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Eis soweit das Auge reicht. Die Antarktis ist ein Kontinent mit extremen Wetterbedingungen auf dem sich bestenfalls Forscher tummeln. Und das tun sie. Seit zehn Jahren betreibt dort das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) eine Forschungsstation, als Basis für Antarktisforschung.

Es sind klimatische Bedingungen der Superlative, die in der Antarktis herrschen: Extreme Kälte, heftige Stürme und die endlose Polarnacht. Der weiße Kontinent fasziniert nicht nur, sondern verantwortete maßgeblich unser Klima. Damit ist er für die Forschung ein interessanter Ort.

Physikerin Lisa Kattner entnimmt das gesammelte CO2 aus der Sammelapparatur. (Foto: Alfred-Wegener-Institut / Thomas Steuer)
Physikerin Lisa Kattner entnimmt das gesammelte CO2 aus der Sammelapparatur.(Foto: Alfred-Wegener-Institut / Thomas Steuer)

10 Jahre Neumayer-Station III

Seit 2009 ist die Neumayer-Station III auf dem Ekström-Schelfeis an der Küste des östlichen Weddellmeeres Anlaufstelle für Wissenschaftler. Dort werden Forschungsprojekte und Messreihen durchgeführt, die wichtige Informationen über unser Klima preisgeben. Die beiden Vorgänger-Stationen waren nur wenige Kilometer von der jetzigen Basis entfernt, die Anfang 2009 in Betrieb genommen wurde.

Klimaveränderungen

„Der antarktische Kontinent trägt die größten Eismassen der Erde, das Südpolarmeer nimmt erhebliche Mengen von CO2 und Wärme auf, daher ist die Forschung in dieser Region von elementarer Bedeutung. Um die globalen Veränderungen zu verstehen, sammeln wir an der Neumayer-Station III Daten über lange Zeiträume – von minutengenauen Wetterbeobachtungen bis hin zur Erforschung der Klimageschichte anhand von Eisbohrkernen. Zudem unterstützen wir Beobachtungen der antarktischen Lebensvielfalt, von Pinguin-Kolonien bis zu den Kaltwasser-Korallen unter dem dicken Schelfeis“, betont AWI-Direktorin Antje Boetius.

Schwerpunkte der Arbeit

In der Forschungsstation starten regelmäßig Wetterballone mit Sonden, um Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Wind und die Verteilung von Ozon in der Atmosphäre zu messen. Andere Forschungsbereiche umfassen die Luftchemie, das Magnetfeld der Erde, das Meereis und eine Kolonie von Kaiserpinguinen.

Salat in der Eiswüste

Die Forscher in der Neumayer-Station III liefern aber auch Erkenntnisse wie sich Nutzpflanzen in Gewächshäusern unter klimatisch extremen Bedingungen oder im All entwickeln. Das Projekt startete 2017 unter der Projektleitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Offenbar erfolgreich. Diesen Winter konnte das Stationsteam erstmals regelmäßig frischen Salat essen.

Aber auch die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sowie der deutsche Wetterdienst sind ebenfalls in der Antarktis-Basis angesiedelt. Mit 60 Infraschallstationen unterstützt BGR die Einhaltung des Kernwaffenteststopp-Vertrags. Dank präziser Wettervorhersagen ist auch die sichere Arbeit außerhalb der Station möglich. Partner wie Russland, Norwegen und Südafrika informierte die Basis mit Flugwettervorhersagen.

Neumayer-III-Zahlen-und-Fakten (Foto: Alfred Wegener Institut)
Die Neumayer-Station-III in Zahlen-und-Fakten (Foto: Alfred Wegener Institut)

Wie die Neumayer-Station entstand

Das AWI ist bereits seit 1981 mit einer Forschungsstation in der Antarktis tätig. Benannt wurde sie nach dem deutschen Polarforscher Georg von Neumayer, die im selben Jahr in Betrieb genommen wurde. 1992 ersetzte man sie durch einen Nachfolger, eine Röhrenkonstruktion. Fortan hieß die Forschungsbasis Neumayer. Mit Neumayer III entstand die größte und komfortabelste Station in der Eiswüste. Sie bietet bis zu 50 Personen Platz und vereint alle Arbeitsflächen, Aufenthaltsräume und Vorräte zentral unter einem Dach. Bei Bau und Betrieb berücksichtigten die Architekten höchste Umwelt-Schutz-Standards. So bleibt beispielsweise die erzeugte Energie soweit wie möglich in einem geschlossenen System. Hat die Station ausgedient, kann sie vollständig zurückgebaut werden. Spuren der Forschung sollen damit so gering wie möglich gehalten werden.

Harte Bedingungen

Die Konstruktion der Neumayer-Station muss im ewigen Eis den eisigen klimatischen Bedingungen trotzen. Jeden Tag schiebt sich das Schelfeis um etwa 40 Zentimeter in Richtung Küste – ein natürliches Verfallsdatum sozusagen. Dadurch droht der Untergrund, auf dem das Gebäude steht, abzubrechen. Bis das geschieht, vergehen aber noch über 100 Jahre. Vielmehr muss die Konstruktion mit den Schneemassen zurechtkommen. Dazu tragen 16 hydraulische Stützen Neumeyer III, die regelmäßig das gesamte Gebäude anheben. Die Plattform wächst mit dem Schneeaufkommen mit und liegt immer etwa sechs Meter über dem Eis. Dank dieser ausgefeilten Technik, mit denen die Vorgängergebäude nicht ausgestattet waren, soll die Station mindestens noch bis 2035 in Betrieb bleiben.

Aufmacher-Foto:  Polarlicht – Alfred-Wegener-Institut/Helene Hoffmann