Europa ist ein wichtiger Markt für die Elektromobilität. Tesla setzt hier eine Menge Fahrzeuge ab – und ist nicht zuletzt wegen seines „Ökosystems“ Marktführer.
Das erste Quartal 2024 zeigte aber auf, dass sich momentan die Parameter verschieben. In einigen europäischen Schlüsselmärkten verliert die E-Mobilität Marktanteile, pikanterweise zugunsten der Hybriden und Verbrenner. Der Marktanteil elektrifizierter Fahrzeuge in ganz Europa stagnierte fast – er stieg von 20,4 auf 20,9%, die Stückzahlen der Stromer von 433.000 auf 460.000 Einheiten.
Ganz anders China – das Land bleibt nach wie vor größter Treiber des Elektroauto-Markts. Der gesamte Absatz von elektrifizierten Fahrzeugen wuchs im ersten Quartal um 31%.
Deutschland fällt hinter UK zurück
Der deutsche Markt war – dank cleverer Subventionspolitik und hoher Unterstützung in der Presse und den Medien – neben Norwegen der wichtigste europäische Markt gewesen. Seit dem ersten Quartal 2024 ist das anders. Ausgelöst durch die deutsche Fiskalpolitik, wurden sämtliche Umweltboni gestrichen – übrigens auch für Elektro-Busse und Elektro-Lkw. Zudem hat man die Förderung öffentlicher Ladestationen zusammengestrichen.
Das wirkte sich bereits in den ersten 3 Monaten negativ auf die Zulassungen aus. Auch die Subventionen der OEMs, um die nun schwerer verkäuflichen Stromer vom Hof zu bekommen, konnten den Einbruch nicht verhindern.
Der Absatz der „elektrifizierten“ Fahrzeuge (BEV, PHEV) fiel zwar nur um 5%, was aber auf den Anstieg der PHEV-Zulassungen zurückzuführen war. Die BEV-Zulassungen sanken um rund -15%.
Ganz anders übrigens in UK, wo ein Zuwachs von +18% zu verzeichnen war. Sowohl BEVs als auch PHEVs konnten eindrucksvoll zulegen, was dazu führte, dass UK den bisherigen deutschen Leitmarkt hinter sich liess.
Tesla, derzeit ohnehin unter Absatz-Druck, verkündete einen weltweiten Stellenabbau von 10% um Kosten zu sparen – in Grünheide sollen es prozentual sogar noch mehr werden.
Wo bleiben die positiven Impulse?
MAN Truck & Bus und Mercedes-Benz Trucks haben in den letzten Wochen MegaCharging ihrer geplanten Elektro-Lkw vorgestellt. Als MegaCharging werden Ladeleistungen zwischen 700 und mehr als 1.000 kW bezeichnet.
Aber auch hier mehren sich die Zweifel derer, die die Physik beachten. Wenn die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs gelingen will, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. MegaCharging verlangt nach Stromstärken, die sich auf Autobahnrastplätzen in Deutschland nur schwer realisieren lassen – die Netze hinken nicht nur hier hinterher. Zudem ist es mit nur einer Säule pro Rastplatz nicht getan.
Deutschlands Defizite werden immer deutlicher
Mit anderen Worten: die deutschen Defizite werden in den nächsten Monaten noch deutlicher zu Tage treten.
Nur ein Premium-OEM unter den Gewinnern
Pikant ist allerdings die Verschiebung der Verkäufe. Während VW & Co im ersten Quartal Federn lassen mussten, konnte BMW als einziger Premiumanbieter Erfolge verbuchen. Die Münchner sehen auf ein Rekordquartal zurück, der Zuwachs beim Elektro-Pkw-Absatz betrug satte 83%.
In erster Linie zeigt die Schwäche des Elektroautomarktes in Deutschland nur eines: der Einfluss der Umweltboni und nicht zuletzt der wirtschaftlichen Unsicherheiten, die in Deutschland hausgemacht sind, wurde von der Elektro-Fanblase deutlich unterschätzt.
Momentan sieht es so aus, als hätten die Elektro-Skeptiker recht gehabt. Die unkten schon von Anfang an, dass Elektrofahrzeuge ohne Subventionen Ladenhüter sein könnten.