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Das Europäische Patentamt (EPA) hat heute die 15 Erfinder und Erfinderteams bekanntgegeben, die für den Europäischen Erfinderpreis 2021 nominiert sind. Der Europäische Erfinderpreis ist einer der renommiertesten Innovationspreise Europas. Er wurde 2006 vom EPA ins Leben gerufen und ehrt einzelne Erfinder und Erfinderteams, deren wegweisende Innovationen Antworten auf einige der größten Herausforderungen unserer Zeit geben.

400 Erfinder und Erfinderteams

Die Finalisten des Jahres 2021 kommen aus Österreich, China, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Serbien, Spanien, der Schweiz, Schweden, Vereinigtes Königreich und den Vereinigten Staaten. Sie wurden von einer unabhängigen, internationalen Jury aus einem Pool von nahezu 400 Erfindern und Erfinder- Teams ausgewählt, die von der Öffentlichkeit, Vertretern der nationalen Patentämter in ganz Europa und Mitarbeitern des EPA vorgeschlagen worden sind.

„Das vergangene Jahr hat mehr denn je gezeigt, wie wichtig Erfinderinnen und Erfinder für den technischen Fortschritt und die Verbesserung unseres Lebens sind,“ sagte EPA- Präsident António Campinos. „Die diesjährigen Finalisten des Europäischen Erfinderpreises sind eindrückliche Beispiele für den Einfallsreichtum und die Kreativität, die den technischen Fortschritt unterstützen und den Weg für die Schaffung von Arbeitsplätzen und Wirtschaftswachstum ebnen. Jeder der außergewöhnlichen Finalisten ist Vorreiter auf seinem Gebiet und hat einen ganz konkreten Beitrag dazu geleistet, einige der drängendsten Herausforderungen unserer Gesellschaft zu überwinden – von der Umwandlung von Kohlenstoffemissionen in eine wiederverwertbare Ressource bis hin zum Ausbau der verfügbaren Antibiotika und vielem mehr.“

Die 15 Finalisten

Industrie

Per Gisle Djupesland (Norwegen)

Bessere Medikamentengabe durch die Nase

Das medizinische Gerät des norwegischen Erfinders nutzt die natürliche Form und Funktion der Nase, um Medikamente besser nasal zu verabreichen und verschiedene Erkrankungen

zu lindern. Die Erfindung führte zum Aufbau eines Unternehmens, das inzwischen börsennotiert ist und weitere innovative medizinische Lösungen entwickelt.

Christoph Gürtler, Walter Leitner und Team (Deutschland)

Mit Kohlendioxidabfällen zu grünerem Kunststoff

Dem deutschen Team ist ein wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft gelungen, indem es ein marktfähiges Verfahren zur Nutzung von CO2 für die Kunststoffherstellung entwickelt hat. Mit der Erfindung wird aus einem Abfallstoff ein Rohstoff für Kleidung, Bodenbeläge, Waschmittel und andere Produkte des Alltags.

Jan van der Tempel (Niederlande)

Sicherer Transfer von und zu Offshore-Plattformen

Der Transfer von Arbeitern und Fracht von und zu Offshore-Plattformen kann riskant, teuer und zeitaufwendig sein.

Forschung

Marco Donolato und Team (Italien/Dänemark)

Magnetische Nanopartikel für die Diagnose von Krankheiten

Das internationale Forscherteam hat durch die Kombination von Lasertechnik und magnetischen Nanopartikeln eine Vorrichtung entwickelt, die Dengue-Fieber und andere Infektionskrankheiten nachweisen kann. Der Test ist präzise, kostengünstig und erfordert geringen Schulungsaufwand für das medizinische Personal – entscheidende Faktoren, wenn es um seine Verwendung in vielen Entwicklungsländern geht.

Robert Grass und Wendelin Stark (Österreich/Schweiz)

DNA-basierte Datenspeicherung

Das zuverlässige Datenspeicherungsverfahren des österreichischen und Schweizer Erfinderduos basiert auf dem Einschluss von DNA in winzigen Glaskugeln. Wenn diese robusten Kügelchen auf Produkten angebracht werden, sorgen sie für die Verfolgbarkeit spezifischer Kenndaten – wie Arbeitsbedingungen oder Herkunft – über die gesamte Lieferkette hinweg.

Mathias Fink und Mickael Tanter (Frankreich)

Ultraschall-Bildgebungsverfahren mittels Scherwellen

Die französischen Forscher haben ein neues medizinisches Bildgebungsverfahren erfunden. Ursprünglich entwickelt, um die Härte von Käse zu testen, erkannten die Erfinder, dass die Technologie sich auch für menschliches Gewebe eignet. Der Ultraschall ist nicht-invasiv und ermöglicht medizinische Untersuchungen ohne schmerzhafte Biopsien für Patienten.

