© Somnox
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Angst, Stress und die Sorge um das Coronavirus rauben gerade vielen Menschen den Schlaf. Aber auch ohne das Virus haben etwa 22 Prozent der Niederländer ab einem Alter von 12 Jahren Schwierigkeiten, einzuschlafen oder die Nacht durchzuschlafen. Ungefähr 8 Prozent der Niederländer leiden unter chronischem Schlafmangel (sie schlafen mindestens drei Wochen hintereinander drei Tage oder mehr pro Woche schlecht). Weltweit liegt dieser Anteil zwischen 10 und 20 Prozent. All diese schlaflosen Nächte können Reizbarkeit, Depressionen und andere Gesundheitsprobleme verursachen. Um diesen Beschwerden vorzubeugen und den Menschen ohne Medikamentengabe zu einem guten Schlaf zu verhelfen, haben vier Studierende der Technischen Universität Delft Somnox entwickelt, einen Schlafroboter. IO sprach mit Julian Jagtenberg, einem der Gründer.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

“Ich habe selbst erlebt, wie sich Schlafentzug auswirkt. Das geht so weit, dass Arbeit oder Schule darunter leiden. Medikamente, die von Allgemeinmedizinern verschrieben werden, sind wirksam, aber auf lange Sicht schaden sie. Man wird von ihnen abhängig. Am Robotik-Institut der Technischen Universität Delft, wo verschiedene Disziplinen zusammenkommen, haben wir einen Prototyp entwickelt. Er soll Menschen beim Schlafen helfen, ohne das Medikament eingenommen werden müssen. Anfangs war es einfach ein studentisches Projekt, um ein paar Freunden zu helfen. Aber bald wurde uns klar, dass viel mehr Menschen davon profitieren könnten. Schlafprobleme gibt es überall, und gerade in diesen hektischen Zeiten glauben wir, dass wir den Menschen helfen können.”

Können Sie erklären, wie der Roboter funktioniert?

“Im Inneren des Roboters befinden sich mehrere Messgeräte, die die Bewegung Ihrer Brust messen. Es enthält auch einen CO2-Sensor, der Ihre Atmung misst; wenn Sie ausatmen, befindet sich mehr CO2 in der Luft. Der Roboter stellt sich auf Ihre Atmung ein. Langsam bringt Sie der Roboter zu einer langsameren Atmung, unbewusst übernehmen Sie sein Tempo. Das nennt man Spiegeln. Die Atmung wiederum ist verbunden mit dem Herzschlag, so dass aufgrund dieser langsameren Atmung auch Ihr Herzschlag abfällt.”

Glauben die Leute nicht, dass es eine verrückte Idee ist, mit einem Roboter zu schlafen?

“Bei einem Roboter denkt man natürlich an etwas Metallisches, an ein Stück Technik. Tatsächlich ist unser Roboter das auch, aber es ist weiche Technologie. Buchstäblich. Am Anfang bekamen wir verrückte Reaktionen, aber das verschaffte uns auch viel Aufmerksamkeit in den Medien und das hat uns geholfen.

Wir haben bei Kickstarter mit einem Crowdfunding begonnen. Für die Produktion und den Vertrieb haben wir eine Partnerschaft mit Auping geschlossen. Das ist eine große Chance für uns, denn es ist ein bekannter Name. Die Tatsache, dass sie uns unter ihrem Label aufgenommen haben, heißt schon etwas. Seit Mai letzten Jahres können Sie unseren Roboter in den Niederlanden, England und den USA kaufen.”

Welche Stärken sollte man haben, um ein Start-up zu leiten?

“Am Anfang muss man eine Art Chamäleon sein”, sagt Jagtenberg. “Ich denke, das Wichtigste ist, dass Sie von Ihrem Erfolg überzeugt sind. Wenn Sie irgendwelche Zweifel haben, brauchen Sie, was mich betrifft, gar nicht erst anzufangen. Glauben Sie an Teamarbeit, erkennen Sie Ihre Schwächen an und versammeln Sie Menschen um sich, die etwas besser können als Sie selbst. Ich sehe oft Gründer, die meinen, sie könnten es ganz alleine schaffen. In Delft gibt es Ingenieure, die ein großartiges Produkt herstellen können. Aber ein Produkt auf den Markt zu bringen, ist wieder etwas ganz anderes.”

Haben Sie jemals schlaflose Nächte aufgrund von Rückschlägen gehabt?

“Sicher. Wenn ein Problem überwunden war, kam gleich das nächste. Bei unserer Kickstarter-Kampagne hatten wir das Ziel, das Produkt innerhalb von neun Monaten zu liefern. Aber am Ende dauerte es viel länger. Da habe ich nachts wachgelegen. Wir hatten den Menschen etwas versprochen, hatten Produktionslinien eingerichtet und mussten nun nach finanziellen Mitteln suchen, um das Unternehmen überhaupt am Leben zu erhalten. Aber es gibt keinen Weg zurück, sonst geht man bankrott und verschuldet sich.

Da es noch kein Testprotokoll für unser Produkt gab, musste es erst entwickelt werden, bevor wir ein CE-Zertifikat erhalten konnten. Dies hatte zur Folge, dass unsere Kunden länger auf das Produkt warten mussten. Das war sehr ärgerlich, aber auf der anderen Seite hat es uns auch Zuversicht gegeben. Diese Produktkategorie gab es noch nicht. Das war ein Zeichen für uns, dass wir an etwas Innovativem arbeiten, das mit nichts anderem vergleichbar ist.”

Ist es das, worauf Sie am meisten stolz sind?

Ja, denn es hätte auch anders kommen können. Ich bin wirklich stolz, wenn ich Rezensionen lese oder mit Menschen spreche, denen wir geholfen haben. Wenn sie sagen, sie schlafen besser und sind weniger depressiv. Es klingt vielleicht blöd, das zu sagen, aber das sind wirklich Gänsehautmomente. Das ist der höhere Zweck, für den wir arbeiten, für den wir die Risiken eingehen.

Wo werden Sie in fünf Jahren sein?

“Unser Ziel ist es, bis 2030 weltweit 100 Millionen Menschen zu einem besseren Schlaf verholfen zu haben. Das bedeutet nicht, dass wir bis dahin so sehr viele Produkte verkauft haben werden. Wir konzentrieren uns auch auf Aufklärung und Übungen, um den Menschen zu helfen, besser zu schlafen. Wir haben auch ein neues Produkt auf den Markt gebracht, das den Schlafroboter unterstützt: eine gewichtsreduzierte Decke, die beruhigt und ein Gefühl der Sicherheit vermittelt.”

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