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Der Europäische Verband der Halbleiterindustrie (ESIA) fordert die Europäische Union auf, eine langfristige, koordinierte Industriestrategie unter der Leitung eines „Chip-Botschafter“ einzuführen, um Europas Ziele im Bereich der Halbleiterindustrie branchenübergreifend abzustimmen. Diese Rolle wird als entscheidend für die Positionierung Europas als Weltmarktführer in der Chipproduktion angesehen, wobei die EU bis 2030 einen Anteil von 20 % am Weltmarkt anstrebt. Wie in den Empfehlungen des politischen Mandats 2024-2029 der ESIA dargelegt, muss diese Strategie Maßnahmen in den Bereichen Forschung, Fertigung und Talententwicklung umfassen. Die ESIA vertritt wichtige Akteure wie NXP Semiconductors, Infineon, imec und Fraunhofer.

Warum ist dies so wichtig?

Die weltweite Nachfrage nach Halbleitern steigt rasant an, angetrieben durch den Aufstieg neuer Technologien wie künstliche Intelligenz, 5G-Netzwerke und Elektrofahrzeuge. Dennoch bleibt die europäische Halbleiterproduktion hinter der von wichtigen Konkurrenten wie den USA und China zurück.

Der globale Halbleitermarkt wächst schnell, da die Chips wichtige Technologien wie Smartphones, Elektrofahrzeuge und erneuerbare Energiesysteme antreiben. Die Europäische Union hat die Bedeutung von Halbleitern für den digitalen und ökologischen Wandel erkannt und sich bereits das Ziel gesetzt, bis 2030 einen Anteil von 20 % an der weltweiten Chipproduktion zu erreichen. Der ESIA zufolge sind jedoch weitere Maßnahmen erforderlich, um diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen.

Um diese Bemühungen anzuführen, empfiehlt die ESIA die Ernennung eines „Chip-Botschafter“, eines speziellen Beamten, der dafür verantwortlich ist, die industriellen Ziele Europas mit seiner Halbleiterstrategie in Einklang zu bringen. Dieser Beamte würde die Bemühungen in verschiedenen Branchen koordinieren, von der Automobilindustrie bis hin zu erneuerbaren Energien, um sicherzustellen, dass die EU im globalen Halbleiterwettbewerb wettbewerbsfähig bleibt.

Die Forderung der ESIA kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Die weltweite Nachfrage nach Halbleitern steigt rasant an, angetrieben durch den Aufstieg neuer Technologien wie künstliche Intelligenz, 5G-Netzwerke und Elektrofahrzeuge. Dennoch liegt die europäische Halbleiterproduktion derzeit hinter den wichtigsten Konkurrenten wie den USA und China zurück. Die ESIA argumentiert, dass Europa einen einheitlicheren und proaktiveren Ansatz braucht, um den Rückstand aufzuholen.

Chips Act 2.0

Der EU-Chip Act war zwar ein wichtiger Schritt nach vorn, doch die ESIA drängt auf einen „Chips Act 2.0“, um das europäische Halbleiter-Ökosystem weiter zu verbessern. Diese aktualisierte Politik sollte Lücken im ursprünglichen Rahmenwerk schließen, wie z. B. die Beschleunigung des Genehmigungsverfahrens für Halbleiterfertigungsanlagen. Die derzeitigen Verzögerungen, so die ESIA, benachteiligen europäische Unternehmen im Wettbewerb mit Firmen aus anderen Regionen.

In der ESIA wird auch die Notwendigkeit einer zukunftssicheren Regelung für staatliche Beihilfen zur Unterstützung des Sektors betont. Europäische Halbleiterunternehmen stehen im globalen Wettbewerb und benötigen das gleiche Maß an Unterstützung, das ihre Konkurrenten in den USA und Asien von ihren jeweiligen Regierungen erhalten.

Ein intelligenter politischer Ansatz für die Wettbewerbsfähigkeit

Eine der wichtigsten Empfehlungen der ESIA ist die Einführung eines europaweiten „Wettbewerbsfähigkeitschecks“. Dies würde sicherstellen, dass alle politischen Maßnahmen, ob in den Bereichen Technologie, Umwelt oder Handel, auf das übergeordnete Ziel der Förderung der europäischen Halbleiterindustrie ausgerichtet sind. Die ESIA warnt davor, dass widersprüchliche politische Maßnahmen und übermäßige administrative Anforderungen das Wachstum bremsen und Europa daran hindern könnten, sein Ziel für 2030 zu erreichen.

Zur Umsetzung dieser ganzheitlichen politischen Strategie plädiert die ESIA für die Schaffung einer Allianz für Prozessoren und Halbleitertechnologien. Diese Initiative würde führende Unternehmen der Branche einbeziehen und sich an der Arbeit des Europäischen Halbleiterausschusses orientieren, der im Rahmen des EU-Chipgesetzes eingerichtet wurde.

Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften

Eine entscheidende Herausforderung für die europäische Halbleiterindustrie ist der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Die ESIA schätzt, dass Europa zwischen 10.000 und 15.000 neue Fachkräfte benötigt, um die in den kommenden Jahren zu errichtenden Halbleiterfertigungsanlagen zu besetzen. Ganz allgemein könnte das europäische Halbleiter-Ökosystem bis 2030 mit einem Mangel von bis zu 350.000 Beschäftigten konfrontiert sein.

Um dieses Problem anzugehen, fordert die ESIA eine EU-weite Bildungsstrategie, um Talente für MINT-Fächer zu gewinnen. Diese Bemühungen sollten bereits in der Grundschule beginnen und bis zur Universität fortgesetzt werden, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf Lehrstellen und dualen Studiengängen liegen sollte. Die ESIA unterstreicht auch den Bedarf an speziellen Halbleiterausbildungszentren in Europa, da viele Talente gezwungen sind, für eine spezialisierte Ausbildung ins Ausland zu gehen.

Die Empfehlungen der ESIA sind für die europäische Halbleiterindustrie von zentraler Bedeutung. Da der globale Wettbewerb immer härter wird, muss Europa schnell handeln, um seine Position auf dem Markt zu sichern. Mit einer koordinierten Strategie, die von intelligenten politischen Maßnahmen und einer soliden Talentpipeline unterstützt wird, kann die EU ihr ehrgeiziges Ziel erreichen, bis 2030 eine weltweit führende Position in der Halbleiterproduktion einzunehmen.

Photonik und ASML

Jose Pozo, Chief Technology Officer bei Optica und ein renommierter Visionär der Photonikbranche, teilt die Forderung der ESIA, Europa im schnelllebigen globalen Wettlauf um die Vorherrschaft in der Halbleiterindustrie wettbewerbsfähig zu halten. Darüber hinaus ist es für die Photonikindustrie unerlässlich, an diesen Entwicklungen dranzubleiben“, schreibt er auf Linkedin. Sein Fokus liegt jedoch nicht nur auf der Photonik. Pozo ist auch über die jüngsten Schritte in den Niederlanden besorgt: „Da die niederländische Regierung unter dem Druck der USA weitere Beschränkungen für den Export von Chipherstellungsmaschinen nach China erwägt, wächst die Sorge, dass ASML (und seine Zulieferer von Brainport Eindhoven) einen seiner größten Märkte verlieren könnte.“