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Die südostösterreichische Stadt Graz will ein städtisches Logistikzentrum errichten, um die letzten Meile im Gütertransport koordiniert und kooperativ zu regeln. Kurierdienste, die einzelne Sendungen ausliefern, wird es dann nicht mehr geben.

Der wachsende E-Commerce lässt die Zahl der Sendungen steigen. Die Kurierdienste sind zahlreich und nutzen meist Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Das belastet die Umwelt und die Verkehrssituation – vor allem in den Innenstädten.

Die knapp 300.000 Einwohner zählende Stadt Graz will dieses Problem mit einem städtischen Logistikzentrum lösen. Die historische Innenstadt ist Weltkulturerbe und Adresse zahlreicher Geschäfte. Es gilt

  • die Stadt vor Feinstaub und Lärm zu schützen;
  • die wirtschaftliche Grundlage der Geschäfte zu stärken, die im Wettbewerb mit Einkaufszentren am Stadtrand stehen;

Zu viele zu gering beladene Botendienste

Von Seiten der Kurierdienste gibt es die Tendenz, zentrumsnahe City Hubs zu errichten, um die letzte Zustellungsmeile mit umweltfreundlichen Fahrzeugen abzuwickeln. Das reicht der Grazer Stadtregierung aber noch nicht: Das Problem der zu vielen zu gering beladenen Transportfahrzeuge bleibt dabei ungelöst.

Um die komplexe Herausforderung zu bewältigen, initiierte die Grazer Stadtregierung das Forschungsprojekt GrazLog. Projektpartner sind die Technische Universität Graz, Eisenberger & Herzog Rechtsanwalts GmbH und Prime Software GmbH. Projektkoordinator ist Martin Reithaler vom Center for Mobility Systems am AIT Austrian Institute of Technology.

Koordinierte, kooperative Zustellung

Die Stadtregierung ortet den Bedarf für eine koordinierte, kooperative Zustellung von Sendungen in der Innenstadt beziehungsweise Fußgängerzone sowohl für Business to Business als auch für Business to Consumer. Diese soll eine wirtschaftlich nachhaltige, umweltfreundliche und effiziente Warenzustellung ermöglichen.

Ein zu errichtendes städtisches Logistikzentrum soll als Konsolidierungszentrum in die Transportkette integriert und von allen Kurierdiensten genutzt werden können. Die Zustellung und Abholung soll über eine zentrale und digital optimierte Tourenplanung erfolgen – für alle Kurierdienste und aus einer Hand. Für den umweltfreundlichen Transport werden Lastenfahrräder und Elektrofahrzeuge eingesetzt.

Forschungsziele sind:

  • eine evidenzbasierte Evaluierung der kooperativen Konsolidierung von Lieferungen – einschließlich der Flotten- und Routenplanung;
  • die Erarbeitung eines nachhaltigen Geschäfts- und Betreibermodells, das den Anforderungen der Kurierdienste gerecht wird;
  • den Betrieb des städtischen Logistikzentrums in Einklang mit den gegebenen rechtlichen Rahmenbedingungen bringen;

Einfluss auf die Einhaltung von Regelungen

Die Stadtregierung strebt ein Modell an, das von den Kurierdiensten akzeptiert wird. Dadurch soll ein nicht-regulativer Anreiz gesetzt werden und gleichzeitig regulative Eingriffe ergänzt und unterstützt werden. Unter regulativen Eingriffen sind definierte Lieferzeiten und die Bevorzugung von emissionsfreien e-Transportern zu verstehen.

Im Projekt sollen die Voraussetzungen für das städtische Logistikzentrum geschaffen werden – und der Betrieb in Form eines Living Lab getestet. Die Evaluierungen werden in einen Testbetrieb einfließen, der nach Projektende in einen Dauerbetrieb übergeleitet wird. Als Best Practice Case soll GrazLog die Grundlage für die Errichtung von Logistikzentren in anderen Städten und Regionen mit ähnlichen Rahmenbedingungen liefern.

Das Forschungsprojekt wird von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG gefördert startete im September 2018 und läuft noch bis Februar 2021.

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