Wie kann ein Zug in weniger als einer Stunde 600 Kilometer zurücklegen? Früher dachten wir, das sei unmöglich. Aber heute sind wir dem näher denn je. Innovation Origins hat bereits viel über das Hyperloop-Konzept geschrieben. Erst kürzlich haben wir von der Delfter Firma Hardt Hyperloop und ihren neuesten Plänen berichtet. Inzwischen verbreitet sich dieselbe Idee auch in Polen. Die Firma Hyper Poland arbeitet derzeit an einer Technologie, die uns ermöglicht, innerhalb von nur 30 Minuten von Danzig nach Krakau zu fahren.
Passive Magnetschwebebahn
Hyper Poland will Züge schneller machen, indem das Unternehmen auf die Magrail-Technologie setzt. Das System besteht aus einer passiven Magnetschwebebahn, die auf bestehende konventionelle Eisenbahnschienen aufsetzt. Der Prototyp des Hyperloop-Fahrzeugs wurde von einem Studententeam gebaut und später für einen SpaceX Hyperloop-Pod-Wettbewerb II nach Kalifornien geschickt. Seitdem hat das Unternehmen mehrere prestigeträchtige Preise gewonnen und ein internationales Team aus innovativen Vordenkern zusammengestellt. Ihre Hauptpartner sind unter anderem Microsoft, Transfer Multisort Elektronik, die Technische Universität Warschau und das Eisenbahnforschungsinstitut. Die Entwicklung von Hyper Poland ist ziemlich beeindruckend. Die Mitbegründerin & CBO von Hyper Poland, Katarzyna Foljanty, aber ist sich sicher, dass sie noch weitere ehrgeizige, innovative Ideen für die Zukunft entwickeln werden. Innovation Origins hat nachgefragt, wie die Idee zu Hyper Poland entstanden ist.
Wie entstand die Idee für Hyper Poland?
Hyper Poland wurde 2015 ins Leben gerufen. Ursprünglich war es ein akademischer Think-Tank, der sowohl aus Studenten als auch aus Wissenschaftlern und Alumni von der Technischen Universität Warschau bestand. Zwischen 2015 und 2017 hat dieses Team an verschiedenen Hyperloop-Wettbewerben teilgenommen. Sie waren die Finalisten von zwei SpaceX-Hyperloop-Pod-Wettbewerben, die von Elon Musk organisiert wurden. Im Jahr 2016 gingen Łukasz Mielczarek, der derzeitiger Leiter der Infrastruktur und ich zu Hyper Poland. Danach hat Hyper Poland den Innovationspreis beim Build Earth Live-Wettbewerb in Dubai gewonnen. Als Przemek Paczek, der aktuelle CEO, Ende 2016 zu Hyper Poland kam, wurde aus diesem akademischen Think Tank ein Unternehmen. Gleichzeitig hat unser Team einen einzigartigen dreistufigen Ansatz für die Entwicklung der Hyperlooop-Technologie entwickelt.
Wie reagieren die Kunden?
Die Menschen in Polen stehen polnischen Erfindungen eher skeptisch gegenüber. Nicht so sehr wegen der mangelnden Fähigkeiten der polnischen Erfinder, sondern wegen des Mangels an angemessener finanzieller und politischer Unterstützung für solche Projekte. Deshalb waren die Leute entweder von unserem Projekt begeistert oder sie sagten, dass es in Polen nicht funktionieren würde.
Das Konzept des Hyperloops ist für viele Menschen noch immer Science-Fiction. Bei Hyper Poland haben wir uns jedoch auf einzigartige Weise an die europäische Realität angepasst. Das fängt mit der Umsetzung der ersten Stufe, der Magrail, an. Sie startet in den kommenden Jahren. Das macht unseren Ansatz einzigartig und bodenständig.
Magrail ist eine passive Magnetschwebebahn, die auf bestehenden konventionellen Eisenbahnstrecken mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h und 415 km/h auf HSR-Strecken (Anmerk. d.Red. High Speed Rail) fährt. Diese Hybridlösung ermöglicht den Betrieb sowohl des Magrail-Systems als auch konventioneller Züge auf denselben Strecken. Das kann später in ein Vakuumsystem – Hyperrail – umgewandelt werden, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 600 km/h (373 mph) auf bestehenden konventionellen Gleisen. Bis zu 1.000 km/h könnten auf auf HSR-Strecken möglich sein. Unser letzter Schritt wird neue, spezielle Strecken erfordern. Diese neuen Korridore werden es dem Hyperloop ermöglichen, mit bis zu 1.200 km/h zu fahren. Er wird Subsysteme verwenden, die in den ersten beiden Generationen getestet wurden.
Was war das größte Hindernis, das Sie bisher überwinden mussten?
Am Anfang gab es viele Hindernisse. Es mangelte an Vertrauen, Geld und an Unterstützung von bekannten Partnern. Wir brauchten buchstäblich alles. Wir mussten beweisen, dass unsere Technologie kein Papiertiger ist. Anfang 2019 glaubten die ersten Partnerunternehmen an uns. Wir wurden unterstützt von Transfer Multisort Elektronik, Microsoft und dem Nationalen Polnischen Zentrum für Forschung und Entwicklung, das uns mit 3,8 Millionen Euro bezuschusste. Außerdem haben wir im Herbst 2019 auf der Magrail-Demo in Warschau einen schwebenden Prototyp gezeigt. Das war ein Wendepunkt, an dem viele Menschen begannen, an das zu glauben.
Wo wird Hyper Poland in fünf Jahren sein?
Im Moment konzentrieren wir uns auf die zweite Runde der Kampagne zur Finanzierung von Eigenkapital auf der britischen Plattform Seedrs. Die Einnahmen aus dieser Kampagne werden wir dazu verwenden, die Forschung und Entwicklung von Schlüsselelementen von Magrail fortzusetzen. Für jeden Euro aus dieser Runde gibt es weitere vier Euro aus dem EU-Zuschuss. Diese werden dann in den Bau einer 1:1-Teststrecke für das Magrail-System investiert. Zwischen 2021 und 2022 wollen wir die ersten Tests durchführen. In fünf Jahren möchten wir die ersten Pilotprojekte abschließen.