Left to right: Alexey Utin, Martin Kreitmair, Christopher Zapf © Tangany
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„Blockchain ist noch immer eine der komplexesten Technologien“, schreibt das Münchener Start-up Tangany auf seiner Website. Mit seinem Blockchain Custody Wallet as a Service bietet eine Möglichkeit zur Aufbewahrung, zum Transer und Empfang von großen Mengen an Kryptowährungen in einer sicheren Offline-Depotstelle. Über eine einfache und einheitliche API können die Kunden die Blockchain in bestehende und neue Systeme integrieren. Außerdem bietet Tangany seinen Kunden an, eine unbegrenzte Anzahl von Wallets einzurichten, z.B. für Blockchains von Bitcoin oder Ethereum aber auch private Blockchains.

Innovation Origins sprach mit einem der drei Gründer, Martin Kreitmair, über Hoch- aber auch Tiefpunkte und seine Ziele für sein Unternehmen.

Die Gründer v.l.: Alexey Utin, Martin Kreitmair, Christopher Zapf © Tangany

Wer steht hinter Tangany? Wer sind die Gründer?

Tangany wurde von Christopher Zapf, Martin Kreitmair und Alexey Utin gegründet. Die Gründer ergänzen sich fachlich ideal, so dass Tangany von Anfang an nahezu alle wichtigen Aufgaben selbst abdecken konnte (ausgenommen vielleicht den Steuerberater und Anwalt). Die Unabhängigkeit von Dritten erachten wir als sehr wichtig und wertvoll, um schnell voran zu kommen. Das Gründerteam wird weiter von ersten Mitarbeitern ergänzt.

Wann und wo wurde Tangany gegründet?

Die Tangany GmbH als Unternehmen wurde im Januar 2019 in München gegründet. Jedoch reicht das Projekt bis ins Jahr 2017 zurück. In der Zeit dazwischen wurde viel am Konzept gefeilt, der Markt analysiert und erste Erfahrungen in der Selbständigkeit gesammelt.

Wie kamen Sie auf die Idee zur Gründung des Start-ups?

Das war im Jahr 2017, zum Höhepunkt der jüngsten Bitcoin-Blase und zeitgleich, als unser ehemaliger Arbeitgeber verkauft wurde. Dieser Mix aus einer neuen, faszinierenden Technologie und der erfolgreiche Aufbau und Exit eines Unternehmen hat uns derart gepackt, dass wir den waghalsigen Schritt in die Startup-Welt wagten. Das Produkt als solches hat sich über die nächsten Monate geformt, bis wir schlussendlich die finale Konzeption im Herbst 2018 definiert hatten.

Was macht Tangany im Vergleich zu Ihrer Konkurrenz besonders?

Unser Produkt Custody Blockchain Infrastructure ist am Markt in dieser Form nahezu einzigartig. Wir sind davon überzeugt, dass Produkte einfach sein müssen und natürlich in unserem Fall zugleich sehr sicher. Auf diese beiden Aspekte richten wir all unsere Aktivitäten. Und das ist auch, was unsere Kunden an unserer Lösung lieben. Wir können Unternehmen eine Lösung anbieten, mit welcher diese sehr einfach und sicher Blockchain in neue oder bestehende Systeme integrieren können. Das könnten Webseiten, Software, Mobile Apps oder auch andere Systeme sein. Dazu kommt, dass wir unseren Kunden auch regulatorische Sicherheit bieten möchten. Gerade mit der 5. Geldwäscherichtlinie wird sich im Bereich Blockchain einiges ändern und wir sind hier ein vertrauensvoller Partner mit zusätzlichem Mehrwert.

Wo sehen Sie die Hindernisse für Blockchain? Warum schreckt man in Deutschland offenbar davor zurück?

Die größten Hindernisse für Blockchain ist die Blockchain selbst. Wir haben hier eine sehr technische Technologie, die schwer zu greifen ist und deren Anwendungsmöglichkeiten aufwändig getestet und validiert werden müssen. Das erfordert viel Zeit und Forschungsarbeit und in genau dieser Phase steckt die Technologie. Deutschland als Standort ist diesbezüglich ganz ordentlich aufgestellt. Es gibt mehr als 100 Start-ups hierzulande (mit Clustern in Berlin, München und Frankfurt) und einen starken politischen Rückenwind. Sowohl auf EU-Ebene, als auch National- und Landesebene, wurde die strategische Relevanz erkannt. Wir als Start-up haben knapp 200.000 Euro an Fördermitteln für unseren innovativen Charakter erhalten und sehen auch ansonsten viel positives. Lediglich unsere größeren Unternehmen und Konzerne könnten sich mit der Technologie etwas neugieriger beschäftigen und vor allem die jungen Start-ups enger einbinden. Hier wird noch viel Potenzial verschenkt, indem die Innovatoren zu wenig eingebunden werden.

Was war die größte Hürde, die Sie überwinden mussten?

Die größte Hürde war sicherlich der Weg in die Selbständigkeit. Wir haben alle unser Nest verlassen, mussten unsere sehr guten Positionen aufgeben und haben den Schritt ins komplett Unbekannte gewagt. Das funktioniert vermutlich nur durch sehr starkes Momentum. Im Anschluss folgten viele Herausforderungen zur Gestaltung der Organisation und der ersten Schritte. Je weiter das zarte Pflänzchen wächst, desto klarer wird der Weg glücklicherweise.

Was motiviert Sie, jeden Morgen zur Arbeit zu gehen?

Da gibt es einige Gründe. Zuerst einmal unser Team. Wir geben alle 100% und stehen zu 110% hinter der Idee und unserem Vorhaben. Das ist unglaublich motivierend. Dazu kommen all die kleinen und großen Höhepunkte, die natürlich zusätzlich motivieren. Ein Start-up kann nur funktionieren, indem ausreichend Motivationskrümel auf dem Weg liegen, um das Team den immer nächsten Schritt gehen zu lassen.

Gab es einen Moment, an dem Sie aufgeben wollten?

In der direkten Anfangsphase haben wir sehr viel schlechtes Feedback zu unserer Idee bekommen, das hat uns stark verunsichert und zu Anspannungen geführt. Diese haben sich natürlich mitunter im Team entladen und durchaus zu solch negativen Gedanken geführt. Im Nachhinein sind wir dankbar für das Feedback, denn es hat uns geholfen, das Produkt ordentlich auszurichten. Man sagt ja immer, gründen bedeutet weiter zu machen, auch wenn der Weg scheinbar nicht weitergeht – genau das haben wir gemacht.

Und umgekehrt: Was hat Sie besonders stolz gemacht?

Unser erster Kunde war natürlich ein absolutes Highlight. Jemand, der uns für unsere Technologie bezahlt und selbst einen Mehrwert erfährt. Das war ein unfassbar intensiver Moment und diesen haben wir im Team dann auch mit einen abendlichen Teamevent ordentlich zelebriert.

Worauf dürfen wir uns in den nächsten Jahren freuen, sprich: Was können wir in den kommenden Jahren von Tangany erwarten?

Wir möchten die Blockchain Infrastruktur für Europa werden. Wir glauben daran, dass die EU einen eigenen Player in diesem Segment benötigt und das wollen wir werden. Dazu gehören viele kleine Schritte und Aufgaben, die wir in den nächsten Jahren alle gehen werden.

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