Nächstes Jahr wird in Hamburg die weltweit erste klinische Studie für ein Medikament gegen das Retrovirus HIV, das AIDS verursacht, beginnen. Im Rahmen der Studie werden acht Patienten mit einer Kombination aus genetisch veränderten Stammzellen und einem speziell entwickelten Enzym, Brec 1, behandelt. Das teilte das Max-Planck-Institut mit.
Das Konzept wurde von Forschern des Heinrich-Pette-Instituts (HPI) in Hamburg, des Max-Planck-Instituts für Molekulare Zellbiologie in Dresden und der Technischen Universität Dresden entwickelt. Die Studie wird von dem Start-up Provirex betreut.
Eine Gen-Schere
Alle bisher bekannten HIV/AIDS-Therapien zielen darauf ab, die Vermehrung der Retroviren mit Hilfe der so genannten HIV-Hemmer zu stoppen. Diese ermöglichen es, die Viruslast im Blut der behandelten Personen unter einem bestimmten Wert zu halten und so den Zusammenbruch des Immunsystems langfristig zu verhindern. AIDS tritt dann nicht mehr auf.
Die HIV-Hemmer haben sich in den letzten Jahren bei der Bekämpfung von AIDS als sehr wirksam erwiesen. Das Problem bleibt jedoch, dass sich das genetische Material der Retroviren in den Immunzellen fixiert und das Virus jederzeit wieder aktiv werden kann. Es ist also kein Heilmittel. Darüber hinaus sind HIV-Hemmer recht teuer. Deshalb sterben noch immer viele Menschen an AIDS, vor allem in den Entwicklungsländern. Die neue Technologie könnte eine Lösung bieten.
Eine zentrale Rolle in der deutschen Therapie spielt das künstlich hergestellte Enzym Brec 1, zu dem 2016 erstmals eine wissenschaftliche Studie in der Zeitschrift Nature Biotechnology erschien. Den Patienten werden Blutstammzellen entnommen, denen dann das Erbgut von Brec 1 zugefügt wird. Ist es wieder im Körper, wirkt das Protein wie eine Art “genetische Schere”, die das HIV-Virus aus infizierten weißen Blutkörperchen und Stammzellen herausschneidet.
Ein Erklärungsvideo von Provirex:
Es besteht die Hoffnung, dass die mit Brec 1 gentechnisch veränderten Stammzellen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Stammzellen haben und sich stärker vermehren. Auf diese Weise könnte das HIV-Virus schließlich ganz verschwinden und es wären keine weiteren Medikamente erforderlich.