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Bis zu den 1970er Jahren war Fleisch auf dem Teller in den meisten deutschen Haushalten etwas Besonderes, denn es war für viele Familien schlicht zu teuer. Es gab vielleicht am Wochenende oder an Feiertagen mal einen Braten, ansonsten ernährte man sich überwiegend von Getreideprodukten und Gemüse. Je mehr der Wohlstand wuchs, desto mehr Fleisch kam auch auf den Tisch, ein Trend der sich in den vergangenen Jahren jedoch wieder umgekehrt hat.

Heute ernähren sich laut proveg rund acht Millionen Menschen in Deutschland vegetarisch, etwa 1,3 Millionen vegan. Schätzungen zufolge kommen jeden Tag etwa 2.000 Vegetarier und 200 Veganer dazu. Weltweit wird die Anzahl der vegan/vegetarisch lebenden Menschen auf ca. eine Milliarde geschätzt. Und diese fleischlose Ernährung ist gesund, da insbesondere ein zu hoher Verzehr von rotem Fleisch das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht. Gemäß neuester Forschungsergebnisse ist eine rein vegetarische bzw. vegane Ernährung aber auch nicht die gesündeste – denn: das Zauberwort heißt Fisch.

In einer von der Universität Oxford durchgeführten Studie stellte sich jetzt nämlich heraus, dass Vegetarier, Veganer und Pescetarier (die Fisch essen) ein niedrigeres Risiko auf einen Herzinfarkt haben als Fleischesser. Vegetarier und Veganer wiesen im Gegensatz zu Pescetariern jedoch zum Teil ein erhöhtes Risiko auf einen Schlaganfall auf.

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Die Mitglieder der EPIC-Oxford, der britischen Kohorte der „European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition“, bestehen zum großen Teil aus Vegetariern. Bei einer ersten Befragung im Jahr 1993 gaben 16.354 der insgesamt 48.188 Teilnehmer an, ganz auf Fleisch zu verzichten; weitere 7.506 aßen Fisch aber kein Fleisch, 24.428 aßen Fleisch.

2010 wurde ein großer Teil erneut nach ihren Essgewohnheiten befragt. Aufgrund der Ergebnisse konnte Tammy Tong vom Nuffield Department of Population Health an der Universität Oxford den Einfluss eines langfristigen Fleischverzichts auf die Rate von Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersuchen.

Während der ersten 18 Jahre bis 2001 kam es demnach zu 2.820 ischämischen Herzkrankheiten und 1.072 Schlaganfällen, darunter 300 hämorrhagische Schlaganfälle. Für die Vegetarier ermittelte Tong ein um 22 % vermindertes Risiko auf eine ischämische Herzerkrankung, Pescetarier erkrankten zu 13 % seltener.

Erhöhtes Schlaganfallrisiko

Bei den Vegetariern und Veganern war allerdings das Schlaganfallrisiko um 20 % erhöht, wobei hier in erster Linie die Zahl der hämorrhagischen Schlaganfälle anstieg. Bei den Pescetariern war das Schlaganfallrisiko nur tendenziell erhöht. Bei den Vegetariern, Veganern und Pescetariern war das Risiko für Herz-Kreislauf-Risiken also deutlich geringer als bei den Fleischessern. Warum vegetarische Ernährung das hämorrhagische Schlaganfallrisiko erhöht, blieb jedoch unklar. Die Wissenschaftler können nur vermuten, dass ein Mangel an Vitamin B12, Vitamin D oder essentiellen Aminosäuren dafür verantwortlich sein könnte.

Somit stellte sich die Frage, ob auch andere Faktoren, die die Studie nicht berücksichtigt hatte, wie ein gesünderer Lebensstil dafür verantwortlich war, dass die Nicht-Fleischesser ein geringeres Risiko für Herzerkrankungen hatten als Fleischesser. Andererseits könnte man auch sagen, dass Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Blutzucker und Cholesterin durch vegetarische Ernährung verbessert werden. Das würde wiederum bedeuten, dass vegetarische Ernährung noch mehr Vorteile hätte, als bisher gedacht.

©Nuffield Department of Population Health

Tong berücksichtigte bei ihren Berechnungen auch eine Reihe von konkurrierenden Risiken: Die Vegetarier waren 10 Jahre jünger als die Fleischesser und litten seltener unter einem erhöhten Blutdruck oder Diabetes. Außerdem hatten sie niedrigere Cholesterinwerte und weniger chronische Erkrankungen. Sie trieben mehr Sport, rauchten seltener, und die Frauen nahmen nach den Wechseljahren seltener Hormonpräparate ein.

Weitere Studien nötig

Alles in allem lässt sich sagen, dass vegetarische Kost das Herz-Kreislauf-Risiko insgesamt senkt. Pro 1.000 Personen war die absolute Zahl von ischämischen Herzerkrankungen über 10 Jahre um 10 Fälle über 10 Jahre niedriger (36,2) als bei den Fleischessern (46,2). Gleichzeitig erlitten etwa drei Vegetarier/Veganer mehr einen Schlaganfall (18,3) als Fleischesser. (15,4). Von 1.000 Pescetarier hatten 40,4 einen Herzinfarkt und 17,5 einen Schlaganfall.

Da die Studie eine Beobachtungsstudie war und die Ergebnisse hauptsächlich auf weißen Europäern basierten, seien sie möglicherweise nicht allgemein auf andere Populationen anwendbar, betonen die Forscher. „Zusätzliche Studien in anderen großen Kohorten mit einem hohen Anteil an Nicht-Fleischverzehrern sind erforderlich, um die Verallgemeinerbarkeit dieser Ergebnisse zu bestätigen und ihre Relevanz für die klinische Praxis und die öffentliche Gesundheit zu bewerten”, sagt Tammy Tong.

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