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SatAgro: Weltraumtechnologien für Kleinbetriebe

– Innovation in der Landwirtschaft ist eine Schlange, die ihren eigenen Schwanz frisst.

Deshalb muss eine Revolution stattfinden – sagt Przemysław Żelazowski, CEO des Start-up-Unternehmens SatAgro.

Przemysław Żelazowski ist Wissenschaftler. Durch sein Studium in Polen hat ein Verständnis für den Umweltschutz entwickelt. Während seines Doktorstudiums in Oxford erfuhr er von den potenziellen Vorteilen des satellitengestützten Monitorings. Seine Arbeit in Rom für die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen weckte sein Interesse für die Landwirtschaft. Heute kombiniert er diese Erfahrungen in seinem Start-up-Unternehmen SatAgro.

Zusammen mit Krzysztof Stopa (Leiter des CTO-Forschungszentrums in Polen) entwickelte er ein Produkt, das es auch Kleinbauern ermöglicht, ihre Ernte mit Satellitenbildern zu überwachen und auf Precision Farming umzusteigen.

Euer Produkt ist ein Satelliten-Informationssystem für Landwirte. Im Klartext, was genau ist das?

Es ist eine einfach zu bedienende Anwendung für Landwirte, die ihnen mit zunächst aus Satellitenbildern Echtzeitinformationen über den Status und die Vielfalt der Ernte auf ihren Feldern liefert. Dann gibt sie Anweisungen für Landmaschinen, z.B. wie man düngen oder säen soll. Um eines klarzustellen, wir bieten keine starren Lösungen an, wie z.B. wie viele Kilogramm Dünger für jeden Teil des Feldes benutzt werden sollten. Wir bieten ein flexibles Tool, das der Landwirt leicht an seine Situation anpassen kann. Wenn die Agronomen zum Beispiel sehen, dass die ersten Satellitenbilder zeigen, dass Weizen in einem Abschnitt des Feldes nicht so gut wächst, in einem anderen Abschnitt aber viel besser abschneidet, könnte es der Landwirt seine Bemühungen auf die schwächeren Wachstumsbereiche konzentrieren. So kann er diesen Bereich des Feldes anschließend intensiver düngen. Wenn es aber schon zu spät in der Saison ist, dann wird er in den schwächsten Teil des Feldes wahrscheinlich nicht so viel investieren. Eine Möglichkeit, das zu tun, besteht darin, dass der Landwirt einige Fragen beantwortet und auf Grundlage dieser Informationen mit unserer Software Anleitungen bekommen kann, die die verschiedenen Erntebedingungen berücksichtigt. Es wird eine Dosiertabelle erstellt, die auf die spezifischen Anforderungen der Kulturen zugeschnitten ist. Diese Anleitung ist mit den Maschinen kompatibel, die er verwendet. In bestimmten Fällen, wie z.B. bei John Deere Geräten, können Agronomen innerhalb weniger Minuten Daten von einem Satelliten herunterladen, automatisch Anleitungen für die Düngung mehrerer Felder erstellen und diese per Fernbedienung an das Terminal der Maschine senden.

Welches Problem löst SatAgro?

Im Zeitalter des Klimawandels ist die Innovation in der Landwirtschaft wie eine Schlange, die ihren eigenen Schwanz frisst. Die Grüne Revolution in der Landwirtschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat zu einer enormen Effizienzsteigerung geführt. Umgekehrt gibt es aber auch viele negative Auswirkungen: Eine Verschlechterung des Bodens, chemische Kontamination, Verlust der Biodiversität. Es besteht die Gefahr, dass die Biodiversität durch chemische Kontamination verloren geht. Es besteht auch die Gefahr, dass das gesamte System instabil ist, wie der neueste IPCC-Bericht zeigt. Deshalb brauchen wir neue Agrartechnologien. Precision Farming ist eine solche Methode. Sie ermöglicht es den Landwirten, die Dosierung ihrer Ressourcen, z.B. Düngemittel, Pestizide oder Phytohormone, zu optimieren und damit die Umweltbelastung zu reduzieren. Ich muss aber auch sagen, dass das nur ein Teil der Lösung für die Herausforderungen ist, vor denen die Landwirtschaft steht. Das ist es, was wir tun können, um zu helfen, und wir tun es sehr gut, aber die chemische Zusammensetzung von Pestiziden oder Pflanzeneigenschaften können wir nicht kontrollieren.

