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Elektroautos gelten derzeit als die umweltfreundlichste Art der mobilisierten Fortbewegung, solange der Strom für die Fahrzeuge nicht gerade aus Kohlekraftwerken kommt. Allerdings gibt es neben der Stromgewinnung aus dem doch recht dreckigen Strommix einen weiteren Punkt, der Elektromobilität nicht ganz so sauber aussehen lässt: das Kobalt, das für die Akkus der Fahrzeuge verwendet wird (wie übrigens auch für Handyakkus und Speicher für regenerative Energien) wird zum großen Teil wenig umweltschonend und durch Kinderarbeit abgebaut. Der größte Teil des weltweit verwendeten Kobalts kommt aus dem Kongo, auch aus Kleinstminen, in denen Menschen unter extremen und äußerst gesundheitsschädlichen Bedingungen arbeiten.

Woher das Kobalt für die einzelnen Geräte kommt, lässt sich im Allgemeinen aber nicht nachverfolgen. Bis jetzt. Als erster Automobilhersteller setzt Volvo Cars Blockchaintechnologie ein, um das in seinen Hochvoltbatterien verwendete Kobalt weltweit rückverfolgbar zu machen. Das schwedische Unternehmen kann künftig genau verfolgen, woher das Material stammt, das zum Beispiel im neuen vollelektrischen Volvo XC40 Recharge verbaut wird.

Wir verändern unser Unternehmen durch konkrete Maßnahmen und nicht durch symbolische Zusagen,

sagt Håkan Samuelsson, CEO und Präsident der Volvo Car Group. „Bei Volvo Cars kümmern wir uns um das, was wir selbst steuern können – also sowohl die Emissionen des Geschäftsbetriebs als auch der Fahrzeuge. Und wir werden uns mit den Möglichkeiten auseinandersetzten, die wir beeinflussen können, indem wir unsere Lieferanten und den Energiesektor auffordern, sich gemeinsam mit uns für eine klimaneutrale Zukunft einzusetzen.“

Volvo Cars sehe sich als Unternehmen in der Pflicht, Verantwortung für die Gesellschaft und die Umwelt zu übernehmen, heißt es in Göteborg. Deshalb hat der schwedische Hersteller vor kurzem einen umfangreichen Nachhaltigkeitsplan veröffentlicht. Dieser Plan sieht unter anderem vor, dass Volvo Cars ab 2040 klimaneutral arbeitet und bis 2025 die Hälfte der verkauften Fahrzeuge weltweit Elektromodelle sein sollen – und zu dieser Verantwortung gehöre auch die Transparenz und das Wissen, dass seltene Rohstoffe, wie unter anderem Kobalt, verantwortungsvoll gewonnen werden. So könnten die Kunden guten Gewissens elektrifizierte Volvo Modelle fahren.

„Wir haben uns schon immer zu einer ethisch verantwortungsvollen Lieferkette für unsere Rohstoffe verpflichtet“, erklärt Martina Buchhauser, Vorständin für Beschaffung bei Volvo Cars. „Mit der Blockchain-Technik machen wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten den nächsten Schritt zur Sicherstellung der vollständigen Rückverfolgbarkeit unserer Lieferkette und zur Minimierung damit verbundener Risiken.“

Volle Transparenz in der Lieferkette

Mithilfe der Blockchain-Technik kann ein zuverlässiges, geteiltes Datennetzwerk aufgebaut werden, wodurch die Herkunft des Kobalts genau nachvollziehbar ist und die Daten nicht unbemerkt verändert werden können. Zu dieser Transparenz in der Lieferkette haben sich auch die beiden Batterielieferanten des Unternehmens, CATL aus China und LG Chem aus Südkorea, verpflichtet. Die Blockchaintechnologie kommt von den Technologieunternehmen Circulor und Oracle. Beide Unternehmen betreiben die Blockchain nach einem erfolgreichen Pilotprojekt im Sommer in der gesamten Lieferkette von CATL. Das Responsible Sourcing Blockchain Network (RSBN) führt zusammen mit den verantwortlichen Spezialisten RCS Global und IBM die Technik in der Lieferkette von LG Chem ein.

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In einer Blockchain sind in einer Liste Datensätze über Transaktionen per Kryptographie miteinander verbunden. Dadurch kann keiner der Datensätze geändert werden, gleichzeitig sorgt die Technik für einheitliche Regeln für die Datenerfassung. So können alle Beteiligten die Transaktionen selbstständig zu verifizieren und zu überprüfen. Die Daten in der Blockchain beinhalten die Herkunft des Kobalts, Attribute wie Gewicht und Größe, die Konformitätsbescheinigung (CoC) und „Informationen, die belegen, dass das Verhalten der Beteiligten mit den OECD-Lieferkettenrichtlinien* übereinstimmt“. All dastrage dazu bei, Vertrauen entlang der Lieferkette zu schaffen.

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Nachhaltiger Anbau nicht sicher

Sicherstellen, dass das verwendete Kobalt aus nachhaltigem Anbau stammt, könne man durch Blockchain aber nicht, erklärte Volvo auf Nachfrage von Innovation Origins. „CATL und LG Chem sind renommierte Batteriehersteller, die über langjährige Erfahrungen bei der Lieferung von Lithium-Ionen-Batterien an die globale Automobilindustrie verfügen. Sie erfüllen die strengen Beschaffungsrichtlinien von Volvo Cars in Bezug auf technologische Vorreiterrolle, verantwortungsvolle Lieferketten, Reduzierung der CO2-Emissionen und wettbewerbsfähige Preise“, schreibt das Unternehmen in einer Erklärung. „Volvo Cars arbeitet eng und ständig mit den beiden Zulieferern zusammen, intensive Gespräche, Diskussionen und gemeinsame Entscheidungen sind dabei ein Schlüssel, um die Bedeutung der Nachhaltigkeit bei allen Partnern zu verankern und sicherzustellen.“

Blockchain ermögliche es Volvo Cars zwar jederzeit zu wissen, woher das Kobalt kommt, aber nicht unter welchen Umständen es gewonnen wurde. Deshalb gebe es externe Audits entlang der Lieferkette. Zusätzlich ist Volvo Cars der RCS Global Group „Better Mining“ beigetreten, und kann deren Daten nutzen, um den Zustand der Minen innerhalb der Lieferkette zu überwachen. Trotzdem könne man alleine mit Blockchain nicht garantieren, dass das Kobalt aus nachhaltigen Quellen stammt. Aber: „Neben Inspektionen vor Ort verpflichten sich Volvo Cars und seine Lieferanten zur Einhaltung des sogenannten ‚Code of Conduct‘. Diese Verhaltensregeln respektieren unter anderen die Internationalen Menschenrechte. Dazu zählt auch der Kampf gegen Zwangs- und Kinderarbeit“, betonen die Schweden. Der Verbraucher kann laut Volvo aktuell allerdings noch nicht nachverfolgen, woher das Kobalt kommt. „Stand heute gibt es für die Verbraucher keine Möglichkeit nachzuvollziehen, woher das verwendete Kobalt kommt, da die Etablierung der Blockchain gerade gestartet ist.“