Sustainability ©Messe München GmbH
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Auf einer so großen Messe wie der OutDoor by ISPO, die vom 30. Juni bis 3. Juli 2019 in München stattfindet, kommen sämtliche Outdoor-Player aus der ganzen Welt zusammen. Und zwar alle, die von der Natur und für die Natur leben. Dazu Arne Strate, Generalsekretär der European Outdoor Group:

Wenn wir an die Zukunft des Outdoor-Sektors denken, müssen wir uns auch auf den Ursprung und den Hintergrund der Outdoor-Bewegung besinnen: Menschen wollen in der Natur aktiv sein. Wir unterstützen sie dabei – zum einen mit unseren Produkten, zum anderen indem wir unser Business ‚richtig‘ machen und nachhaltig gestalten. Umweltschutz, soziale Verantwortung sowie die Freude am Outdoor-Leben sind unsere elementaren Markenzeichen.“

Entsprechend ist den Verantwortlichen klar, wenn nicht während dieser Messe, wann dann sollte der erste Schritt getan werden, um ein eindrucksvolles Zeichen zur Gestaltung einer nachhaltigen (Outdoor)-Zukunft zu setzen und damit auch gleichzeitig bei allen Beteiligten das Bewusstsein für ein langfristiges Engagement zu schärfen? Um dies zu erreichen hat die Messe zu ihrer Premiere einen eindringlichen Code of Conduct entwickelt, in dem jeder Einzelne – von dem Organisator über den Aussteller bis hin zum Besucher – dazu angehalten wird, klimaneutral, ressourcenschonend sowie nachhaltig aufzutreten.

Auszüge aus dem Inhalt

Der Verhaltenskodex enthält zunächst konkrete Hinweise und Ansätze für die Einsparung von Wasser und Strom, zur Müllreduzierung sowie der Wiederverwendung von Ressourcen. Dienstleister sichern zudem unter anderem zu, möglichst auf Einwegplastik zu verzichten, lokale Lieferanten zu bevorzugen, Stände mit reduziertem Verbrauch an Materialien und Strom zu planen und nur notwendige oder recycelbare Marketingmaterialien sowie Give-Aways zu produzieren. Zudem möchten sie möglichst klimafreundlich, beispielsweise mit E-Bikes, per Carsharing oder öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen.

Das aktuelle Dokument stellt den Status Quo dar, soll aber stetig angepasst und weiterentwickelt werden. Mittelfristig möchten die Beteiligten daraus einen Nachhaltigkeits-Leitfaden entwickeln, von dem die gesamte ISPO-Plattform profitiert.

Entwickelt wurde der Code of Conduct übrigens vom OutDoor by ISPO-Team gemeinsam mit der European Outdoor Group (EOG), der European Outdoor Conservation Association (EOCA) und dem OutDoor by ISPO Advisory Board.

Messe geht mit gutem Beispiel voran

Und natürlich geht die OutDoor by ISPO auch mit gutem Beispiel voran: Dabei setzen die Organisatoren vor allem auf Reduktion. Einige Maßnahmen sind direkt auf den Flächen sichtbar: So wird nur an den wichtigen Stellen – den Eingangsbereichen und Kreuzungen – ein Teppich verlegt. Dieser soll nach der Messe komplett recycelt werden und in die Produktion von Autofußmatten wandern. Das Branding, Rigging und die Beleuchtung über den Eigenflächen sind zudem stark reduziert. Damit entstehen mehrere Effekte: Der Aufwand in Montage und Demontage wird verringert, der Stromverbrauch herabgesetzt, der Personalaufwand sowie auch die benötigten gedruckten Elemente sind ebenfalls weniger geworden. Die Ausgabe von Printprodukten und Give-Aways wird gleichfalls deutlich minimiert. Zudem sind alle dennoch verteilten Produkte mit möglichst umweltfreundlichen Farben und Materialien hergestellt.

Besonders schön: Für die Besucher und Aussteller stehen in allen Hallen Trinkwasserspender bereit, an denen mitgebrachte Flaschen aufgefüllt werden können. Wer kein eigenes Gefäß dabei hat, erhält an zwei Stellen auf der Messe gegen eine kleine Spende an die EOCA (European Outdoor Conservation Association) Mehrweg-Flaschen oder Becher. In allen Hallen gibt es zudem gekennzeichnete Spülküchen, in denen die Gefäße gereinigt werden können. All diese Maßnahmen stehen exemplarisch für das Streben nach einer nachhaltigeren Messe.

Übrigens geht auch die ispo-Mutter, die Messe München, schon heute mit konkreten Maßnahmen voran: Denn die Dächer der Messehallen sind mit Grünflächen sowie einer der weltweit größten Photovoltaik-Aufdachanlagen versehen. Auch werden die Ausstellungsanlagen mit Erdwärme versorgt. Und: Es stehen Ladestationen für E-Autos zur Verfügung.

