Wer in den letzten Tagen die Stichworte „Bäume” und „sterben” im Internet eingegeben hat, wird zweifellos bis ins Mark erschüttert sein. Vielfraße, Pilze, Raupen, Waldbrände, Stürme und Dürren haben katastrophale Auswirkungen auf den deutschen Wald- und Baumbestand.
Am vergangenen Mittwoch sah sich die deutsche Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner von der Abholzung veranlasst, einen Sofortfonds in Höhe von 800 Millionen Euro anzukündigen, wie sie auf dem nationalen Waldgipfel in Berlin sagte: „Unseren Wäldern geht es nicht gut”. Im Gegenteil, es gibt ganze Gebiete, in denen der Wald stirbt.”
800 Millionen Euro für die Rettung des Walds https://t.co/z08AEyCxB4 #Waldgipfel #Klöckner
— tagesschau (@tagesschau) September 25, 2019
Laut Klöckner sind derzeit 180.000 Hektar Wald bedroht, aber nicht nur die Wälder sind gefährdet, wie wir auf einer anderen Baumkonferenz in Berlin erfahren haben. Mindestens ebenso kritisch ist die Situation in den Städten.
Der Baumexperte Manfred Forstreuter von der Freien Universität Berlin sprach von einer „Katastrophe” im Berliner Baumforum. Ihm zufolge hat Berlin im vergangenen Jahr rund 2.500 Bäume verloren, und nach zwei sehr warmen Jahren sind viele Bäume in einem schlechten Zustand.
Seine größte Sorge gilt den älteren Bäumen, die über 40 Jahre alt sind. Von den 431.000 Straßenbäumen (ohne Parks und Wälder) fallen 43% in diese Kategorie. Aufgrund von zwei extrem trockenen und damit warmen Jahren leiden die Bäume unter „Hitzestress”. „Und zu viel Stress ist tödlich”, sagt Forstreuter. „Es war hier dieses Jahr wärmer als in der Toskana!”
Laut Forstreuter zeigt sich der Stress in der relativ großen Menge an Früchten, Nüssen und Samen, die die Bäume in diesem Jahr tragen. Die Obstbauern werden sich dieses Phänomens bewusst sein. Es ist die Antwort der Natur auf eine bevorstehende Katastrophe. „Wenn sich die Katastrophe nähert, neigen Bäume dazu, wieder alles für die Nachkommen zu geben. Dann sterben sie.” Ein weiteres, eindeutiges Zeichen sind trockene Baumkronen. Es ist jedoch nicht genau bekannt, wie viele Bäume kurz vor dem Tod stehen. „Das Problem in Berlin ist, dass jeder Bezirk seine eigenen Kriterien hat. Außerdem gibt es kein zentrales Register für den Baumbestand.”
Fortsreuter hat keine vorgefertigten Lösungen, aber zumindest ist er anderer Meinung als einer der anderen Sprecher im Baumforum, Martin Schreiner vom Pflanzenschutzamt Berlin. Seine Botschaft ist, dass es besser sei, kranke alte Bäume sterben zu lassen und die Energie stattdessen auf junge, gesunde Pflanzen zu konzentrieren.
Laut Schreiner wäre es klüger, das Bisschen Geld, das der Stadt zur Verfügung steht, für Neuanpflanzungen zu verwenden. Seiner Ansicht nach muss die Menschheit lernen, mit dem Klimawandel zu leben. „Die Stadt hat sich in den letzten 100 Jahren enorm verändert. Das gilt nicht nur für die Temperatur, sondern auch für das Verkehrsaufkommen und die Art der Gebäude. Das erfordert einen anderen Ansatz für das Umweltmanagement.” So befürwortet er beispielsweise die Anpflanzung hitzebeständigerer Baumarten, eine Richtung, an die Ministerin Klöckner auch für die Wälder denkt.
Forstreuter glaubt, dass man den Begriff „alte Bäume” nicht so einfach verwenden könne. Natürlich müssten wirklich kranke Bäume gefällt werden, aber um die anderen Bäume, die nur durch ein paar Trockenjahre geschwächt wurden, müsse sich die Gemeinde ernsthaft kümmern. Eine Möglichkeit wäre die Durchführung von verbindlichen Baumverträglichkeitsprüfungen im Rahmen von Bauprojekten, wie dem Bau von Häusern und neuen Straßen und Gehwegen.
Die dramatischste Geschichte des Baumforums kam übrigens nicht aus Berlin, sondern aus Magdeburg. Es gibt einen Mörder aus Asien, der den Baumbestand in den letzten fünf Jahren um 10.000 Bäume dezimiert hat. Es ist der asiatische Laubholzbockkäfer, der laut Förster Jens Geffert aus Sachsen-Anhalt keine natürlichen Feinde hat. Er ist ein Tier, das vermutlich in Holzpaletten aus China kam. Um diesen Käfer (und seine Larven) zu bekämpfen, hat sich Geffert mit etwa 20 Personen zusammengeschlossen. „Es ist ein harter, teurer Kampf und wir wissen nicht, ob wir ihn gewinnen werden.”
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