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Forscher der Syddansk-Universität in Dänemark haben herausgefunden, dass die Wirkung von Antibiotika durch eine in der Hanfpflanze Cannabis enthaltene Substanz verbessert werden kann. Es handelt sich um Cannabidiol (CBD). Die Forscher führten erfolgreiche Tests mit dem Medikament Bacitracin durch, mit dem das Wachstum der Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Bakterien (mrsa) gehemmt wird. Dieses Bakterium wird auch als Krankenhauskeim bezeichnet.

Mit Hilfe von CBD aus der Hanfpflanze und möglicherweise weiterer Substanzen wird nicht nur das Bakterienwachstum gehemmt, sondern es zeigt sich auch, dass eine geringere Antibiotika-Dosierung ausreicht. Indem weltweit weniger Antibiotika eingesetzt werden, wird der Resistenzprozess verlangsamt.

2050: Zehn Millionen Todesfälle durch resistente Bakterien

Resistenzen gegen Antibiotika sind eines der größten Probleme des 21. Jahrhunderts. Jedes Jahr sterben weltweit etwa 700.000 Patienten an resistenten Bakterien. Laut WHO könnte diese Zahl bis 2050 sogar bis zu zehn Millionen pro Jahr erreichen. Bereits einfache Routineoperationen, Verletzungen und Infektionskrankheiten könnten tödlich sein. Häufige bakterielle Infektionskrankheiten wie Lungenentzündung oder Tripper werden in vielen Ländern aufgrund von Antibiotikaresistenzen bereits mit einer Kombinationstherapie behandelt. Die Bakterien werden jedoch  immer resistenter gegen diese Behandlungsmethoden, je häufiger sie eingesetzt werden.

Wissenschaftler bemühen sich, dieses Problem zu lösen. Nicht nur neue Antibiotika, sondern auch die Nanotechnologie könnte in wenigen Jahren in der Lage sein, schädliche Bakterien zu bekämpfen.

Rasiermesserscharfe Metall-Nanopartikel

Forscher am Royal Melbourne Institute of Technology in Australien haben vor kurzem eine Technik entwickelt, die die Bakterien vernichtet. Flüssigmetall-Nanopartikel können die Bakterienzellen und den Schleimkragen des Biofilms physikalisch abbauen. Biofilme bestehen aus einer Schicht von Mikroorganismen in Kombination mit einem selbst produzierten Schleimschutzkragen. Bakterien in Biofilmen haben eine höhere Resistenz gegen Antibiotika.

Diese Metallnanopartikel verformen sich durch den Einsatz eines schwachen Magnetfeldes und entwickeln scharfe Kanten, die schließlich den Biofilm und die Bakterienzellen durchdringen können. Die Testergebnisse zeigen, dass 99 Prozent der Bakterien zerstört wurden, nachdem sie 90 Minuten lang diesen flüssigen Metallnanopartikeln ausgesetzt waren. Eine wichtige Erkenntnis dabei: Dies hatte keine Folgen für andere gesunde Zellen im Körper. Die Forscher erwarten, dass sie mit dieser Methode auch Pilzinfektionen, Cholesterin und Tumore bekämpfen können. Es kann einige Zeit dauern, bis sie als Behandlung eingesetzt wird, aber mit dieser Technik kann die Resistenz gegen Antibiotika auf innovative Weise bekämpft werden.

Eine der größten Erfindungen

Alexander Fleming entdeckte Antibiotika 1928 zufällig als er Penicillin entdeckte. Es war eine der größten Entdeckungen des 20. Jahrhunderts. Der schottische Arzt und Forscher hatte Bakterien in verschiedenen Petrischalen wachsen lassen. In einer davon entdeckte er, dass ein Pilz das Bakterienwachstum gehemmt hatte. Das war schließlich der Beginn der Antibiotika-Entwicklung, die schädliche Bakterien angreifen, ohne den Rest des Körpers zu beeinträchtigen.

Bald jedoch wurde klar, dass sich die Bakterien schnell anpassen. Das mindert die Wirkung von Antibiotika. Zu den Risikofaktoren gehört der unangemessene und übermäßige Gebrauch von Antibiotika. Je mehr sie eingesetzt werden, desto schneller können sich die Bakterien anpassen. Der Einsatz dieser Medikamente ist nicht immer notwendig, aber sie tragen weiterhin dazu bei, dass die Mikroorganismen schnell mutieren und zunehmend resistent werden.

Vorhandene Antibiotika verbessern

Nützen vorhandene Antibiotika nichts mehr? Ja und nein. Viele Infektionen können noch immer nur mit Antibiotika behandelt werden. Die Erforschung dieser Medikamente kann den Resistenzprozess verlangsamen. Neben der Entwicklung neuer Antibiotika wird auf verschiedene Weise versucht, die Wirksamkeit bestehender Antibiotika zu erhalten. Zum Beispiel haben niederländische Biotech-Unternehmen Peptide (kurze Ketten von Aminosäuren) entwickelt, die Bakterien schneller abtöten können.

Darüber hinaus hat das University Medical Center in Amsterdam, Niederlande, beschlossen, (mit Erlaubnis) anonyme Pflegedaten von Tausenden von Patienten mit Forschern zu teilen. Anhand von Computermodellen kann festgestellt werden, ob den Patienten das richtige Antibiotikum und die richtige Dosierung verschrieben wurde. Dadurch ist es möglich, diese Medikamente noch effizienter zu handhaben und so Resistenzen gegen Antibiotika vorerst zu vermeiden.

Innovationen erwünscht

Die Weiterentwicklung der derzeitigen Antibiotika und die Entdeckung neuer Antibiotika sind nach wie vor von entscheidender Bedeutung. Jedoch besteht die Gefahr, dass sich die Bakterien früher oder später anpassen und resistent gegen das Medikament werden. Manchmal kommt das Gefühl auf, einen verlorenen Kampf kämpfen. Mit Hilfe der  erwähnten Metallnanopartikel macht es ein direkter physischer Angriff den Bakterien unmöglich, resistent zu werden. Bis diese Nanotechnologie aber eingesetzt werden kann, wird noch einige Zeit vergehen. Sie könnte aber in Zukunft Leben retten.

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