Take Away Verpackungen (c) Unsplash - Markus Tourunen
Author profile picture

Hannah Wundsam und Cornelia Sochor waren in einem Masterprogramm an der Wirtschaftsuniversität Wien, als ihnen auffiel, dass am Campus viele Take Away Verpackungen achtlos zurückgelassen werden. Das wollten sie mit RePhil, einem Kreislaufsystem für wiederverwendbare Take Away Verpackungen ändern.

Bei ihren Recherchen fanden die Studentinnen heraus, dass eine neue EU-Richtlinie ab 2021 die Nutzung von Einwegverpackungen dramatisch reduzieren wird. Unternehmen werden auf Innovationen angewiesen sein, um eine neue Lösung zu finden. Das ermutigte die Beiden eine umweltfreundlichere Alternative zu entwickeln: RePhil, ein Kreislaufsystem für wiederverwendbare Take Away Verpackungen.

Nach Abschluss des Masters beschlossen sie, das Projekt weiterzuverfolgen und leiteten einen ersten Piloten mit der Kantine des österreichischen Kommunikationsanbieters A1 ein. Der Pilot zeigte, dass es einen Bedarf an wiederverwendbaren Take Away-Verpackungen gibt. Das Kreislaufsystem funktioniert mit Pfand und ein digitales Modell für das Pfandsystem wird gerade entwickelt. RePhil ist noch in der Prä-Gründungsphase und mit Validierung und Piloten beschäftigt. Der Launch ist für Juni 2020 geplant.

Hannah Wundsam, RePhil Head of Communications, im Interview:

Was ist eure Motivation? Welches Problem löst ihr?

In Österreich werden jährlich 28.000 Tonnen an Take Away Verpackungen weggeworfen. Damit könnte man die Fläche von Wien (414,6 Quadratkilometer) bedecken. In der Produktion von Take Away Verpackungen entstehen hohe CO2-Emissionen und nach Verwendung landen sie oft in Natur und Gewässern und verschmutzen die Umwelt. Das wollen wir mit der Einführung eines Kreislaufsystems vermeiden.

Aus welchem Material sind eure wiederverwertbaren Take Away Verpackungen?

Derzeit arbeiten wir mit Polypropylen und Pure Plastic Technology (PPT), einem Kunststoff. Wir forschen auch noch an anderen Materialien aus nachwachsenden Ressourcen. Aber momentan ist Polypropylen die nachhaltigste Variante. Es kann recycelt werden und – abhängig vom Gegenstand – 300- bis 500mal wiederverwendet werden. Zum Beispiel spart man im Lebenszyklus einer Schüssel 48 Kilogramm an CO2-Emissionen – verglichen mit Einwegbehältern.

Alternative Materialien wie Glas und Metall scheiden aus, weil sie extrem energieintensiv in der Herstellung sind. Während man eine Schüssel aus Polypropylen nur siebenmal wiederverwenden muss, um CO2-neutral mit einem Einwegbehälter zu sein, müsste man eine Metallschüssel dreißigmal wiederverwenden und eine Glasschüssel hundertmal. Außerdem ist Polypropylen im Vergleich zu Glas und Metall bruchfest und mikrowellentauglich.

Was war das bisher größte Hindernis, das ihr mit RePhil überwinden musstet?

Es gibt immer Hochs und Tiefs wenn man etwas Neuartiges aufbaut. Aber es ist auch spannend. Man muss dranbleiben und Durchhaltevermögen zeigen. Kein Hindernis, aber eine Herausforderung ist es gerade, einen technischen Co-Founder zu finden. Wir suchen schon seit einem Monat. Das ist etwas, das viele Start-ups erleben, die keinen technischen Hintergrund haben. Es gibt nicht viele Leute am Markt.

Was waren die bisher schönsten Momente?

Als wir im Juni 2019 den Wettbewerb Entrepreneurship Avenue gewonnen haben, der von der Wirtschaftsuniversität Wien ausgeschrieben wird und Studenten aller Universitäten offen steht.

Später hat es uns stolz gemacht, das Kreislaufsystem für wiederverwendbare Take Away Verpackungen erstmals bei A1 testen zu können und zu sehen, dass es so funktioniert, wie wir uns das vorstellen.

Schön war es auch, Alexander, unseren dritten Co-Founder ins Team zu bekommen.

Was können wir uns von euch in einem Jahr erwarten?

Im ersten Halbjahr werden wir unsere Hypothesen validieren, die Produkte für den Launch vorbereiten und weitere Piloten durchführen. Im zweiten Halbjahr werden wir unser Kreislaufsystem für wiederverwendbare Take Away Verpackungen dann erstmals österreichweit in Kantinen von Unternehmen sowie an Schulen, Universitäten, Spitälern, etcetera anbieten. Im ersten Schritt werden wir uns auf geschlossene Kreisläufe konzentrieren, langfristig streben wir ein offenes Kreislaufsystem an. Das klappt aber erst, wenn wir zumindest regional flächendeckend präsent sind, da wir dann den zusätzlichen logistischen Aufwand minimieren können.

Wo möchtet ihr mit RePhil in fünf Jahren sein?

Bis dahin möchten wir vor allem Österreich flächendeckend mit dem Kreislaufsystem für wiederverwertbare Take Away-Verpackungen besetzt haben – und europäischer Marktführer sein.

Was macht eure Innovation besser als existierende Dinge?

Wir bieten Unternehmen die Möglichkeit, ein Kreislaufsystem für Take Away-Verpackungen einzuführen und können quantifizieren, wie viel Müll und CO2-Emissionen sie dadurch einsparen. Mit einem integrierten Benefit-System setzen wir zusätzliche Anreize, das Kreislaufsystem zu verwenden und das Verhalten nachhaltig zu verändern.

Danke für das Gespräch.

Sie interessieren sich für Start-ups? Lesen Sie hier alle Artikel aus unserer Serie: