Das Klima verändert sich und wir alle werden die Folgen spüren, überall auf der Welt. Es gibt viele Pläne, sich darauf vorzubereiten oder sogar den Prozess umzukehren. Aber was können Sie als Stadtrat einer mittelgroßen Stadt in den Niederlanden dazu beitragen? Welche Auswirkungen hat eine Klimamaßnahme auf lokaler Ebene? Rik Thijs, Stadtrat für Klima & Energie in Eindhoven, berichtet einmal im Monat über seine Dilemmas, seine Entscheidungen und seine Ambitionen.
Mein Heizkessel macht seltsame Geräusche, das habe ich in der Weihnachtspause bemerkt. Ich habe diese Wochen genutzt, um notwendige Wartungsarbeiten an meinem Haus durchzuführen. Im September bin ich mit meinem Freund dahin gezogen und er dachte, es wäre an der Zeit, die bläulichen Wände etwas weniger bläulich zu streichen und einige Schränke zusammenzubauen, die wir bei unserem großen schwedischen Freund gekauft haben. Es schien recht überschaubar. Bis wir ein Leck an den Dachgauben bemerkten und unser Boiler so viel Lärm machte, dass es schien, als könnte er jeden Moment in die Luft fliegen. Bei einem älteren Haus hat man immer Mängel – also ist es ab und zu an der Zeit, in das Haus zu investieren, damit man wieder komfortabel leben kann.
Ich kann die Gaube reparieren und vielleicht auch gleich dämmen, aber was wäre eine gute Wahl für meinen Heizkessel? Auch als Stadtrat für Klima und Energie kann ich diese Frage nicht ohne Weiteres beantworten. Soll ich ihn ersetzen? Und wenn ja, wodurch? Soll ich einen neuen Kessel kaufen, werde ich ihn leasen oder entscheide ich mich für die Investition in eine Wärmepumpe? Wenn ich mir diese Fragen stelle, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass viele Menschen in Eindhoven das Gleiche tun.
Wir sind in den 20er Jahren, den ‚Übergangs-Zwanzigern‘, angekommen. Das wird das Jahrzehnt sein, in dem die Energiewende vollzogen werden muss. Wir werden uns hoffentlich massiv vom Erdgas verabschieden. Als Gemeinde arbeiten wir an einem Ansatz, um zu sehen, wie wir nacheinander in jedem Viertel vom Erdgas loskommen können. Als Stadtrat arbeite ich jeden Tag daran, aber als Anwohner gibt mir das noch nicht den gewünschten Handlungsspielraum.
Während der Weihnachtsfeiertage wurde mir die Rolle der Gemeinde noch bewusster. Wir konzentrieren uns auf die Frage, wie wir unseren Bewohnern und Unternehmen besser helfen können, die richtigen Entscheidungen bei der Energiewende zu treffen. Ein erster Schritt ist die „Warmtevisie” [Vision über Wärme], die der Stadtrat in den kommenden Wochen prüfen wird. Sie ist der Auftakt zu einer erdgasfreien Stadt. Wir prüfen, welche alternativen Wärmequellen wir als Stadt haben und in welchen Stadtteilen wir sie einsetzen könnten. Im nächsten Jahr werden wir das noch konkreter machen. Natürlich können nicht alle Stadtteile auf einmal versorgt werden. Als Anwohner ist es auch schön zu wissen, dass Ihr Viertel im nächsten Jahrzehnt nicht vom Erdgas abgestellt wird. Als Hausbesitzer können Sie dann zum Beispiel mehr Aufwand in die Isolierung und die Solaranlagen stecken.
Woensel-West, das Viertel, in dem ich wohne, gilt als ein Stadtteil, der in eine erdgasfreie Zone umgewandelt werden kann. Es folgt eine technische Studie über die Machbarkeit eines Wärmenetzes. In den kommenden Jahren wird sich also in meiner Nachbarschaft nicht viel ändern. Hoffentlich hält mein Heizkessel noch eine Weile, sonst muss ich für die nächsten Jahre vielleicht einen mieten, bis klar ist, was genau um mein Haus herum passieren wird. Aber so oder so wird mein Heizkessel sehr bald gewartet werden müssen.
Einwohner von Eindhoven, die wissen wollen, ob ihr Viertel in naher Zukunft auch erdgasfrei wird und ob es alternative Wärmequellen gibt, können auf www.eindhovenduurzaam.nl/aardgasvrij nachsehen.