Best sold electric cars in Germany in 2023, all together in a showroom, AI-generated image.
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Wie heißt der alte „Sponti-Spruch“? Halb so schlimm ist nicht doppelt so gut. So in etwa könnte man das Jahr 2023 und die Transformation zur Elektromobilität in Deutschland beschreiben.

Traumzahlen

2023 sollte den Durchbruch bei der Elektromobilität bringen, denn erinnern wir uns: die Ampel hatte als Ziel für 2030 die Zahl 15 Mio. Elektrofahrzeuge ausgegeben. Da hatte man allerdings nicht mit dem Endgegner der Ampel gerechnet – der Ampel selbst.

Subventionen adé

Bereits 2022 war klar, dass die Folgejahre schwieriger werden würden, denn die Subventionen, aka „Umweltbonus“ würden die nächsten Jahre abgeschmolzen werden. Will sagen: wenn der Fördertopf leer wäre, müssten die OEMs aus In- und Ausland so weit sein, dass sich die Stromer von selbst tragen würden. Das war tatsächlich zu kurz gesprungen.

Im Dezember 2022 wurden sagenhafte 104.325 Elektrofahrzeuge zugelassen, zusammen ergab das 470.559 Stromer über das Jahr verteilt. Der Grund war die erste Reduzierung des Umweltbonus ab Januar 2023.

TOP-20-BEV-new-registrations-and-share-by-brand-in-Germany-(2023)
TOP20 BEV new registrations and share by brand in Germany (2023)

August 2023

Im August 2023 ergab sich eine weitere (angekündigte) Änderung. Die geschäftlich und gewerblich zugelassenen Elektrofahrzeuge würden keinen staatlichen Umweltbonus ab September mehr erhalten. 86.649 Stromer wurden deshalb kurz vor dem Stichtag noch zugelassen – im September wurden nur mehr 31.714 Elektrofahrzeuge zugelassen.

Der Markt reagiert sensibel

Auch wenn immer wieder von Publikationen und Influencern beteuert wurde, dass der TCO eines Elektroautos bereits jetzt schon günstiger sei, als bei einem Verbrenner, der deutsche Konsument blieb skeptisch.

Vor allem der oft beschworene Durchbruch wurde durch die Reduktion der staatlichen Subventionen eingebremst. Am schlimmsten wirkte sich die hysterische Dezember-Entscheidung von Wirtschaftsminister Habeck aus, im Zuge der Budgetkrise, ausgelöst durch einen nicht verfassungsgemäßen Haushalt, die verbliebenen Subventionen von einem Tag auf den anderen zu canceln. 

Bärendienst für die Umweltpolitik

Die Fehlentscheidungen und die laienhafte Wirtschafts- und Finanzpolitik der Ampel haben letztlich der Verkehrstransformation einen Bärendienst erwiesen. Da mutet es geradezu frivol an, dass man immer noch an der Zahl von 15 Mio. Elektrofahrzeugen für 2030 festhält.

TOP 20 BEV-Sales of car models in Germany (2023)
TOP 20 BEV-Sales of car models in Germany (2023)

VW leidet am meisten?

Der VW-Konzern bekam die erratische Politik am heftigsten zu spüren. Immer wieder war die Rede davon, dass „der Dachstuhl in Flammen“ stünde. Tatsächlich aber hat die Marke VW in 2023 eigentlich sogar einen kleinen, respektablen Erfolg eingefahren. Sie verwies Tesla bei den Stromer-Zulassungen auf den zweiten Rang. 70.628 Fahrzeuge aus Wolfsburg wurden zugelassen, aber nur 63.685 Teslas. Die Amerikaner mussten sogar ein Minus von fast 10% zum Vorjahr hinnehmen, obwohl das Model Y das meistverkaufte Elektroauto in Deutschland war.

Ausblick auf 2024

Wird sich der Konsument nach dem Schock in 2023 wieder erholen und die Transformation weiter anschieben? Das bezweifeln inzwischen sogar Brancheninsider. 524.219 Elektroautos wurden 2023 in Deutschland zugelassen, das sind etwa 18% aller Zulassungen.

Das CAM (Center of Automotive Management) rechnet mit nur 430.000 bis 480.000 Neuzulassungen in 2024. Die Gründe für den erwarteten Rückgang sind vielfältig. Einmal spielt der Wegfall des Umweltbonus eine große Rolle. Dann fehlt für den günstigen Massenmarkt derzeit ein Impuls in Form von bezahlbaren Fahrzeugen. Und schließlich ist das wirtschaftliche Umfeld derzeit ungünstig.

„Autopapst“ Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer wird sogar noch deutlicher. In einem Interview mit dem Nachrichtensender „ntv“ warnte er vor einer Renaissance des Verbrennungsmotors und ließ sich über die Ampel aus: „Das Geschwätz von Habeck und Co. nehmen Deutschlands Autobauer ohnehin nicht mehr ernst. Nach ein paar Monaten werden sie sich entscheiden, alle Kraft wieder in den hochprofitablen Verbrennungsmotor zu stecken“.

Käufermarkt

Für diejenigen, die sich weiter mit dem Kauf eines Stromers tragen wird 2024 dennoch spannend werden. Denn der Markt verändert sich zum Käufermarkt. Die Autofirmen versuchen bereits durch eigene „Umweltboni“ und spezielle Angebote die hohen Preise der Fahrzeuge zu kompensieren und vor allem die wachsenden Halden abzubauen. 

Fakt ist aber auch, dass 2024 für den deutschen Elektrofahrzeugmarkt ein verlorenes Jahr werden wird. Die 15 Mio.-Zahl für 2030 hört sich inzwischen an wie die 5-Jahres-Pläne im Sozialismus, die nie eingehalten wurden … Schade.