CEO und COO Matthias Kalb und Gründer und CEO Jürgen Gunz (c) Rollmi
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Die E-Scooter-Welle überrollt die europäischen Städte und die Integration der neuen Verkehrsteilnehmer funktioniert nicht ganz reibungslos. Unter anderem ist es das wilde Parken auf Gehsteigen, das Fußgänger verärgert. Das österreichische Startup Rollmi launcht eine App, die mehr Ordnung in den E-Scooter-Verleih bringen soll.

Die Stadtregierungen sehen im E-Scooter-Verleih eine umweltfreundliche Lösung des Verkehrsproblems. Die handlichen und wendigen Vehikel bringen schnell durch die vom Autoverkehr überlasteten Innenstädte. Unter dem Stichwort die letzte Meile sollen sie aber vor allem die Lücken im öffentlichen Verkehrssystem schließen und so die Autofahrer zum Umstieg bewegen. Meist sind es private Betreiber, die den Verleih anbieten. Registrierte Nutzer mieten per App den nächstgelegenen E-Scooter und parken direkt am Ziel. Das führt dazu, dass die Vehikel oft achtlos vor U-Bahnabgängen oder Hauseingängen hingeworfen werden und eine Stolperfalle für Fußgänger darstellen. Es liegt an den Verleihern, die E-Scooter Nachts einzusammeln, aufzuladen und am Morgen an attraktiven Standorten für Pendler und Eilige erneut verfügbar zu machen.

Kooperation mit der Stadtregierung

Das österreichische Start-up Rollmi ist ein neuer Player in dem Markt und möchte dem wilden Parken ein Ende bereiten. Ein entsprechendes Konzept wurde gemeinsam mit der Stadtregierung Dornbirn entwickelt. Es war die 40.000 Einwohner zählende Studenten- und Einkaufsstadt, die an das Start-up herangetreten war. Dieses betreibt bereits einen Fahrtendienst und erhielt so die Möglichkeit, in einem überschaubaren Rahmen erste Erfahrungen im E-Scooter-Verleih zu sammeln. Gleichzeitig ist das Konzept skalierbar und soll bald auf weitere Städte ausgeweitet werden. Zunächst sind allerdings nur Städte geplant, in denen es noch keine anderen Verleiher gibt.

Anreiz durch Bonus

Vergangenen Freitag ging das Projekt mit zwanzig Scootern an den Start. Sowohl das Ausleihen als auch das Abstellen erfolgt in definierten Bereichen. Die Nutzer sind relativ frei im Abstellen des E-Scooters, müssen sich jedoch an vorgesehene Parkplätze in den definierten Zonen halten. Gleichzeitig gibt es Stationen – und Nutzer, welche den E-Scooter an einer der Stationen abstellen, erhalten einen Rabatt von fünf Prozent auf den Fahrpreis. Eine weitere Maßnahme, die Nutzer zur Ordnung anzuhalten, ist die Verpflichtung, das ordnungsgemäße Abstellen des E-Scooters mit einem Foto zu dokumentieren. „Das hilft uns beim Aufsammeln und die E-Scooter stehen nicht überall herum“, erklärt CEO und COO Matthias Kalb.

Der Verleih wird über eine App abgewickelt und das Konzept via Stadtplan und Farbleitsystem vermittelt: Blau markiert das gesamte Gebiet, Orange die Stationen, grün die Parkzonen und rot Fahr- und Parkverbot.

Kein Spielzeug

Eine erste Unfallstudie zu Leih-Scootern in USA zeigte, dass die Nutzer zur Fehleinschätzung des Vehikels neigen, das wie ein Spielzeug anmutet. Zwei Drittel der Unfallopfer sind Fahranfänger. Besonders verletzungsgefährdet ist der Kopf. In der Rollmi-App erhalten die Nutzer ein Usermanual, eine Helmempfehlung und Informationen zu lokalen Verkehrsregelungen. Der E-Scooter–Verleih wurde in die bestehende App integriert, die bereits Fahrtendienste unter der Marke Holmi verfügbar macht.

Das Start-up wickelt alle Prozesse intern ab. Vor allem die Weiterentwicklung der Apps sei arbeitsintensiv, so Kalb. Die Konkurrenten sind groß, haben gute Produkte und viel Personal.

“Mit dem Launch von Rollmi, entwickeln wir uns von einer Ride-HailingApp zu einem multimodalen Mobilitätsanbieter. Unsere Kunden sollen in Zukunft alle Transportdienste haben, die sie brauchen.“ Gründer und Co-Geschäftsführer Jürgen Gunz

Überregulierter Markt

Die Expansion in den E-Scooter-Verleih ist gewissermaßen auch notwendig. Das Start-up geriet durch das Anfang Juli 2019 beschlossene Uber-Gesetz in Bedrängnis. Das neue Gelegenheitsverkehrsgesetz stellt Mietwagen mit Taxis gleich und könnte das Aus von Fahrtendiensten wie Uber bedeuten. Unter anderem müssen künftig auch Lenker von Mietwagen eine Fahrerausbildung vorweisen. Ob es fest vorgeschriebene Tarife geben wird, ist noch offen. Die Entscheidung liegt bei den Bundesländern. Das Gesetz tritt per 1. September in Kraft.

Klare Profiteure

Gunz und Kalb, die mit ihrem Fahrtendienst Holmi erst Anfang April nach Wien expandiert hatten, lehnen die Gesetzesnovelle ab, weil sie jegliche Art von Wettbewerb unterbindet. Profiteure sind die zwei großen Taxifunkzentralen, die mit deutlich höheren Provisionen arbeiten, als Fahrtendienste wie Uber und Holmi. Kalb: „Wenn die Überregulierung nicht durch Landesgesetze aufgeweicht wird, müssen auch wir in Zukunft Fahrzeuge zum Taxipreis vermitteln.“

 

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