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Laut Informationen des Umweltbundesamts landen weltweit bis zu 30 Millionen Tonnen Mikroplastik pro Jahr im Abwasser. Trotz Kläranlagen und modernster Technik werden diese ultrafeinen Plastikteilchen dann weiter über Bäche und Flüsse in die Meere gespült. Dort finden die Teilchen, die auch Schadstoffe binden und somit gefährlich für die Gesundheit sind, ihren Weg in die Nahrungskette für Meeresbewohner und somit auch auf unseren Teller.

Alleine in Deutschland entstehen jährlich rund 330.000 Tonnen Mikroplastik, von denen sich ein großer Teil als Partikel später auch im Abwasser wiederfindet. Nach Schätzungen stammen etwa 35 Prozent aus dem Waschen von synthetischen Textilien, 28 Prozent aus dem Reifenabrieb von Kraftfahrzeugen während der Fahrt, 24 Prozent aus dem Feinstaub aus Städten, 7 Prozent aus dem Abrieb von Straßenmarkierungen, 3,7 Prozent aus Schiffsbeschichtungen, 2 Prozent aus Kosmetikprodukten und 0,3 Prozent aus Plastikpellets.

Weltweit gibt es unterschiedliche Ansätze, dem ultrafeinen Plastik Herr zu werden, bisher gibt es aber keine Möglichkeit, diese Schadstoffe aus den Abwässern zu entfernen. Auch wenn ein Teil im Schlamm der Kläranlagen hängenbleibt, fließt der größte Teil noch immer ungehindert weiter in die Gewässer.

Deshalb hat sich die Klass-Filter GmbH aus dem bayrischen Türkenfeld mit einer Forschungsgruppe – unter anderem dem Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT – zusammengetan, um einen neuartigen Filter zu entwickeln.

Mikroplastik
© Klass-Filter GmbH

Wasser filtern mit dem SimConDrill-Zyklonfilter

Ausgangspunkt der Forschungsarbeit ist der patentierte Zyklonfilter der Klass-Filter GmbH, der auf dem Prinzip der Fliehkraft basiert. Für den neuen Filter wird das Blech des Filtereinsatzes über und über mit feinen, lasergebohrten Löchern bis zu 10 Mikrometern übersät, wodurch es ermöglicht werden soll, kleine Partikel auch bei großen Wassermengen effizient herauszufiltern und aus dem Auslauf von Kläranlagen zu entfernen. Die entsprechende Technik ist am Institut für Lasertechnik in Aachen entwickelt worden.

Das Filterelement ist ein feststehendes Rohr, in das geklärte Wasser, das noch Mikroplastik enthält, mit hoher Geschwindigkeit tangential einströmt. Durch die Fliehkraft wird das Wasser mitsamt seinen Inhaltsstoffen auf eine Kreisbahn gezwungen. Dabei werden die schwereren Teilchen, also das Wasser, nach außen geschleudert, der leichte Kunststoff bleibt am Filter hängen. Ein hydrodynamischer Abstreifer, der um das Filterelement rotiert, reinigt das Filterrohr kontinuierlich durch Sogwirkung. Das garantiert eine ständig optimale Filterleistung und die Zirkulation des Wassers. In der Wirtschaft wird diese Technik wird bereits seit 20 Jahren erfolgreich eingesetzt.

2021 soll der Filter einsatzbereit sein und nicht nur für Kläranlagen geeignet sein, sondern auch für Kanalspülwagen, Anlagen, die Ballast- und Spülwasser aus Schiffen herauspumpen und sogar für Privathaushalte. „Wir sind mit dem Verlauf des Projekts mehr als zufrieden“, sagt Georg Klass jun., Gesellschafter der Klass-Filter GmbH. „Wir liegen im Zeitplan und die ersten Teilergebnisse sind vielversprechend. Das Forschungsprojekt ist bis Juni 2021 angesetzt und wir sind vom Erfolg des Projekts überzeugt.“

Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Filters und das Potential für dir Zukunft sieht auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): Das Verbundprojekt SimConDrill ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „KMU-innovativ: Ressourceneffizienz und Klimaschutz« im Technologie- und Anwendungsbereich „Nachhaltiges Wassermanagement“.

Die Klass-Filter GmbH

Die Klass-Filter GmbH ist ein Familienunternehmen aus Türkenfeld bei München und entwickelt und vertreibt seit über 40 Jahren weltweit Filtersysteme. Die Schwerpunkte liegen dabei in der Wasserrückgewinnung und der Fest-Flüssig-Separation. Kerngeschäft des Unternehmens ist heute wie früher die beständige Weiterentwicklung und Erprobung neuer Filtertechniken.

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