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Für das Wittenberger Unternehmen Tesvolt läuft es gerade so richtig gut. Mit ihrem Stromspeicher haben die Firmengründer erst im Dezember aus EU-Fördermitteln 2,15 Millionen Euro erhalten. Grund genug für Innovation Origins, sich das Unternehmen ein bisschen genauer anzusehen.

Am Anfang hatten die beiden Gründer Daniel Hannemann und Simon Schandert eine Vision: „Bezahlbare, saubere Energie in jeden Winkel der Welt zu bringen – das ist unser Ziel. Auch dorthin, wo Menschen keinen Zugang zum Stromnetz haben.“ Das Wissen dazu brachten die beiden mit. Vor der Gründung von Tesvolt waren sie viele Jahre in der Photovoltaik-Branche tätig. Der Unternehmensname Tesvolt gibt schon ein erstes Indiz auf das Produkt, das entstehen sollte. Er setzt sich aus den Nachnamen der Batterienerfinder Nikola Tesla und Alessandro Volta zusammen.

Stromspeicher für erneuerbare Energien

Während fossile Kraftwerke genau die Menge Strom produzieren, die gebraucht wird, ist das bei erneuerbaren Energien, wie Wind und Sonne, anders. Sie liefern je nach Verfügbarkeit Strom. Sie sind wetterabhängig. Stromspeicher dagegen können die wetterbedingten Schwankungen ausgleichen. Damit ist er genau dann nutzbar, wenn er gebraucht wird. Ein Stromspeicher erlaubt es Eigentümern von etwa Photovoltaik-Anlagen, den überschüssigen Strom zu speichern, anstatt ihn ins Netz einzuspeisen.

Strom speichern statt einspeisen

Laut Tesvolt sinkt die Einspeisevergütung immer weiter. Demnach lohnt es sich also mehr, den Strom zu speichern. Und eben genau dann abzurufen, wenn er benötigt wird.
Gerade in Gewebe- und Industriesegmenten werden Speicher gebraucht, die nicht nur viel Energie speichern, sondern auch abgeben können. So sollen Produktionsausfälle vermieden werden, die entstehen können, wenn die Stromversorgung ausfällt. In der Regel ist ein Stromausfall mit hohen Kosten verbunden. Genau hier setzt das Geschäftsmodell von Tesvolt an.

Stromspeicher für erneuerbare Energien

Das Wittenberger Unternehmen hat einen Stromspeicher auf Lithium-Ionen-Basis entwickelt. Das Besondere daran: Er lässt sich an alle erneuerbaren Energieerzeuger am Niederspannungsnetz anschließen – Sonne, Wind, Wasser, Biogas und Blockheizkraft. Tesvolt fertigt in Deutschland und wurde vom TÜV Rheinland zertifiziert.

Batterie-Management und -Optimierung

Der Stromspeicher von Tesvolt arbeitet mit einem Batterie-Managementsystem. Es ist sozusagen das Gehirn der Batterie. Es überprüft die Füllstände der einzelnen Zellen. Allerdings können Unregelmäßigkeiten der Zelle schaden. Um dies zu verhindern, hat das Unternehmen einen Active Battery Optimizer (ABO) entwickelt. Er optimiert alle Batteriezellen und Batteriemodule untereinander. Zudem überwacht der ABO Temperatur, Spannung und Ladezustand. Tesvolt zufolge sorgt dieses Verfahren dafür, die Lebensdauer um ein Vielfaches zu erhöhen. Demnach hat ein Speicher mit bis zu 8.000 Ladezyklen eine Lebensdauer von etwa 30 Jahren.

EU überzeugt

Das Prinzip der Tesvolt-Speicher hat auch die EU überzeugt. Sie sieht in dem Hochvoltspeicher das Potenzial, den Markt für Stromspeicher zu verändern. Die Europäische Union unterstützt das Unternehmen deshalb mit Fördermitteln in Höhe von 2,15 Millionen Euro. „Wir suchen die Innovationsführer von morgen. Den Hochvoltspeicher von Tesvolt schätzen wir als disruptives Produkt ein, weil er die Kosten für die Stromspeicherung mehr als halbieren könnte“, berklärt Marco Rubinato, EU-Programmbeauftragter.

Kostensparend

Sobald Tesvolt den Hochvoltspeicher in Serie produzieren kann, rechnen die Gründer damit, die Kosten pro gespeicherter Kilowattstunde auf 7 Cent zu senken. Momentan liegen sie bei etwa 18 Cent. Die Fördermittel werden aber nicht nur in den Aufbau einer halbautomatisierten Serienfertigung fließen, sondern auch in die weltweite Vermarktung. Dafür beschäftigt Tesvolt seit Anfang des Jahres mit Thomas Franken einen Marketing-Spezialisten aus dem Strom-Segment.

Auf dem Foto sind die Tesvolt-Gründer Simon Schandert und Daniel Hannemann zu sehen.

Foto: Valeska Hoischen