Chinese futuristic electric car, AI-generated picture
Author profile picture

Um bei der Autoindustrie auf dem neuesten Stand zu bleiben, bedient man sich vieler Quellen. Da sind natürlich die Pressemeldungen der OEMs, zunehmend gewinnen jedoch andere Quellen an Bedeutung, vor allem soziale Medien.

China ist nur schwer zu beobachten

Zwar informieren die einschlägigen Institute, wie beispielsweise das CAM (Center of Automotive Management) regelmäßig über die chinesischen und fernöstlichen Märkte, aber das wahre Bild eröffnet sich zunehmend durch kurze Tweets von Brancheninsidern auf Twitter/X. 

Beinahe wöchentlich neue Modelle

Beinahe wöchentlich werden neue Start-ups, Modelle und Premieren präsentiert. Man sollte meinen, dass nach der IAA MOBILITY auch im Reich der Mitte erst einmal Ruhe eingekehrt wäre. Weit gefehlt.

Während in Europa weiter betulich ein, zwei, manchmal auch mehr neue Elektroauto-Modelle pro OEM und Halbjahr vorgestellt werden, hat sich die Taktzahl in China schon wieder erhöht. Neue Namen machen die Runde.

Blicken hierzulande die meisten nur auf das Marktdebüt von BYD, die neuen Modelle von MG ROEWE oder der Hybridmarken Volvo und Polestar (beide Geely), sind in China unzählige neue Marken und Modelle am Start. 

Vor allem der niederländische Auto- und Chinaexperte Tycho de Feijter veröffentlicht nahezu täglich neue Tweets von Neuerscheinungen. Ob Aion, Neto oder Aito, neue Modelle von Wuling, oder Joint Ventures von SAIC-GM-Wuling, de Feijter zeigt vor allem eines: einen ultradynamischen Markt, der mit atemberaubender Geschwindigkeit neue Elektrofahrzeuge vorstellt und bestehende Modelle kontinuierlich optimiert.

Will sagen?

Besonders in Deutschland scheint man sich der Dynamik der chinesischen Unternehmen kaum bewusst zu sein. Hier blickt man noch auf die „Tesla-Geschwindigkeit“, die allerdings seit einiger Zeit an Momentum verloren hat. Die inkrementellen „Verbesserungen“ bei deutschen oder europäischen Fahrzeugen sind gering, während ein chinesischer OEM nach dem anderen von der 2. Generation der Elektroarchitekturen auf die 3. Generation gewechselt hat und die vierte Generation bereits im Köcher hat.

Stellantis, VW, Audi & Co.

Dass dieser Vorsprung nur schwerlich ohne Unterstützung einzuholen ist, vor allem, um auf dem chinesischen Markt als westlicher OEM noch eine Rolle spielen zu können, haben mittlerweile fast alle erkannt. Die jüngsten „Kooperationen“ VWs (XPeng) und Audis (SAIC) waren da nur der Anfang. Nun hat auch Stellantis 1,5 Mrd. Euro in das hierzulande noch weitgehend unbekannte und noch nicht präsente Start-up Leapmotor gesteckt. Warum? Um zukünftig einen besseren Zugang zum größten Markt weltweit zu bekommen und von der vertikalen Integration des chinesischen OEMs zu profitieren. Denn Leapmotor baut nicht nur die neueste Elektroarchitektur, sondern bietet auch ein eigenes Betriebssystem (LeapOS) und integriert zudem die besten Aggregate von europäischen Zulieferern wie MAGNA, Webasto, ZF, Conti, Bosch oder Infineon. Zudem kooperiert der Hersteller mit Qualcomm, NXP, dem neuen Börsenstar Nvidia und anderen. 

Strategische Allianzen

Geht die Zeit der europäischen „Auto-Hegemonie“ zuende? Sieht so aus. Die chinesischen OEMs lassen inzwischen beinahe alle Auto-Länder, also auch Japan, Korea und USA, zunehmend hinter sich. Dabei haben sie die Eroberung der europäischen und nordamerikanischen Märkte noch gar nicht richtig begonnen. Das wird erst ab 2024 der Fall sein. Dann wird „China-Geschwindigkeit“ die viel gerühmte „Tesla-Geschwindigkeit“ abgelöst haben…