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Als ich mit einem Freund 2019 e-engine.de startete, war unser Credo, dass wir an die Elektromobilität glaubten. Im Januar 2019 wurden in Deutschland 4.648 Stromer laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) abgesetzt. Das erfolgreichste Modell war der Renault ZOE mit 799 Einheiten gewesen.

Seitdem ist die Elektromobilität in Deutschland weit gekommen. 2023 wurden insgesamt 524.219 rein elektrische Fahrzeuge zugelassen, der Bestand zum Stichtag 1.1.2024 betrug 1,409 Mio. Stromer. Das sind 2,9% aller rund 49 Mio. zugelassenen Pkw.

Also alles in Butter?

Seit Dezember 2023 mehren sich allerdings die Zweifel, ob die deutsche Wirtschafts-, Energie- und Verkehrspolitik für die Elektromobilität tatsächlich gesund sein kann. Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck verkündete bekanntlich in diesem Monat aufgrund klammer Haushaltskassen das Aus der staatlichen Subventionen für die elektrische Transition.

Das erste Quartal war desaströs

Das erste Quartal 2024 gestaltete sich nach einem noch glimpflich verlaufenen Januar schließlich äußerst desaströs. 2023 wurden noch 94.736 Stromer in Q1 abgesetzt, jetzt waren es nur 81.337 Fahrzeuge gewesen. Der Rückgang hätte auch größer ausfallen können, hätten nicht fast alle OEMs und Hersteller ihrerseits mit „Umweltboni“ und Preisnachlässen den Markt zu stabilisierten versucht.

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Der Ausblick ist düster

Diese „Umweltboni“ werden allerdings laut Autopapst Ferdinand Dudenhöffer in den nächsten Wochen auslaufen. Zudem kaprizieren sich die Hersteller durch die schlechte Planungssicherheit durch die Bundesregierung auf teure Autos im Bereich von 45.000 bis 60.000 Euro.

Das war in der Vergangenheit kein Problem gewesen, denn durch die Verheißung von hohen Restwerten und erklecklichen Umweltboni wären die Anschaffungspreise relativiert worden. Doch auch hier hat eine Erosion eingesetzt.

Gebrauchtfahrzeugmarkt liegt am Boden

Der Gebrauchtfahrzeugmarkt ist derzeit theoretisch äußerst käuferfreundlich. Durch die hohen Preisnachlässe sanken auch die Restwerte der 2021 bis 2023 gekauften Elektrofahrzeuge – übrigens dramatischer, als die der Verbrenner.

Das und der Mangel an bezahlbaren Stromern mit akzeptablen Reichweiten führt zu einer Kaufzurückhaltung und vermehrten Hinwendung zu PHEVs oder gar reinen Verbrennern.

Elektrofans beschwören den Markt

In der Elektroblase will man das nicht wahrhaben. Da ist die Rede von konzertierten Aktionen von Ölindustrie, OEMs, Presse und Medien gegen die Elektromobilität. Andere sehe keinen langfristigen Einbruch und glauben, dass die Absatzdelle nur von kurzer Dauer sei.

Fakt ist aber auch, dass kein normal denkender Mensch mehr von den 15 Mio. Stromern zum Stichtag 1.1.2030 spricht. 

Die Politik hat der Elektromobilität geschadet

Letztlich hat die Politik den Markt (vorerst) zur Stagnation gebracht. Schon reden einige von einer Wiederauferstehung des Verbrenners. Pikant: der Verbrenner war bislang ohnehin nie weg, denn 2,9% Marktanteil der Stromer sind nichts weiter als eine Nische.

Glaube ich weiter an die Elektromobilität?

Wie sagte Churchill einst über die Amerikaner? „Man kann sich immer darauf verlassen, dass die Amerikaner das Richtige tun, nachdem sie alles andere ausprobiert haben.“ Man könnte dieses Bonmot auch auf die deutsche Wirtschafts- und Energiepolitik übertragen. 

Nur glaube ich inzwischen, dass die Hinwendung um Richtigen in Deutschland weit länger dauern wird. Ich habe deshalb große Zweifel zumindest mittelfristig.