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Die Krebsimmuntherapie gilt als großer Hoffnungsträger der Medizin. Doch bei vielen Patienten bleibt diese aufgrund von genetischen und epigenetischen Resistenzmechanismen erfolglos. Jetzt testet ein länderübergreifendes Forscherteam eine neue Klasse von epigenetischen Wirkstoffen, die sogenannten HDAC-Inhibitoren. Diese sollen die Resistenzen aufheben und die Wirkung der Krebsimmuntherapie verbessern.

Die Immuntherapie ist eine relativ neue Form der Krebsbehandlung. Deren Vorteil liegt in einem gezielteren Angriff von Krebserkrankungen, als dies bei herkömmlichen Therapien wie der operativen Tumorentfernung oder der Strahlen- und der Chemotherapie möglich ist.

Mechanismus der Immuntherapie

Das menschliche Immunsystem ist in der Lage, Krebszellen zu erkennen. Allerdings gibt es Krebszellen, die sich tarnen, um der Immunabwehr zu entkommen und Tumore zu bilden. Die Immuntherapie ist in der Lage die Tarnung der Krebszellen zu erkennen und deren Aktivität zu blockieren. Besonders erfolgreich zeigte sich die Therapie bisher bei schwarzem Hautkrebs und dem fortgeschrittenen Lungenkrebs.

Wenn die Immuntherapie nicht greift, dann ist dies meist auf genetische und epigenetische Resistenzmechanismen zurückzuführen.

Resistenzen aufheben

Ein länderübergreifendes Forscherteam arbeitet im EU-Projekt Epigenetic Regulation of Immunitiy in Cancer (EPIC) daran, diese Resistenzen aufzuheben. Dabei wird eine neue Klasse von epigenetischen Wirkstoffen für die Immuntherapie getestet – die sogenannten HDAC-Inhibitoren. Mit den epigenetischen Wirkstoffen will man zwei Dinge erreichen:

  • die Tumorzellen für das Immunsystem sichtbarer machen;
  • in Kombination mit der Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren eine effiziente Immunantwort initiieren;

Epigenetische Krebssignatur reversibel

An der Tumorentstehung sind sowohl genetische als auch epigenetische Veränderungen beteiligt. Anders als die genetische Krebssignatur ist die epigenetische Krebssignatur reversibel. Sie kann wieder in eine gesunde Krebssignatur umprogrammiert werden. Vielversprechende Wirkstoffe für diesen heilenden Effekt liefern HDAC-Inhibitoren der Klasse II. Diese hemmen die Histon-Deacetylasen. Das sind Enzyme, die in Krebszellen oftmals fehlreguliert sind.

Das Testmodell

In dem Projekt wird getestet, wie die HDAC-II-Inhibitoren auf den Verbund aus Krebszellen, Immunzellen und Stroma wirken. Das Stroma ist das Bindegewebe des Tumorbereichs. Dieser Verbund ist eine Annäherung an die Situation im menschlichen Körper und

  • ermöglicht eine präzise Beobachtung der verschiedenen Zelltypen;
  • lässt besser von den Laborergebnissen auf die Wirkung im menschlichen Körper schließen;

Für das Testsystem wurden 3D-Zellkulturmodelle und Organoid-Kulturen optimiert.

Ein Ziel des Projekts ist es, die Kluft zwischen den Laborergebnissen von Krebswirkstoffen und deren Wirksamkeit bei Patienten zu schließen. Die Testmodelle sind auf Darmkrebs und Leukämie angelegt.

EPIC ist ein Projekt der Interreg V_A Italien/Österreich. Beteiligt sind die Universitäten von Bozen, Udine, Triest und Salzburg. Die Universität Salzburg bringt Expertise in Tumorbiologie und Immunologie sowie gebündeltes Wissen aus den Bereichen Chemie, Biochemie, Pharmakologie und Bioinformatik ein. Für die dort erarbeiteten Testmodelle wird humanes Material verwendet. Die an den menschlichen Zellen getesteten HDAC-II -Inhibitoren werden in den Laboren der Partner in Triest und Udine hergestellt.

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