Nicht-EPO-Staaten

Bo Pi und Yi He (China)

Fingerabdrucksensoren mit Lebenderkennung für größere Sicherheit

Früher konnten die Fingerabdruckscanner von Smartphones durch gefälschte Fingerabdrücke oder Spoofing-Angriffe getäuscht werden. Die chinesischen Erfinder haben das weltweit erste System entwickelt, das Fingerabdruckmuster verifizieren kann und die Durchblutung der Fingerkuppe erkennt.

Kim Lewis und Slava Epstein (USA)

Toolkit zur Züchtung von Mikroben

Da 99 Prozent der Mikroben nicht im Labor gezüchtet werden können, gab es seit über einem Jahrzehnt keine Entdeckung neuer Antibiotika-Klassen. Die Erfinder entwickelten eine Vorrichtung, die Mikrobenwachstum anregt und es Forschern ermöglicht, fast 80 000 Stränge von bisher nicht kultivierbaren Organismen zu züchten.

Sumita Mitra (Indien/USA)

Nanomaterialien für ein neues Lächeln

Diese Forscherin hat entdeckt, dass Nanocluster in der Zahnmedizin für robuste, langlebige und ästhetisch ansprechende Füllungen verwendet werden können. Die winzigen Cluster wurden bereits weltweit für eine Milliarde Zahnbehandlungen genutzt.

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)

Carmen Hijosa (Spanien)

Gewinnung einer nachhaltigen Lederalternative aus Blättern

Nachdem Hijosa die negativen Auswirkungen der Lederproduktion mit eigenen Augen gesehen hatte, entwickelte die Unternehmerin ein Verfahren, mit dem aus Ananasblättern ein weiches, langlebiges und vielseitiges Material hergestellt werden kann. Ihre

Lederalternative unterstützt nicht nur die lokale Landwirtschaft, sie ist auch bei großen internationalen Modemarken gefragt.

Ben und Pete Kibel (Vereinigtes Königreich)

Einfache Lösung gegen den Beifang von Seevögeln beim Fischfang

Langleinenfischen hat verheerende Folgen für Seevögel, von denen dabei jedes Jahr 300 000 quasi als Beifang getötet werden. Die Brüder haben eine einfache Lösung erfunden: eine Kapsel mit Köderhaken, die sich erst ab einer Tiefe von 20 Metern unter Wasser öffnet, also außer Reichweite der meisten Vögel. Die Vorrichtung ist wirksam, preisgünstig und gewinnt weltweit an Bedeutung.

Henrik Lindström und Giovanni Fili (Schweden)

Flexible Solarzellen für Mobilgeräte

In ihrem Werk in Stockholm produzieren die Erfinder Farbstoffsolarzellen, die in fast jeder Form oder Farbe herstellbar sind und dank ihrer hohen Effizienz sogar in Innenräumen Strom erzeugen können. Dank ihrer Vielseitigkeit können die Zellen in verschiedene elektronische Bauteile integriert werden, um selbstaufladende Produkte herzustellen.

Lebenswerk

Metin Colpan (Deutschland)

Effiziente Werkzeuge zur Analyse von Nukleinsäuren

Seit fast vier Jahrzehnten entwickelt der Erfinder genomische Analyseinstrumente, die Wissenschaftlern bei ihrer Arbeit helfen – von Krankheitsdiagnostik über Forensik bis hin zu Lebensmittelsicherheit und Arzneimitteltherapien. Seine Erfindungen waren die treibende Kraft hinter einem erfolgreichen Unternehmen, das heute weltweit über 5 300 Mitarbeiter beschäftigt.

Karl Leo (Deutschland)

Weiterentwicklung von organischen Halbleitern (Oled)

Der deutsche Physiker hat organische Halbleiter weiterentwickelt, indem er ihre Leitfähigkeit mithilfe der sogenannten Dotierung verbesserte. Derzeit kommt seine Oled-Technologie in der Hälfte aller Smartphones weltweit und in vielen Arten von Solarzellen zum Einsatz. In seiner über 30-jährigen Karriere hat er zudem mehrere Unternehmen gegründet.

Gordana Vunjak-Novakovic (Serbien/USA)

Fortschritte auf dem Gebiet der Gewebezüchtung

Die Forscherin, Autorin und Unternehmerin hat ein neues Verfahren zur Züchtung von Gewebe entwickelt. Sie schuf die spezifische Umgebung, die Zellen benötigen, um unterschiedliche Gewebetypen zu bilden. Diese Methode hat weitreichende Auswirkungen und ermöglicht Wissenschaftlern menschliches Knochen-, Herz- und Lungengewebe zu züchten.

Die digitale Preisverleihung wird am 17. Juni 2021 ab 19:00 Uhr auf www.inventoraward.org übertragen.

Bild: Das bewegungsausgleichende Offshore-Zugangssystem des niederländischen Ingenieurs Van der Tempel funktioniert wie ein umgekehrter Flugsimulator, der Sensoren, Datenverarbeitung und Hydraulik zusammenbringt, um in Echtzeit Wellenbewegungen zu kompensieren und so für einen sicheren Übergang zu sorgen.