Auch wenn man es sich in einem Schnee- bzw. regenreichen Winter wie diesen nicht vorstellen kann: Die europäischen Auenwälder sind langfristig aufgrund der durch den Klimawandel bedingten, langen Trockenperioden bedroht. Doch nicht nur das: Grundwasserentnahmen für Industrie und Haushalte verstärken diese Situation um einiges. Dieses alarmierende Forschungsergebnis wurde kürzlich von einem Team des Instituts für Forstwissenschaften der Universität Freiburg in der Fachzeitschrift Frontiers In Forests And Global Change veröffentlicht. Die Untersuchung zeigt sogar deutlich, dass die Grundwasserentnahmen die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die von Eichen dominierten Auenwälder noch verstärkt. Somit gehören diese zu den gefährdetsten Wäldern Europas.
Hinzu kommt, dass die Auenwälder durch Umwandlung zu Acker- und Grünland sowie als Siedlungsfläche schon lange einen Großteil ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets eingebüßt haben. Flussbegradigungen und Entwässerungen veränderten den natürlichen Wasserhaushalt ebenfalls. Nicht zuletzt dezimieren auch eingeschleppte Schädlinge sowie Krankheiten weitere natürliche Baumarten wie Ulmen und Eschen. Und das, obwohl unsere Wälder unter anderem in Bezug auf die Regulation von Hochwassern sowie den Schutz der Biodiversität eine wichtige Funktion innehaben.
Analyse von Jahrringbreiten und Klimadaten
Ausgangspunkt der Freiburger Studie war die Beobachtung, dass die Vitalität alter Bäume in den Eichenwäldern des Rheintals deutlich abgenommen hatte. Parallel dazu schien die Mortalität deutlich zugenommen zu haben. Daraufhin untersuchte die Forschungsgruppe um den Waldökologen Prof. Dr. Jürgen Bauhus, ob diese Trends sich auch anhand der Wachstumsverläufe der Bäume erkennen ließen. Ebenfalls betrachteten sie, ob diese mit der vielerorts stattfindenden Grundwasserentnahme für Industrie und Haushalte zusammenhingen. Das Abpumpen von Wasser kann den Grundwasserspiegel so tief absenken, dass es selbst für tiefwurzelnde Eichen nicht mehr erreichbar ist.
Die Forstwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler untersuchten zu diesem Zweck die Jahrringe von jungen und alten Bäumen auf Standorten ohne sowie auch mit deutlicher Grundwasserentnahme. Das Untersuchungsgebiet reichte von drei Stieleichenwäldern des Rheintals vom Freiburger Mooswald bis hin zum Hessischen Ried bei Lampertheim. Anhand der Analyse von statistischen Zusammenhängen zwischen Jahrringbreiten und Klimadaten zeigte sich, dass das jährliche Stammwachstum der Eichen negativ von der Sommertrockenheit beeinflusst wurde. Bei allen untersuchten Standorten liegt der Beginn der Grundwassergewinnung übrigens schon mindestens 49 Jahre zurück. Entsprechend stellte sich heraus, dass diese Eichen in ihrem Wachstum deutlich gegenüber der Sommertrockenheit empfindlicher waren. Im Gegensatz dazu blieb die Empfindlichkeit des Jahrringwachstums bei Eichen auf nicht beeinträchtigten Standorten im Laufe der Zeit relativ stabil. Einen weiteren Unterschied zwischen Standorten mit und ohne Grundwasserentnahme benennt Georgios Skiadaresis, Doktorand und Hauptautor der Studie: „Eichen mit Grundwasserkontakt können sich in Phasen mit günstiger Witterung besser erholen, wie man an einem erhöhten Jahrringwachstum erkennen kann. Bei Eichen ohne Grundwasseranschluss ist das deutlich weniger der Fall.“ Das heißt also, unsere nassen Winter unterstützen zwar die Eichen, die nicht in der Nähe von Grundwasserentnahmen stehen im Wachstum. Doch da es sich eher um kurzfristige nasse Witterungen handelt, können diese das Grundwasser in Verbindung mit dem Trend zu längeren Tockenperioden bei gleichzeitiger Grundwasserentnahme nicht auf den Normalspiegel bringen.
Eine weitere Vermutung der Forschenden, dass junge Eichen weniger von Grundwasserabsenkungen betroffen sind, weil ihr Wurzelsystem möglicherweise anpassungsfähiger als das von alten Eichen ist, bestätigte sich in der Studie nicht.
Grundwasserentnahme sollte reduziert werden
Angesichts ihrer Ergebnisse empfehlen die Autorinnen und Autoren in Trockenperioden die Grundwasserentnahme aus Auenwäldern zu reduzieren, statt zu erhöhen. Nur so kann die Vitalität der Bäume in diesem Ökosystemen langfristig erhalten bleiben. Gleichzeitig wäre es besser, die Anpassungsstrategien in anderen Sektoren, etwa die Bewässerung in der Landwirtschaft, nicht auf Kosten der Gesundheit dieser Wälder vorzunehmen.
Dieser Artikel könnte Sie auch interessieren
Amazonaswald kann Resilienz trainieren
CO2-Aufnahme bei jungen Wäldern um 25 Prozent erhöht