde aufeinander folgen, die Energiekosten aufgrund der Energiekrise steigen und die Erde sich erwärmt, sind die derzeitigen Geschäftspraktiken für den Betrieb eines modernen Profivereins nicht mehr tragbar. Gemeinsam mit seinem Netzwerk, dem KNVB und dem Gegner TOP Oss hat der FC Dordrecht untersucht, wie der Spielbetrieb klimaneutral gestaltet werden kann: vom Transport über die Energie bis hin zum Essen im Stadion. Auf diese Weise will der Verein zeigen, wie Nachhaltigkeit Teil der Strukturpolitik werden kann, mit dem klimaneutralen Spiel als Aushängeschild.

Klimastrategie

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Unsere Untersuchung zeigt, dass der niederländische Profifußball Schritt für Schritt seine Nachhaltigkeitsmaßnahmen in konkrete Klimastrategien und -politiken umsetzt. 11 der 34 niederländischen Profiklubs geben an, dass sie derzeit konkrete Nachhaltigkeitsstrategien ausgearbeitet haben. Sie haben interne Vereinbarungen getroffen und konkrete Ziele für Treibhausgasemissionen wie CO2, Gasverbrauch und/oder den Übergang zu einem nachhaltigeren Stadion festgelegt. Darüber hinaus geben neun Vereine an, dass sie aktiv an der Ausarbeitung einer Klimastrategie arbeiten.

Der Fußball in den Niederlanden hinkt in Sachen Nachhaltigkeit zehn Jahre hinter dem “normalen” Geschäft hinterher, meint Jan Rotmans, Professor für Transition Studies an der Erasmus-Universität Rotterdam. “Man konzentriert sich zu sehr auf den Wahn des Tages. Die Vereine schauen auf Vorstandsebene kaum über eine Saison hinaus. Die vielen Wechsel von Generaldirektoren und technischen Direktoren sind auch nicht hilfreich, um eine längerfristige Strategie zu entwickeln.

In der Welt des Fußballs gibt es immer Spannungen zwischen Kurz- und Langfristigkeit, argumentiert Jos de Kruijff, kaufmännischer Direktor von Willem II. “Wir können in nachhaltige Lösungen wie Solarpaneele oder LED-Leuchten für die Stadionbeleuchtung investieren, aber das erfordert eine erhebliche Investition. Letztlich geht es bei einem Fußballverein um das sportliche Ergebnis. Willem II will aufsteigen. Alle anderen Dinge sind für dieses Ziel zweitrangig.

Willem II will aufsteigen. Alle anderen Dinge sind diesem Ziel untergeordnet.

Jos de Kruijff

Nachhaltigkeitspolitik als Zulassungsvoraussetzung

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Der Europäische Fußballverband UEFA und der KNVB setzen Nachhaltigkeit in verschiedenen Klimazielen und Richtlinien auf die Tagesordnung von Profivereinen. In der Fußball-Nachhaltigkeitsstrategie 2030 beispielsweise setzt der Europäische Fußballverband den Mitgliedstaaten und sich selbst das Ziel, die Klimaauswirkungen bis 2030 zu verstehen und die Treibhausgasemissionen bis 2030 zu halbieren. Die UEFA und der KNVB haben Nachhaltigkeit in die Lizenzierungsanforderungen aufgenommen. Ab dieser Saison müssen die BVOs eine Strategie zur sozialen Verantwortung” zu Themen wie Nachhaltigkeit vorlegen. Diese Vision muss im Einklang mit der UEFA-Strategie stehen. Die Vereine müssen außerdem eine “schriftliche Politik” zum Thema Nachhaltigkeit ausarbeiten und “diese Politik in der Organisation anwenden”.

Fußballvereine tun sich aufgrund von Unsicherheit und kurzfristigem Denken schwer, eine Politik zu entwerfen. ADO Den Haag wurde letztes Jahr nach Jahren der administrativen Instabilität von der US-amerikanischen Globalon Football Holdings übernommen. “Aufgrund der Umstände der letzten Jahre waren wir nicht in der Lage, eine Nachhaltigkeitspolitik zu entwickeln”, teilte ein Sprecher des Den Haager Keuken Kampioen Divisionist mit. ADO arbeitet derzeit eine langfristige Nachhaltigkeitsvision aus.

Bremsender Faktor

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Der Eredivisie-Klub Go Ahead Eagles verweist auf sein eigenes Stadion als verzögernden Faktor im Nachhaltigkeitsprozess. “Im Moment haben wir separate Projekte, zum Beispiel zur Mülltrennung, die wir in einer Politik bündeln wollen. Wir wollen De Adelaarshorst CO2-neutral machen und zwei neue Tribünen bauen”, sagt Sprecher Steef Alblas. Eine endgültige Genehmigung der Gemeindeverwaltung für das Projekt liegt jedoch noch nicht vor. “Diese Stadionfrage sorgt dafür, dass wir derzeit keine Nachhaltigkeitspolitik oder -ziele entwickelt und in politische Dokumente aufgenommen haben. Ein solcher Nachhaltigkeitsplan, der sich auf die weitere Entwicklung am jetzigen Standort stützt, kann in den Papierkorb wandern, wenn unsere Stadionpläne nicht verwirklicht werden. Dann können wir wieder ganz von vorne anfangen.”

