Jeroen Steenbakkers, Gründer und Eigentümer des IKT-Unternehmens Argaleo, hatte vor zwei Jahren die Idee für das Digital Twin Data Dashboard. Steenbakkers hatte bereits die Technologie, sah aber einen tiefen Graben zwischen dieser Technologie und den Endnutzern, z. B. Entscheidungsträgern und Politikern. “Auf Grundlage von Informationen müssen sie Entscheidungen treffen, die eine Stadt voranbringen”, erklärt er. “Dabei wird ihnen gesagt, dass sie sich an Daten orientieren sollen. Aber in der Regel sind sie keine Datenspezialisten.”
Städte zukunftssicher machen
Um dem wachsenden Bedarf an datengestützten Informationen gerecht zu werden – und um teure und zeitaufwändige Gutachten zu vermeiden – entwickelte Steenbakkers die “Smart Viewing Box”. Er erklärt: “Es handelt sich um die digitale Kopie einer Stadt, in der verschiedene Arten von Daten miteinander verknüpft sind. Außerdem haben wir das Dashboard so gestaltet, dass der Endnutzer es für seine tägliche Arbeit verwenden kann. Letztlich werden so die Innenstädte schneller und effizienter zukunftsfähig gemacht.”
Der digitale Zwilling führt Daten aus über 250 Datensätzen zusammen. Es ist sogar möglich, die Informationen zu filtern, so dass nur die Themen angezeigt werden, die in diesem Moment für die Person, die das 3D-Dashboard benutzt, wichtig sind. Beispiele sind Besucherströme oder Klimadaten, aber auch Themen wie Sicherheit, Mobilität, Eigentum und Nachhaltigkeit. Steenbakkers: “Um die Daten in verwertbare Informationen umzuwandeln, verbinden wir unseren Viewport auch mit den Datenplattformen der Städte selbst. Auf diese Weise erschließen wir nicht einfach Daten, sondern auch Daten in Echtzeit. Diese Kombination bietet einen realen Einblick.”
Mehrere Innovationspreise für das Daten-Dashboard
Das digitale 3D-Modell ist über eine Webanwendung verfügbar. Dadurch wird der digitale Zwilling benutzerfreundlich und leicht zugänglich. Und alles funktioniert extrem schnell. “Die enorme Geschwindigkeit dieser Webtechnologie ist absolut innovativ”, sagt Steenbakkers. Das Daten-Dashboard ist nicht unbeachtet geblieben. Argaleo hat bereits verschiedene Innovationspreise gewonnen, darunter die CIO Magazine Innovation Awards 2021 und – zusammen mit LivingLab Scheveningen – den World Smart City Award 2021. Außerdem wird das Dashboard inzwischen von sechs Sicherheitsregionen, vier Provinzen und etwa zehn Gemeinden genutzt, darunter Den Bosch, Breda, Den Haag und Vlaardingen.
Straßenvermessung während der Corona-Krise
Argaleo begann in einer schwierigen Zeit, kurz vor der Corona-Krise. Dank seines innovativen Ansatzes ist es Steenbakkers und seinem Team dennoch gelungen, einen großen Erfolg zu erzielen. “Ich war mir der großen Leistungsfähigkeit der Technologie bewusst. Aber es musste so schnell wie möglich mit einer konkreten Problematik verknüpft werden”, sagt Steenbakkers. Und dieses Problem war Corona. Denn wie kann man in einer solchen Krise verhindern, dass die Innenstädte überfüllt sind? Und noch besser: Wie kann man solche Staus vorhersagen, so dass die Stadt sofort eingreifen kann?
Steenbakkers: “Das Dashboard zeigt uns genau, wie stark eine Stadt frequentiert ist. Aber wenn man jetzt sieht, dass es zu voll ist, ist es eigentlich schon zu spät. Deshalb sagen die digitalen Zwillinge auch voraus, wie voll es in 15 Minuten oder einer Stunde sein wird. So kann im Bedarfsfall sofort eingegriffen werden. Es ist auch möglich, langfristige Analysen durchzuführen, um die Politik und die Trends zu verfolgen.”
Eine blitzschnelle Umgebungsanalyse ist ein weiterer großer Vorteil des Dashboards. Steenbakkers nennt ein Beispiel: “Bei einem Brand wollte die betroffene Sicherheitsregion so schnell wie möglich wissen, wie die unmittelbare Umgebung des Brandes aussieht. Über den digitalen Zwilling konnten sie u. a. eine Tankstelle und eine Kindertagesstätte sehen. Die Stärke des digitalen Zwillings liegt darin, dass er schnelle und klare Informationen in einer einzigen Ansicht liefert.”
Das Daten-Dashboard überschreitet Grenzen
Ein weiteres innovatives Element ist laut Steenbakkers das Überschreiten von Domänen. “Es gibt eine Menge Daten aus der Geowelt, aber die Geowelt spricht normalerweise nicht mit anderen Welten. Wir sprechen mit der Welt der Nachhaltigkeit, der Welt der Mobilität und der Welt der Sicherheit. Wir bringen also Technologien, die anderswo bereits ausgereift sind, auf andere Märkte.”
Schließlich erwähnt Steenbakkers die Möglichkeiten im Bereich von Kommunikation und Unterstützung innerhalb einer Stadt. “Die Kommunen sind für die Städte zuständig, aber in der Stadt selbst gibt es noch viel mehr Akteure. Man denke an Ladenbesitzer und andere Unternehmer. Sie alle haben ihre eigenen Interessen und Vorstellungen. Indem wir allen Zugang zu demselben Dashboard geben, gehen sie buchstäblich und bildlich in dieselbe Richtung.”
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