Foto: A. Krebs/Pixabay
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Die Elektromobilität spielt eine zentrale Rolle, um die europäische Wirtschaft CO2-neutral zu gestalten. Dies erfordert eine wesentlich größere Ladeinfrastruktur für Pkw, Lkw und Busse.

Deutschland will die Zahl der Ladestationen für E-Autos von heute 70.000 auf 1 Million im Jahr 2030 erhöhen. Um dies zu erreichen, hat das Verkehrsministerium gestern den “Masterplan Ladeinfrastruktur II” vorgestellt. In dem Plan geht es vor allem darum, dass schneller und mehr gebaut werden soll.

“Es muss schneller gehen”, sagte Verkehrsminister Volker Wissing auf der Pressekonferenz am Mittwoch. “Das Aufladen muss so einfach werden wie das Tanken.” Die Infrastruktur muss auch landesweit verfügbar sein. “Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt sind, wird sich das E-Auto nie als vollwertige Alternative zum Verbrennungsmotor durchsetzen”, sagte der Minister, “und das kann sich ein Autoland wie Deutschland nicht leisten.”

Städte und Gemeinden

Die deutsche Regierung stellt 6,3 Milliarden Euro für den Plan bereit. Aber Geld ist nur ein Faktor. Der Masterplan enthält 68 Maßnahmen, um das Bautempo zu erhöhen. So sollten beispielsweise die Gemeinden stärker in die Pläne einbezogen werden. Der bürokratische Aufwand für die Erteilung von Genehmigungen muss verringert werden. Die Regierung sollte sich um mehr Platz für Ladestationen entlang der Autobahnen, in Wohngebieten, an Bahnhöfen, Park&Ride-Plätzen und in Gewerbegebieten bemühen.

Die Regierung hat nicht vor, die Ladestationen selbst zu errichten. Die Unternehmen werden das tun müssen. Die Regierung fungiert als Koordinator, Vermittler und Geldgeber.

Eine der größten Herausforderungen, so Wissing, wird der Anschluss an das Stromnetz und dessen Verbesserung sein. “Wir müssen von der Zukunft aus rückwärts denken”, sagt er. Die Zahl der deutschen E-Autos soll von 1,6 Millionen (vollelektrisch und hybrid) auf 15 Millionen im Jahr 2030 steigen. Infolgedessen wird sein Anteil am nationalen Stromverbrauch von 0,5 % auf 8 % steigen. Das bedeutet eine große zusätzliche Nachfrage nach Strom, auf die das Netz derzeit nicht vorbereitet ist.

Außerdem ist es laut Wissing wichtig, weiter in die Digitalisierung zu investieren. “Es sollte jederzeit klar sein, wo es Ladesäulen gibt, um welche Art von Ladesäulen es sich handelt und wie hoch der Strompreis ist.”

Der gegenseitige Wettbewerb zwischen den Anbietern von Ladestationen sei unerlässlich, um sicherzustellen, dass Autofahrer, Lkw-Fahrer und Busfahrer den besten Service zum besten Preis erhalten.

Verkehrsminister Volker Wissing
Minister Volker Wissing. Foto: BMDV

Skepsis

Wissings Plan stieß in der Branche nicht gerade auf Gegenliebe. Kerstin Andrea vom Branchenverband für Energie BDEW ist skeptisch. Die Bürokratie, die mit der Erteilung von Genehmigungen und der Beantragung von Zuschüssen verbunden ist, treibt sie in den Wahnsinn. Wird dieser Plan mit noch mehr Konsultationen dies wirklich verbessern? Andrea befürchtet, dass der Masterplan von Wissing mehr anstatt weniger Bürokratie bringen wird. Außerdem befinden sich die meisten Ladestationen auf Privatgrundstücken. “Wann wird die Regierung endlich selbst mehr Land zur Verfügung stellen?”

Einer der führenden deutschen Automobilexperten, Ferdinand Dudenhöffer vom Zentrum für Automobilforschung, sagte der Nachrichtenagentur DPA, er mache sich Sorgen um den Strompreis. Er prognostiziert für die kommenden Jahre eine “Renaissance des Verbrennungsmotors” aufgrund hoher Strompreise und sinkender Subventionen für den Kauf von Elektroautos.

Auch Hildegard Müller vom Branchenverband VDA verweist darauf, dass die Strompreise in Deutschland deutlich über dem europäischen Durchschnitt liegen. “Wenn sie so hoch bleiben, wird sich das zweifellos auf die zuletzt erfreulichen Verkaufszahlen von E-Autos auswirken.” Er spricht sich daher für eine niedrigere Stromsteuer aus.