Das Ausmaß, in dem das Thema Nachhaltigkeit in der Politik verankert ist, variiert von Verein zu Verein. Telstar hat mit den Green Lions 2019 eine eigene Stiftung gegründet, um nachhaltiger zu werden. “Wir wollen, dass unser – dann komplett renoviertes – Stadion bis 2030 energieneutral arbeitet”, berichtet Schatzmeister Steef Hammerstein. NEC-Sprecher Nick van der Cammen sagt, der Verein aus Nimwegen habe das Thema Nachhaltigkeit “in seine soziale Strategie” aufgenommen. “Allerdings wird dies – um Unterstützung zu schaffen – zunächst intern diskutiert.”

Eigene Klimavision

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Gemeinsam mit dem FC Twente und Vitesse erkundet der FC Eindhoven in dieser Fußballsaison die Möglichkeiten, nachhaltiger zu werden und den eigenen Energieverbrauch und die Klimabilanz zu verstehen. “Es handelt sich um eine Basismessung, die uns Aufschluss darüber gibt, welche Schritte in Bezug auf Umweltaspekte unternommen werden können”, erklärt Günther Peeters, Geschäftsführer des FC Eindhoven. Der Verein nimmt daran teil, nachdem er seine eigene Klimavision verabschiedet hat. Peeters: “Wir nehmen unsere Verantwortung gegenüber der Region Eindhoven wahr. Ausgehend von dieser Vision betrachten wir natürlich auch unsere Auswirkungen auf das Klima. Als kleiner Verein muss man in diesem Bereich kreativ sein”.

In der Kommunikationspolitik unterscheidet sich der Ansatz von Verein zu Verein. Ajax beispielsweise gibt in seinem Jahresbericht an, bis 2030 CO2-neutral arbeiten zu wollen. Der FC Twente berichtet ausführlich über CO2-Emissionen in Jahresberichten und in der Nachhaltigkeitsdokumentation auf seiner eigenen Website. In diesen öffentlichen Berichten scheinen der FC Twente und Ajax Ausnahmen von der Regel zu sein, und die nachhaltigen Aktivitäten der Vereine sind für die Fans oft nicht sichtbar. Eine verpasste Chance, so Professor Rotmans, angesichts der Vorbildfunktion, die Fußballvereine für ihre Fans haben können. “Kommunizieren Sie den Fans, was Sie tun. Es gibt Vereine mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen, aber die Fans sehen diese nicht im Stadionbesuch oder in der Kommunikation mit ihnen.” Nachfragen ergaben, dass die CO2-Emissionen nicht immer nach außen kommuniziert werden oder dass die Vereine derzeit noch dabei sind, ihre CO2-Emissionen vollständig zu erfassen.

Ehrgeizige Ziele formulieren

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Die Ausarbeitung einer Klimapolitik hilft Profivereinen, die Kontrolle über ihr eigenes Handeln zu behalten, sagt Joost Ploos van Amstel, Programmmanager für nachhaltige Wirtschaft bei der regionalen Entwicklungsorganisation Midpoint Brabant. “In Ihrer eigenen Politik legen Sie die Ambitionen und die Strategie Ihrer Organisation in Sachen Nachhaltigkeit fest. Sie können dann strukturiert an dem Thema arbeiten”.

Außerdem kann eine eigene Politik auch über die vom KNVB festgelegten Ziele hinausgehen. So will der FC Dordrecht seine CO2-Emissionen bis 2030 nicht halbieren, sondern bis dahin vollständig klimaneutral sein. Die CO2-Emissionen müssen von 341 Tonnen im Jahr 2019 auf Null gesenkt werden, wobei das klimaneutrale Spiel am Freitag, 19. Mai, gegen TOP Oss als Ansporn dienen soll. Um ein klimaneutrales Spiel zu erreichen, plant der Verein, die Tribünenheizung nachhaltiger zu gestalten, den Fans Fahrräder zur Verfügung zu stellen und wiederverwendbare Trinkbecher zu verwenden. Diese konkreten Aktionspunkte spiegeln sich auch in dem Plan wider, in sechs Jahren klimaneutral zu sein. Vlemmings: “Der FC Dordrecht hat einen Mehrjahresplan entwickelt, um sein Umfeld auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit aufzuwerten. Das klimaneutrale Spiel ist unser Kickstarter, mit dem wir Erkenntnisse gewinnen, um die Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele zu beschleunigen.”

Am Freitag, den 19. Mai, werden der FC Dordrecht und TOP Oss im Matchoholic-Stadion in Dordrecht das erste klimaneutrale Spiel der Niederlande austragen. Diese Veröffentlichung wurde mit Unterstützung des Fonds Bijzondere Journalistieke Projecten (fondsbjp.nl) erstellt.