De robot imiteert de beweging van de mens en programmeert zichzelf. Foto: Anne Schwerin
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Bis vor wenigen Jahren noch diente Kleidung einzig dem Schutze des Menschen und hatte gleichzeitig noch modische Aspekte inne. Doch mittlerweile kann unsere zweite Haut immer mehr. Die Messung von Körperdaten wie Pulswert oder Kalorienverbrauch dank eingearbeiteter Sensoren ist ja schon fast ein alter Hut. Nun soll die Bekleidung aber auch noch durch künstliche Intelligenz Lehrfunktionen übernehmen: Zum einen als Trainer für den Menschen, zum anderen auch als Programmierer für Roboter.

Die neueste Entwicklung kommt aus dem Hause Turing Sense. Über drei Jahre tüftelte ein 27-köpfiges Team aus Ingenieuren und Leistungssportlern an ihrer Vision, aufwändige Videoanalysen von Bewegungen durch digitale Technologien wie KI zu ersetzen. Ihre Vision: komplizierte Sportübungen zeitnah, präzise und effektiv erlernbar zu gestalten. Das Ergebnis wurde letzte Woche offiziell gelauncht. Es handelt sich um ein Yogaoutfit, in das Sensoren eingearbeitet sind, die sich per App mit einem virtuellen Yogastudio verbinden.

Per Smart Clothing zum individuellen Yoga Work out mit i-Yogini daheim. Foto: Pivot Yoga

Angeboten werden hier Yogavideos von namhaften Instruktoren wie Brett Larkin, Kim Sin und Molly Grace. Fast als wäre die Yogini persönlich vor Ort, führt sie durch den ausgewählten Yogakurs. Dabei scannt das i-Double per W-LAN die Ausführung des Asanas, der Yogastellung, durch die Schüler. Dieser wird hierdurch als Avatar im Mobile- oder TV-Screen dargestellt, so dass der User sein Konterfei neben dem Lehrer beim Ausüben von Krieger, Hund und Co beobachten kann. Als interaktive App reagiert zudem die i-Yogini auf Sprachbefehle wie „Freeze“ oder „Show me camera“. Doch nun kommt der Clou: bei der Nachfrage „How´s this look?“ erhält der Anwender eine eventuell notwendige Korrektur der Yoga-Stellung. Das Workout kann somit individuell auf den persönlichen Leistungsanspruch abgestimmt werden. Natürlich erfüllt die High-Tech-Bekleidung auch höchste Ansprüche in puncto Komfort und Funktionalität. Sie ist sogar waschbar. Derzeit ist das Outfit namens Pivot Yoga bestehend aus Shirt und Pants für 99 $ nur in den USA sowie Kanada erhältlich. Die App funktioniert derzeit ausschließlich in Kombination mit IOS 11, einem iphone 7 und höher. Eine Android-App sowie auch die Lieferung nach Europa sind in Planung.

Möglicherweise gerade weil das anspruchsvolle Yoga erst durch eine präzise Ausführung die gewünschte Wirkung auf Körper und Seele hat, gibt es übrigens einen weiteren Bekleidungshersteller, der sich schon 2017 auf Smart Clothing im Bereich Yoga spezialisiert hat: Wearablex. Zwar werden hier auch die sogenannten Nadi X Pants – per Bluetooth – mit einer App verbunden, doch statt einer visuellen und optischen Korrektur erhält der Yogaschüler haptisches Feedback. Zehn winzig kleine, in den Hüftbereich, an den Knien und Knöcheln eingearbeitete, individuell einstellbare Vibrationen weisen ihn auf eine inkorrekte Stellung hin. Sie geben Ruhe, wenn die Position stimmt. Smart Pants von Wearable X sind derzeit in den USA, Kanada, der EU (plus Schweiz, Norwegen) und Australien/Neuseeland erhältlich, funktionieren unter IOS und kosten 249 $.

An einer genau entgegensetzten Anwendung von Künstlicher Intelligenz arbeitet derzeit das Dresdener Start Up Wandelbots. Das Unternehmen hat eine Software entwickelt, die es Robotern ermöglichst, sich durch Nachahmung von menschlichen Bewegungen ‒ die von zum Beispiel einem Monteur per Smart Clothes an ihn gesendet werden ‒, selbst zu programmieren. Diese neuartige Technologie soll 20-mal schneller und 10-mal günstiger sein, als herkömmliches Programmieren. Zu sehen ist diese Anwendung zum Beispiel in der Gläsernen Manufaktur von VW in Dresden. Der Fokus von Wandelbots liegt derzeit noch auf Industrierobotern. Doch wenn diese sich bei den ersten Praxis-Tests bewährt haben, könnte die Technik eine bahnbrechende Innovation werden: die Anwendung ist so einfach, dass zukünftig jeder, auch ohne Hintergrundwissen, in der Lage sein könnte, einen individuellen Roboter zu programmieren. Denkbare Einsatzbereiche sind neben der Industrie-Montage auch der Einsatz daheim und in der Pflege.

Foto oben: Der Roboter imitiert die Bewegung des Menschen und programmiert sich somit selbst. © Anne Schwerin