Helios Universitätsklinikum Wuppertal ©Helios Kliniken
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Insgesamt fünf Sinne hat der Mensch, doch sage und schreibe 80 Prozent unserer Sinneseindrücke nehmen wir über die Augen wahr. Somit wird verständlich, warum Farben und Licht unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen können. Inwieweit dieser Einfluss auch bei kranken Menschen auf ihrem Weg zur Genesung gehen kann, untersuchten nun die Farbforscher Prof. Dr. Axel Buether und Chefärztin Dr. Gabriele Wöbker der Bergischen Universität Wuppertal – und zwar auf einer Intensivstation. In Kooperation mit dem Helios Universitätsklinikum Wuppertal beobachteten sie in einer einjährigen Forschungsstudie die Wirkungen eines neuen Farb- und Lichtkonzepts auf Patienten, Besucher sowie auf das Personal.

Das Ergebnis der diesbezüglich weltweit größten Forschungsstudie, die von Oktober 2017 bis Oktober 2018 nach Renovierungsarbeiten in den Häusern 3 und 5 am Helios Standort in Barmen stattfand: Die Neugestaltung der Räumlichkeiten hatte auf alle Beteiligten einen deutlich erkennbaren, positiven Effekt.

Zufriedenheit um ein Drittel gesteigert

Bei den Renovierungsarbeiten wurden unter anderem Wände, Decken und Türen neu gestrichen. Auch wurden sämtliche Leuchtmittel ausgetauscht. Um aussagekräftige Ergebnisse erzielen zu können, gab es vor ‒ sowie auch nach ‒ der Renovierung zum einen jeweils eine quantitative Befragung mittels Fragebögen und zum anderen ein qualitatives Interview mit den Beteiligten.

Bei der Auswertung der Befragungen zeigen sich hervorragende Ergebnisse: Die Zufriedenheit der Patienten mit den Räumlichkeiten wurde durch die neue Farb- und Lichtgestaltung um ein Drittel gesteigert“, so Prof. Dr. Axel Buether.

Prof. Dr. Axel Buether & Chefärztin Dr. Gabriele Wöbker ©Helios Kliniken

Die Wirkung erstreckt sich dabei nicht nur auf die Wahrnehmung des architektonischen Raums, sondern auch auf die der persönlichen Fürsorge. Der von den Betroffenen als „Wohlfühlatmosphäre“ bezeichnete Raumeindruck der Aufenthaltsräume und Patientenzimmer scheint gleichzeitig für eine effektivere Pflege zu sorgen.

Gefühle wie Geborgenheit und Sicherheit fördern Genesung

Die positive Bewertung der Pflegemaßnahmen stieg bei den Patienten nach der Renovierung um fast 30 Prozent. „Zudem fühlen sich die Patienten nach den Renovierungsarbeiten auf der Station wesentlich privater und wohler. Insbesondere Gefühle wie Geborgen- und Sicherheit sind für die Genesung der Patienten ein entscheidender Faktor. Hier haben wir nach der Renovierung eine Steigerung von über 55 Prozent erzielt“, erläutert die Chefärztin Wöbker.

Auch bei der Wirkung von Farbe und Licht auf den Medikamentenverbrauch der Patienten können wir auf bahnbrechende Ergebnisse zurückgreifen. So konnte der Verbrauch an Medikamenten im Vergleichszeitraum um durchschnittlich 30 Prozent gesenkt werden“, freit sich Dr. Gabriele Wöbker.

Somit zeigen die Ergebnisse der Studie, dass die Umweltfaktoren Licht und Farbe eine besonders positive Wirkung auf das Befinden und den Gesundheitszustand von Intensivpatienten hat. Gleichzeitig fördern sie auch das Vertrauen und die Zufriedenheit von Angehörigen. Und nicht zuletzt sind sie auch für die Arbeitsmotivation und Identifikation des Personals von Bedeutung.

Mitarbeiterzufriedenheit gesteigert

Denn nach der Neugestaltung der Station wurde nicht nur die Zufriedenheit der Patienten, sondern auch die der Mitarbeiter gesteigert. So konnte diese um etwa zwölf Prozent erhöht werden. Offensichtlich identifizierten sich die Mitarbeiter anschließend auch deutlich stärker mit ihrem Arbeitsplatz: Im Vergleichszeitraum wurde eine Steigerung von fast 30 Prozent erzielt. „Die Raumqualität der Patientenzimmer wird vom Personal sogar um 40 Prozent besser beurteilt“, so Prof. Dr. Axel Buether.

Somit belegen die Ergebnisse die Wirksamkeit von Farbe und Licht auf das Wohlbefinden und die Zufriedenheit aller Beteiligten. „Die Studie war für uns ein voller Erfolg. Den Ergebnissen zufolge haben die Faktoren Farbe und Licht einen sehr großen Einfluss auf den Menschen und seine Gesundheit“, so Buether. Die Helios-Chefärztin ergänzt:

Für uns sind die Ergebnisse ein klares Signal, dass mit wenigen Mitteln sehr viel bewegt werden kann. In Wuppertal werden wir in jedem Fall an dem Projekt festhalten und es sukzessive erweitern.“