Es gibt bereits Unternehmen auf dem Markt, die Satellitenbilder zur Überwachung von Kulturen verwenden. Inwiefern unterscheidet Ihr Euch von Euren Mitbewerbern?

Erstens können wir alle Prozesse gut automatisieren, und wir haben ein System geschaffen, das es einer großen Anzahl von Benutzern ermöglicht, das System per Fernbedienung zu bedienen.

Zweitens sind wir offen für die Zusammenarbeit mit Kleinbetrieben, auch mit dem, was wir oben erwähnt haben. Normalerweise sind solche Technologien wie unsere für Landwirte konzipiert, die über Hunderte von Hektar Land verfügen. Wir bieten auch Dienstleistungen für kleinere Betriebe an, und wir haben Preise, die eher der Massenproduktion entsprechen als den exklusiven Raten. Die Größe eines Felds, das überwacht werden kann, ist ein Hektar und größer.

Was sind die größten Hindernisse für das Unternehmen?

Den Markt zu ‚erziehen‘. Als ich 2015 mit Geschäftsleuten sprach und ihnen den Prototyp zeigte, sahen sie mich an, wie einen verrückten Außerirdischen. Jetzt ist es viel besser geworden. Die Landwirte sind bereits besser mit diesen Technologien vertraut und können besser mit ihnen umgehen. Die Konkurrenz wird größer, was aber auch dazu dient, den Markt weiter zu erziehen. Im Moment haben können wir und über die Anzahl der Personen, die an Bord kommen wollen, nicht beschweren.

Was waren die besten Momente bisher?

Als wir die ersten Verträge unterzeichnet haben. Es war ein tolles Gefühl nach eineinhalb Jahren Arbeit an der Programmierung, um endlich den Prototyp präsentieren zu können. Und vom CEO eines großen Betriebs zu hören, dass er nie gedacht hätte, dass so etwas möglich wäre – und dass es auch von einem polnischen Unternehmen gegründet wurde! Das war ein entscheidender Moment, da wir alle von unserer Arbeit erschöpft waren. Wir haben von den ersten Kunden großartiges positives Feedback und enormen Auftrieb bekommen.

Was sind Deine Pläne für das kommende Jahr?

Zunächst einmal wollen wir uns intensiv mit der Wasserwirtschaft befassen. Wir bereiten die Anwendung schon seit langem vor, und in diesem Jahr ist es an der Zeit, sie der Welt zu zeigen. Zweitens arbeiten wir mit Unterstützung der Europäischen Weltraumorganisation an einem Überwachungssystem, das auf regionaler und nationaler Ebene angewendet werden kann. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir in der Lage sind, Bedrohungen wie Dürre oder Frost schnell zu erkennen und darauf zu reagieren. Im Rahmen unserer Geschäftstätigkeit planen wir eine Ausweitung auf neue Märkte dieser Gebiete in der Europäischen Union und Nordamerika. Letztes Jahr haben wir SatAgro so vorzubereitet, dass der Dienst in Zukunft problemlos in anderen Ländern eingeführt werden kann. Jetzt müssen wir dort also Kunden finden.

Was willst Du in den nächsten 5 Jahren erreichen?

Wir wollen, dass unser Service in fünf Jahren breit verfügbar und als nützlicher Think-Tank bekannt ist. Wir wollen schnell Informationen darüber generieren, was mit den Nutzpflanzen geschieht, wie man sie managt und wie man reagiert. Ich persönlich möchte, dass wir Instrumente schaffen, die das Bewusstsein für den Pflanzenbau stärken, der die Grundlage für unsere Ernährung und unsere Ernährungssicherheit bildet.

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