Mangrovenpflanzen für eine 10-fach positive Energiebilanz

Im Zusammenhang mit der OutDoor by ISPO verfolgt das Messe-Team noch ein weiteres Nachhaltigkeits-Projekt. Gemeinsam mit Brands for Good, einer Plattform für soziale Projekte, möchte es zunächst den Energieverbrauch der gesamten Messe ermitteln. Ihr ambitioniertes Ziel: Es möchte diesen nicht nur kompensieren, sondern ihn sogar 10-fach positiv bilanzieren ‒ und zwar durch das Pflanzen von Mangroven im Thor Heyderdahl Climate Park in Myanmar.

Thor Heyderdahl Climate Park ©Starboard

Ausschlaggebend für diese Aktivität ist die Kooperation mit dem Boardspezialisten Starboard, der einerseits schon fast bewiesen hat, dass dies geht und zudem mit seinen Aktivitäten als einer der Vorreiter in puncto Nachhaltigkeit in der Sport-Industrie gilt. Denn das 1994 vom Profi-Windsurfer Svein Rasmussen gegründete Unternehmen möchte nicht nur der beste Boardhersteller in der, sondern auch für die Welt sein. Deshalb unterstützen die Wassersportspezialisten schon seit 2012 die Worldview International Foundation WIF.  Also genau seit der Zeit, als die besondere Bedeutung der Mangroven für den Klimaschutz im Vergleich zur Wirkung des Regenwaldes sowie aber auch ihr Einfluss auf die Biodiversität durch eine wissenschaftliche Studie in der renommierten Fachzeitschrift „nature geoscience“ belegt wurde.

Die vom Norweger Arne Fjoertoft gegründete Stiftung WIF hat die Befugnis, auf einem Gebiet in Myanmar insgesamt eine Milliarde Mangroven zu pflanzen. Derzeit stehen dort an die 6 Millionen dieser verholzenden Salzpflanzen. Allein Starboard hat davon mittlerweile circa 250.000 Stück gepflanzt und täglich werden es mehr. Im Jahre 2018 hat das Unternehmen bei etwa 180.000 Stück den Ausgleich seines kompletten CO2-Fußabdrucks, d. h. also bis zu seiner Gründung im Jahre 1994, geschafft. Doch Svein Rasmussen ruht sich auf diesem Ergebnis noch lange nicht aus, seine Vision:

Unser Ziel mit WIF ist es, bis 2030 über 1 Milliarde Mangrovenbäume in der Region zu pflanzen und somit ihre Überlebensrate auf über 90 % zu halten.“

Zudem ist sein Unternehmen in weiteren Nachhaltigkeitsprojekten aktiv: Dazu gehört die von ihm ins Leben gerufene Initiative des Plastic Offset Programms POP, bei dem der eigene Plastikverbrauch quantifiziert wird und eine mindestens entsprechende Menge wieder als gesammelter Plastikmüll rückgeführt werden soll. Hier kann sogar jeder SUP-Boarder aktiv werden. Vielleicht hat sich auch schon der ein oder andere Paddler gewundert: Denn am Schaft des Paddels ist ein sogenannter Trashpicker integriert, durch den Plastik aus dem Wasser bequem aufgesammelt werden kann. Nicht zuletzt versucht Starboard auch durch nachhaltige Bauweisen sowie Fabriken und die Zusammenarbeit mit Parley einen möglichst positiven Impact auf die Umwelt auszuüben.

Trashpicker @Starboard

Recyclingmaterialien und Meeresabfälle als aktuelles Thema

Ein weiterer Trend, der im Bereich der Nachhaltigkeit an Aufmerksamkeit gewinnt, ist der Einsatz von regenerierten Materialien. Anstelle von konventionellem Netz setzen viele Hersteller zunehmend auf Econyl ‒ eine zu 100 Prozent regenerierte und regenerative Nylonfaser aus Nylonabfällen, wie z.B. aus ausrangierten Fischernetzen. Econyl wird von der italienischen Firma Aquafil hergestellt, wobei das Unternehmen in seinem Rückgewinnungsprogramm durch Partner aus der ganzen Welt unterstützt wird. Das wiedergewonnene Material unterscheidet sich weder in seiner Funktionsbeständigkeit, Atmungsaktivität noch Reißfestigkeit von herkömmlichen Nylonfasern. Es kann aber ebenfalls immer wieder recycelt werden. Laut Aquafil sparen 10.000 Tonnen Econyl rund 70.000 Barrel Rohöl und verhindern gleichzeitig 57.100 Tonnen CO2-Emissionen. Die Produktion von Econyl soll dabei den Treibhauseffekt um ca. 80 Prozent gegenüber herkömmlichen Nylonfasern reduzieren. Das recycelte Material wird mittlerweile von vielen Herstellern in den Sommer 2020-Kollektionen eingesetzt.

Eine wunderbare Übersicht, welche Hersteller auf welche Art und Weise in Bezug auf Nachhaltigkeit aktiv sind, bietet sich während der Messe auf dem CSR-HUB in Halle B6.