© Volkswagen
Author profile picture

Der größte Risikofaktor beim Autofahren ist noch immer der Mensch. Fahrfehler oder auch gesundheitliche Probleme der Fahrer lösen weit mehr Unfälle aus als technische Probleme am Fahrzeug. Laut einer Statistik des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) werden rund 85 Prozent aller Unfälle durch Fahrfehler, bzw. menschliches Versagen ausgelöst.

Um die Straßen in Zukunft sicherer zu machen, erproben HERE Technologies, Porsche und Vodafone nun mit einem Echtzeit-Warnsystem, wie 5G-Technologie und hochpräzise Lokalisierung dazu beitragen können, die Zahl der Unfälle zu reduzieren. Dabei sollen Fahrzeug und Fahrer künftig “unmittelbar und ohne Verzögerung” vor Gefahren gewarnt werden, so dass sie direkt reagieren können. Die Unternehmen testen das neuartige Echtzeit-Warnsystem im Vodafone 5G Mobility Lab in Aldenhoven zum ersten Mal unter alltagsähnlichen Bedingungen.

MEC und 5G

Im Mittelpunkt stehen Gefahrensituationen, die für die Fahrer gar nicht oder nur schwer einsehbar sind, weil die Sicht zum Beispiel durch vorausfahrende Fahrzeuge versperrt ist. Hier sollen Kamera- und Sensorsystemen die Daten mittels künstlicher Intelligenz und hochpräziser Karten- und Positionierungstechnologie genau erfassen und lokalisieren. Diese werden direkt am Rande der Straße, im Multi-access Edge Computing (MEC), verarbeitet und ausgewertet. Mittels eines intelligenten MQTT Message Broker und der 5G-Mobilfunktechnik werden die Informationen dann umgehend als genaue Warnhinweise an die nachfolgenden Fahrzeuge übermittelt.

Neben HD-Karten und Positionierungstechnologie kommt beim Erkennen von Gefahrensituationen auch das Live Sense SDK von HERE Technologies zum Einsatz, das in Geräte mit Frontkameras integriert ist. So kann es mit Hilfe von Computer Vision und künstlicher Intelligenz mögliche Gefahren erkennen wie Objekte, Verhaltensänderungen von anderen Verkehrsteilnehmern oder auch Straßenzustände, die zu kritischen Situationen führen können. Live Sense SDK erstellt auf Basis dieser Daten in Echtzeit entsprechende Warnhinweise. “Die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen ist für uns ein zentrales Anliegen”, erklärt Antina Lee aus dem Product Innovation-Team bei HERE Technologies. “Ortsbezogene Technologien in Kombination mit 5G und Multi-access Edge Computing ermöglichen leistungsstarke Lösungen, die die Straßen sicherer machen und den Verkehrsteilnehmern ein besseres Mobilitätserlebnis bieten.“

Datenverarbeitung außerhalb des Fahrzeugs

In vielen Fällen würde die Datenverarbeitung in zentralen Rechenzentren erfolgen, erklären die Forscher. “Beim Multi-access Edge Computing (MEC) wandert die Rechenpower immer näher zum Kunden – in diesem Fall zu den Fahrzeugen. Das spart Zeit und ermöglicht den Datenaustausch in Echtzeit.” Die Wege, die die Daten nehmen müssten, um beim Empfänger zu landen, würden deutlich verkürzt. Dank 5G läuft auch die eigentliche Datenübertragung in Echtzeit und die Warnungen kommen mit Latenzzeiten von weniger als zehn Millisekunden in den Autos an. Und auch Daten, die bisher im Fahrzeug verarbeitet wurden, werden in Zukunft außerhalb verarbeitet.

“Wenn Autos sich gegenseitig in Echtzeit vor Gefahren warnen, kann das Menschenleben retten“, erklärt Michael Reinartz, Innovationschef bei Vodafone Deutschland. “5G und die Datenverarbeitung am Straßenrand helfen Gefahrenhinweise verzögerungsfrei zu übermitteln und den Straßenverkehr noch sicherer zu machen. Das testen wir aktuell unter Alltagsbedingungen.“

Weitere Tests

Machbarkeitsstudien, sogenannte Proof of Concept (PoC), sind insbesondere in der frühen Projektphase wichtig, um die Funktionalität zu testen. “Der PoC unterstützt die Möglichkeit, die neuesten Technologien im Bereich 5G und Ortungsdienste für mögliche zukünftige Produkte zu erforschen und zu testen“, erklärt André Schlufter, Connectivity und SIM Management bei der Porsche AG.

Nach Abschluss der laufenden Tests in Aldenhoven soll das Echtzeit-Warnsystem durch HERE Technologies, Porsche und Vodafone weiter optimiert und ein Einsatz im Alltag geprüft werden. Danach folgen weitere Tests an unterschiedlichen Standorten und unter variablen Bedingungen.

Titelbild: Echtzeit-Warnsystem, 2021, Porsche AG. Taycan Turbo: CO₂-Emission kombiniert 0 g/km (NEFZ), Stromverbrauch kombiniert 28,0 kwh/100 km (NEFZ). © Volkswagen

Auch interessant:
The Car That Cares: Digitaler Gesundheitsassistent ruft Hilfe für Autofahrer
Schweizer Forscher entwickeln Sehtest für autonome Autos
Entwicklung autonomer Fahrzeuge mit Technologien aus der Computerspiel-Branche
Autonomes Fahren ohne tote Winkel dank 3D-Radarsensoren