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About Beetle ForTech GmbH

  • Founders: Koimé Kouacou, Anh Nguyen, Matthias Sammer, Sebastian Vogler
  • Founded in: 2021
  • Employees: 8
  • Money raised: -
  • Ultimate goal: Wir wollen die Herkunft von Rundholz transparent machen, um die Übernutzung der Wälder zu bekämpfen.

Regulierungen wie die European Timber Regulation (EUTR) bieten die rechtlichen Instrumente für die Ahndung des illegalen Holzhandels weltweit. Sie verpflichten alle Wirtschaftsakteure, die Legalität ihres Holzes zu beweisen. Zwar soll diese Art Regelungen den illegalen Holzhandel selbst in weniger regulierten Märkten eindämmen, ist aber aufgrund der fehlenden Rückverfolgbarkeit der Lieferkette weitgehend zahnlos. Die Folge ist eine Übernutzung der Wälder, die das ökologische Gleichgewicht gefährdet. So ist es etwa das Wurzelwerk der Bäume, das die Wälder vor Bodenerosion schützt – und damit die Umgebung vor Überschwemmungen. Grund genug für die vier Gründer von Beetle ForTech, den illegalen Holzhandel zu bekämpfen – mit einer Software-as-a-Service-Lösung und Hardware für die Rückverfolgbarkeit von Rundholz. In dieser Folge der Serie Start-up-of-the-Day sprechen zwei der Gründer, Koimé Kouacou und Anh Nguyen, über ihr Projekt und die Herausforderungen des Gründens: 

Rückvollziehbarkeit, illegaler Holzhandel, European Timber Regulation, Übernutzung der Wälder, Beetle ForTech,
Das Team Beetle ForTech von links nach rechts: Matthias Sammer, Koimé Kouacou, Anh Nguyen, Sebastian Vogler (c) Linh Schroeter

Wie können wir uns eure Lösung zur Rückverfolgbarkeit von Rundholz vorstellen?

Koimé: Es gibt zum einen die Software und zum anderen ein Markierungs- und ein Auslesegerät. Die Markierung erfolgt mittels fremdstofffreien Codes gleich nach dem Fällen des Baumes durch die Holzarbeiter im Wald. Dieser Code kann dann bis zur Erstverarbeitung ausgelesen werden, um die Herkunft und noch weitere Daten zum Stamm zu prüfen. In einem vollautomatisierten Prozess können dann noch Satellitenbilder vom genauen Wuchsort des Baumes verglichen werden, um zu sehen, dass sich an der Position eine Lücke im Walddach zeigt. 

Was sind die nächsten Schritte, die ihr setzen werdet?

Koimé: Bis dato sind es mehrere Prototypen und es sind noch einige Mittel notwendig, um die Produktreife zu erlangen. Außerdem planen wir auch noch weitere digitale Services, um sowohl die Bedürfnisse im Forst als auch jene der holzverarbeitenden Industrie zu erfüllen. Zum einen soll dies ein Risikobewertungstool sein und zum anderen ein Waldmonitoring.

Das Risikobewertungstool soll Holzbeschaffungsabteilungen den Legalitätsnachweis im Einklang mit weltweit geltenden Gesetzen erleichtern. Mit dem Waldmonitoring ermöglichen wir es Forstbetrieben, den allgemeinen Zustand ihres Forstes fernerkundungsbasiert zu beurteilen.  

Um weitgehend fälschungssicher zu sein, haben wir unterschiedliche Teilaspekte in einzelne Geräte gegliedert. Diese Teilaspekte gilt es jetzt in einem Gerät zu vereinen und alle Systeme über eine Plattform zu verbinden.

Welches Problem löst ihr – und warum ist das wichtig? 

Anh: Wir möchten holzverarbeitenden Firmen die Rückverfolgbarkeit der Lieferungen ermöglichen, damit sie illegales Holz aus ihren Lieferketten entfernen können. Holzlieferketten sind sehr kompliziert und variieren von Land zu Land und von Kontinent zu Kontinent. Aber generell ist es sehr einfach, illegales Holz in die Lieferkette zu schmuggeln. 

