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Acht Stunden Schlaf braucht der Mensch. Dass diese traditionelle Aussage nicht auf alle Menschen gleichermaßen zutrifft, ist seit Längerem bekannt, da das individuelle Schlafbedürfnis variiert. Auch je nach Alter. Insbesondere Kinder benötigen entscheidend mehr Schlaf, da sie sich noch im Wachstum und in der Entwicklungsphase befinden. So sollten Schulkinder zwischen sechs und 13 Jahren neun bis elf Stunden schlafen, Jugendliche bis 17 Jahre zwischen acht und zehn Stunden. Immer mehr Kinder leiden aber unter Schlafmangel und Schlafstörungen. Das führt nicht nur dazu, dass sie tagsüber müde und nicht leistungsfähig sind, sondern auf Dauer zu gesundheitlichen Problemen wie Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen.

Forscher des Consiglio Nazionale delle Ricerche (CNR) in Avellino haben nun einen einfachen Bluttest entwickelt, der verrät, ob ein Kind zu wenig schläft. Das zeigt sich anhand der Konzentration bestimmter Moleküle im Blut, die bei Kindern und Jugendlichen mit der Schlafdauer zusammenhängen. Die sogenannte microRNAs zeigen, ob das Schlafverhalten „den gängigen Empfehlungen entspricht“, erklären Giuseppe Iacomino und seine Kollegen.

Im Rahmen ihrer Studie, deren Ergebnisse im Fachmagazin Experimental Physiology veröffentlicht wurden, untersuchten die Forscher 111 Kinder und Jugendliche im Schulalter aus acht europäischen Ländern. Die Probanden waren alle gesund und keines war übergewichtig, ihre Schlafdauer variierte jedoch, weshalb sie in zwei Gruppen eingeteilt wurden: Kurzschläfer und Normalschläfer ein. Als Auswahlkriterien dienten den Forschern die wissenschaftlichen Schlafempfehlungen von neun Stunden für Kinder unter 13 Jahren und acht Stunden für Jugendliche ab 13 Jahren.

Um herauszufinden, ob sich ausreichender bzw. mangelnder Schlaf im Blutbild zeigt, konzentrierten sich die Forscher auf die Anzahl der microRNAs. Sie würden eine „wichtige Rolle für die Regulation der Genexpression spielen und können auch circardiane Rhythmen [24-Stunden-Rhythmus, d. Red,] und Schlafmuster beeinflussen“, sagen die Forscher.

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Kovarianten verändern Ergebnis nicht

Das Ergebnis der Bluttest zeigte, dass Studienteilnehmer, die zu wenig schliefen, weniger microRNAs im Blut hatten als Normalschläfer. Die Unterschiede blieben auch bestehen, nachdem die Forscher Faktoren wie das unterschiedliche Alter oder das Geschlecht in die Auswertung miteinbezogen. Durch einen einfachen Bluttest und die Bestimmung der Konzentration der microRNAs könnte daher künftig besser zeigen, ob der Nachwuchs genug schläft als eine Befragung der Kinder und ihrer Eltern, betonten Iacomino und seine Kollegen. Außerdem könnte man so auch Hinweise darauf gewinnen, wie wahrscheinlich die Kinder gesundheitliche Beschwerden und Krankheiten entwickeln würden, die mit Schlafmangel in Zusammenhang gebracht werden.

Gleichzeitig gaben die Wissenschaftler aber auch zu, dass es bei der Studie gewisse Einschränkungen gebe. Die erste und wichtigste sei, dass die Korrelation zwischen der miRNA-Konzentration und der Schlafdauer, die bei Normalschläfern beobachtet wurde, zwar statistisch signifikant, müsse aber trotzdem vorsichtig interpretiert werden sollte. Lifestyle-Faktoren könnten die Ergebnisse möglicherweise beeinflussen, das Hinzufügen von Kovariaten zu den statistischen Modellen habe jedoch keinen Einfluss auf die Verbindung mit der Schlafdauer gehabt. Diese Gesamtschlafdauer wurde mit Hilfe von Fragebögen zur Selbstauskunft ermittelt, was auch zu Messfehlern und Ungenauigkeiten führen könne.

Die Erkenntnisse der italienischen Wissenschaftler gewinnt besondere Bedeutung, wenn man eine Studie der Universität Uppsala bedenkt. Dort haben die Forscher festgestellt, dass schon eine einzige schlaflose Nacht – nicht nur bei älteren Menschen, sondern auch bei jungen Erwachsenen, zu einem Anstieg des Tau-Proteins führt. Ablagerungen dieses Eiweißes im Gehirn sind ein wichtiges Kennzeichen von Alzheimer und anderer neurodegenerativer Erkrankungen.