Es war nicht ein einzelner Moment. Es war eher ein längerer Prozess, so erklärt es Johannes Alderse Baas. Ihm wurde bewusst, dass Fahrräder tatsächlich produziert werden, um sie so schnell wie möglich wegzuwerfen. Warum also nicht ein Fahrrad aus einem zirkulierenden Material herstellen? Zum Beispiel aus Plastik. Und so ist DutchFiets entstanden, eine Fahrradfabrik im niederländischen Woudenberg, die Kunststofffahrräder herstellt. Fahrräder, die man am Ende ihres kommerziellen Lebenszyklus an die DutchFiets zurückgeben kann. Zur Wiederverwendung.
Wie sind Sie auf die Idee für das Kunststoffrad gekommen?
“Schon während meines Maschinenbaustudiums hatte ich die Idee, Fahrräder nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft herzustellen. Ich habe gesehen, wie man in Baumärkten für wenig Geld Fahrräder kaufen kann. Aber diese Fahrräder, kann man im nächsten Jahr eigentlich wieder wegwefen. Sie sind dafür gemacht, entsorgt zu werden. Das ist eine enorme Verschwendung von Ressourcen. Hinzu kommen die Umweltauswirkungen des Transports aus den asiatischen Erzeugerländern nach Europa.
Ich wollte ein Fahrrad entwickeln, das in die Kreislaufwirtschaft passt. Zuerst wollte ich dafür gebrauchte Fahrräder verwenden. Das erwies sich in der Praxis als ungünstig. Dann hatte ich die Idee, Kunststoff zu verwenden. Man kann Kunststoffe mit relativ geringem Energieaufwand wiederverwerten. Und wenn man den Verkauf mit einer Kaution verbindet, kann man sicher sein, dass das Fahrrad wieder zurückkommt. Denn niemand wirft einfach 100 Euro weg.”
Was zeichnet Ihr Produkt aus?
“Eigentlich sind wir mit unserem Fahrrad aus Kunststoff einzigartig. Es wurden auch andere Prototypen gebaut. Aber es gab noch nie ein Fahrrad aus Kunststoff, das man wirklich kaufen konnte. Es ist ziemlich schwierig, so etwas zu produzieren. Sie müssen sich mit allen möglichen Sicherheitsaspekten befassen. Es muss alles sehr stabil sein, ohne dass es gleichzeitig zu schwer wird.”
Was war das größte Hindernis, das Sie zu überwinden hatten?
“Wir begannen mit Polyethylen, aus dem wir Rahmen und Räder herstellten. Die Schwierigkeit besteht darin, dass es sehr robust sein muss, um alle europäischen Sicherheitsanforderungen zu erfüllen. Stahl ist viel härter. Man muss die mechanischen Eigenschaften ganz anders betrachten. Glücklicherweise habe ich in dieser ersten Phase viel Unterstüzung erhalten.
Dank dieser Hilfe konnte ich einen ersten Prototyp entwickeln. Mit dem Geld, das durch die Crowdfunding-Kampagne hereinkam, konnte ich dann den Prototyp weiterentwickeln. Bestimmte Teile des Fahrrads sind aus Metall gefertigt, wie zum Beispiel die Vordergabel und die Lager. All dies musste speziell für dieses Fahrrad entwickelt werden. Aber die Sicherheit bleibt ein immer wiederkehrendes Thema. Auch beim neuen Modell 3.0. Es gibt Kunden, die ausdrücklich danach fragen. Kunden aus dem Unternehmensbereich. Das ist für uns sehr wichtig, denn es handelt sich um finanzielle Mittel, zusätzlich zum Crowdfunding, die es uns ermöglichen, das Produkt weiter zu entwickeln.”
Worauf sind Sie besonders stolz?
“Besonders stolz war ich, als die Menschen, die am Crowdfunding teilgenommen hatten, zu uns kamen, um ihre bestellten Fahrräder abzuholen. Da standen dann 70 Fahrräder da. Das war ein tolles Gefühl.”
Was wird im kommenden Jahr im Unternehmen geschehen?
“Wir arbeiten an der Weiterentwicklung des Fahrrads. Ich habe nun das Design der nächsten Generation an einen Fahrraddesigner delegiert. Ich bin kein Designer. Dankbar nutzen wir das Feedback, das wir von unseren Kunden erhalten. Diese Reaktionen haben uns auch zur Generation 2.0 geführt. Dank des gewerblichen Marktes können wir wieder in neue Generationen investieren. Unser Fahrrad ist zum Beispiel ideal für Hotels. Es ist wartungsarm und rostet nicht.”
Wo wird das Unternehmen in 5 Jahren stehen?
“In 5 Jahren wird sich das Fahrrad weiter entwickelt haben. Dann wird es noch mehr Teile geben, die vollständig aus Kunststoff bestehen. Das Fahrrad verfügt dann über wartungsarme Lager, die nicht mehr geschmiert werden müssen. Für die Produktion verwenden wir Materialien wie alte Flaschenverschlüsse und andere Kunststoffe, so dass das Fahrrad wirklich vollständig aus recycelten Materialien besteht.”
Welche Tipps haben Sie für junge Start-ups?
“Holen Sie das Beste aus Ihrem Netzwerk heraus. Das habe ich auch getan. Nur dank der Hilfe anderer konnte ich meine Ziele erreichen. Natürlich denkt man zunächst, man wüsste alles ganz allein. Aber mit der Hilfe anderer geht es dreimal schneller. Wenn man nicht teilen kann, dann kann man auch nicht vervielfachen.”
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