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Der Wald spielt eine wichtige Rolle in den Klimazielen des Pariser Abkommens. Wald und Holzprodukte speichern das Klimagas Kohlenstoffdioxid. Mit der globalen Erwärmung sinken Speicherkapazität und Produktivität des Waldes.

In Wien schlossen sich Vertreter mehrerer Organisationen zum Projekt Careforparis zusammen. Ihr Ziel ist es, die Speicherkapazität und Produktivität des österreichischen Waldes gleichermaßen zu erhalten. Um dies zu gewährleisten, wurden die Zukunftsszenarien der Treibhausgas-Entwicklung bis ins Jahr 2150 modelliert.

Schwerpunkte des Projekts sind

  • die Treibhausgasbilanz des Waldes;
  • die Treibhausgasbilanz von Holzprodukten;
  • die Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen durch den Einsatz von Holzprodukten;

In einem sozio-ökonomischen Teil wurden Vorschläge zur Anpassung der politischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Österreich in Richtung einer Treibhausgas-optimierten Waldbewirtschaftung und Holznutzung erarbeitet.

Wald als Klima- und Wirtschaftsfaktor

Das Anliegen ist von großer Bedeutung: In Österreich sind knapp 50 Prozent des Staatsgebiets mit Wald bedeckt. Mehr als zwei Drittel davon sind Nadelwald. Die Forstwirtschaft zählt zu den ökonomischen Schlüsselfaktoren. Bis jetzt wächst um 30 Prozent mehr Holz nach, als verbraucht und durch Wind und Wild geschädigt wird. Im Bundesforschungszentrum Wald prognostiziert man, dass Österreichs Wälder für die kommenden 30 bis 100 Jahre eine CO2-Senke bleiben werden. Danach zeigen die Szenarien ein konträres Bild: Der Wald wird zur Kohlenstoffquelle, das heißt, CO2-Emissionen werden vom Wald in die Atmosphäre getragen.

Holzprodukte als Kohlenstoffdioxid-Speicher

Auch die ökonomische Nutzung der Wälder kann einen positiven Klimaeffekt haben: Werden Wälder nachhaltig und naturnah bewirtschaftet, wird das vom Baum gebundene Kohlendioxid als Kohlenstoff im Holzkörper gespeichert. Wenn dieses Holz gefällt und zum Beispiel zu Holzbauwerken verarbeitet wird, so wird das Kohlenstoffdioxid 50 Jahre und länger gespeichert.

Positiver Klimaeffekt des Wald- und Holzsektors gefährdet

In der Vergangenheit gelang es, die Nutzung des erneuerbaren Rohstoffs Holz zu steigern. Gleichzeitig konnte der Kohlenstoffvorrat in den Wäldern stetig erhöht werden. Wird die globale Erwärmung nicht, wie im Pariser Klimaschutzabkommen beschlossen, auf unter zwei Grad Celsius begrenzt, ist der Beitrag des österreichischen Waldes zum Klimaschutz gefährdet. Höhere Temperaturen und dadurch erforderliche Anpassungsmaßnahmen im Wald können die Senkenwirkung des Waldes und Holzsektors deutlich beeinflussen.

Investition in langfristige Holzprodukte

Langlebige Holzprodukte stellen einen zusätzlichen Kohlenstoff-Speicher dar. Diese Speicherkapazität wird sich allerdings sukzessive verringern. Durch

  • begrenzte Einsatzmöglichkeiten;
  • begrenzte Produktlebensdauer;
  • begrenztes Rohstoffangebot;

Das Konsortium Careforparis fordert daher, in langlebige Holzprodukte zu investieren.

Die notwendigen Anpassungsmaßnahmen werden auch die wirtschaftlichen Erträge aus dem Rohstoff Holz beeinträchtigen. Geht weniger Holz in die industrielle Produktion ein, steigert dies den Einsatz von fossilen Rohstoffen – und die Emissionen von fossilem Kohlenstoff in die Atmosphäre. Die Treibhausbilanz des Waldes könnte zukünftig also deutlich schlechter ausfallen.

Holz statt fossiler Rohstoffe

Im österreichischen Umweltbundesamt plädiert man dafür, fossile Rohstoffe durch Holz zu ersetzen. Holzprodukte haben einen kleineren Kohlenstoff-Fußabdruck als Ersatzprodukte aus anderen Rohstoffen und dadurch können Emissionen vermieden werden. Daraus ergibt sich über den gesamten Simulationszeitraum 2020 bis 2150 ein dauerhaft positiver Effekt auf die Treibhausgas-Bilanz. Auch dann, wenn der Wald zur Kohlenstoffquelle wird.

Entwicklung neuer Technologien

In Anpassung an die globale Erwärmung werden reine Nadelholzbestände in Mischbestände umgewandelt und vermehrt Laubhölzer eingebracht werden. Das ist ein Trend, der sich schon jetzt zeigt, merkt man seitens der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien, an.

Dieser Trend hat weitreichende Wirkung und erfordert eine Anpassung der gesamten Wertschöpfungskette. Die österreichische Holzindustrie muss sich auf die Verarbeitung von Laubholz und die Entwicklung von neuen innovativen Holzprodukten einstellen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, gilt es, neue durchschlagende Technologien zu entwickeln.

Besondere Stärkefelder Österreichs sind

  • die Papier- und Zellstoffindustrie;
  • der Bau- und Holzsektor;
  • einige Sektoren der chemischen Grundstoffindustrie;

In der Papier- und Zellstoffindustrie sind vor allem neue Produkte aus Abfällen und Nebenprodukten gesucht.

Ein Beispiel für ein neues, innovatives Produkt wäre zum Beispiel das Lignin aus dem Holz. Dieses wurde bisher in vorwiegend als Brennstoff eingesetzt. An der BOKU Wien forscht man an neuen ligninbasierten Produkten wie zum Beispiel Kleber, Parfüms, Pharmazeutika und Kosmetika.

Enormer Klimaeffekt durch Holzverwendung

Der positive Klimaeffekt der Holzverwendung kann nicht überschätzt werden. Der Beitrag der Speichereffekte wird in einem Szenario mit moderater Erwärmung doppelt so hoch eingeschätzt, wie jener der Waldsenke (Quelle: Umweltbundesamt). Wird weniger Holz genutzt, stelle der Wald eine stärkere Kohlenstoffsenke dar. Dies gelte allerdings nur für einen beschränkten Zeitraum. Wenn im Gegenzug allerdings mehr fossile Rohstoffe verwendet werden, falle die Gesamtbilanz schlechter aus.

Für alle Mitglieder des Konsortiums ist die Einhaltung des Pariser Übereinkommens verpflichtend. Nur wenn die globale Erwärmung unter zwei Grad Celsius bleibt, kann der Wald langfristig einen Beitrag zum Klima leisten.

Die Teilnehmer des Projekts Careforparis sind die Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien, das Umweltbundesamt, das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) und die Forschungsreinrichtung WOOD K PLUS. Die Ergebnisse wurden am 23. Oktober 2019 an der Universität für Bodenkultur Wien präsentiert.

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