Wenn wir einen Beitrag zur Bekämpfung des illegalen Holzhandels leisten wollen, dann geht es uns primär um den Klimaschutz. Wälder sind wichtig für unser Klima und unser Ökosystem und letztlich gefährdet der illegale Holzhandel auch unsere Existenz.

Außerdem ist illegaler Holzhandel unfair jenen Unternehmen gegenüber, die Holz aus nachhaltigen Quellen kaufen. Das möchten wir verhindern und nachhaltig agierende Firmen ermächtigen; auch weil es derzeit seitens der Endverbraucher eine hohe Nachfrage nach Holz aus zertifizierten Quellen gibt. 

Koimé: Außerdem schadet illegaler Holzschlag dem Image von Holz als nachwachsendem Rohstoff. Auch das ist etwas, das es zu bekämpfen gilt, weil Holz ein genialer Werkstoff ist. 

Gab es ein Moment, in dem ihr aufgeben wolltet?

Die größte Herausforderung war es, mit einem Konzept beim Hackathon zu starten – und dann ohne große finanzielle Mittel im Hintergrund ein Start-up ins Leben zu rufen. Es ist sehr aufwändig, das wirklich allein voranzutreiben und dann Fördergeber zu überzeugen, dass die Idee einen Sinn ergibt und auch technologisch machbar ist. Aber einen Moment, in dem wir aufgeben wollten, gab es noch nicht. 

Welche Leistungen haben euch wirklich stolz gemacht?

Es tut gut, wenn man Anerkennung bekommt und Preise gewinnt, wie zum Beispiel die Galileo Masters und die Copernicus Masters der European Space Agency sowie unlängst die Aufnahme ins Programm Greenstart vom österreichischen Klima- und Energiefonds. Im letzten Jahr haben wir auch beim europaweiten Wettbewerb Falling Walls in Berlin pitchen dürfen. Da kann man sich austauschen und auf Erfahrungen anderer aufbauen – und auch die Inhalte, die man angeboten bekommt, sind sehr hilfreich.

Ein Erfolg war auch die Patentanmeldung für unsere Markierungstechnologie im Juni 2022. 

Wie sind die Bedingungen an eurem Standort?

Koimé: Österreich ist ein guter Startpunkt für Beetle ForTech. Das Land ist einer der größten Importeure von Rundholz weltweit – und viele österreichische Unternehmen aus der Holzwirtschaft sind weltweit aktiv. Aber auch zum Beispiel die Niederlande und Südamerika sind wichtige Märkte. Unsere Lösung soll weltweit eingesetzt werden und wir haben für die Entwicklung unseres Waldmonitoring schon heute Partner auf allen Kontinenten, um die individuellen Gegebenheiten in den Wäldern berücksichtigen zu können. 

Wo möchtet ihr mit Beetle ForTech in fünf Jahren stehen?

Koimé: In fünf Jahren werden wir noch kein Monopol im Bereich der Rückverfolgbarkeit für Rundholz aufgebaut haben (lacht). Aber bis dahin möchten wir erreichen, dass Firmen, die nach den Regeln handeln möchten, das mit unserer Lösung auch fälschungsfrei und skalierbar machen können.

Was ist euer höchstes Ziel?

Koimé: Fast alle in Teammitglieder von Beetle ForTech kommen aus dem Holzsektor. Deshalb haben wir auch eine emotionale Bindung zum Werkstoff Holz und wollen erreichen, dass Holz erdölbasierte Erzeugnisse substituiert. Holz ist ein begrenztes Gut und die Rückverfolgbarkeit muss einfach gegeben sein, damit es nicht zur Übernutzung kommt. Das ist unsere Vision.

Was macht eure Innovation besser/anders als existierende Dinge?

Koimé: In bestehenden Lösungen wird die Herkunft entweder stichprobenartig beispielsweise mittels Laboranalysen bestimmt, oder es werden einfach dokumentenbasierte Herkunftsnachweise erbracht. Aber die vollautomatische Rückverfolgbarkeit von einzelnen Stämmen auf den exakten Wuchsort gibt es noch nicht am Markt. 

Danke für das Gespräch.

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