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Unter dem Slogan „Rettet die Bienen“ stimmten im Januar und Februar diesen Jahres 18,4 Prozent der Bayern für das Volksbegehren Artenvielfalt. Durch dieses Volksbegehren sollte eine deutliche Reduzierung von Pestiziden erreicht werden, es sollen mehr Blumenwiesen entstehen und der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft gesetzlich verordnet werden.

Der Gesetzentwurf beinhaltete Änderungen im bayerischen Naturschutzgesetz, wie auch eine bessere Vernetzung von Biotopen. Bis zum Jahr 2030 soll außerdem der ökologische Anbau von 10 auf 30 Prozent ausgebaut werden. Und die Tierschützer hatten Erfolg. In Bayern wird das Naturschutzgesetz tatsächlich geändert. „Der Entwurf wird eins zu eins angenommen“, sagte Ministerpräsident Markus Söder bei der Pressekonferenz.

Hintergrund des Volksbegehrens war der Rückgang der Bienenvölker, die nicht nur für die Honigproduktion unerlässlich sind, sondern auch für die Vielfalt der Flora. Dabei ist die Westliche Honigbiene, Apis mellifera, der mit Abstand wichtigste von Menschen gehaltene Bestäuber weltweit. Wieso die Bienenpopulation in den vergangenen Jahren so drastisch zurückgegangen ist, wird bisher allerdings größtenteils nur vermutet.

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Mehrere Stressfaktoren

Laut Statistiken des Deutschen Imkerbundes ist die Zahl der Bienenvölker alleine in Deutschland zwischen 1992 und 2018 von rund 1,2 Millionen auf unter eine Million gesunken. Als Hauptgründe für das Sterben der Bienen werden Klimaveränderungen und Umweltzerstörungen genannt. Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass ein Zusammenspiel verschiedener Stressfaktoren die Ursache für die Verluste ist.

Ein internationales Forscherteam konnte nun nachweisen, dass ein Zusammenwirken zwischen der Milbe Varroa destructor und Pflanzenschutzmitteln die Lebensdauer von Honigbienen beeinträchtigt. Die Wissenschaftler des Instituts für Bienengesundheit der Universität Bern und Agroscope haben in Zusammenarbeit mit dem internationalen Honigbienen-Forschungsnetzwerk COLOSS und den Universitäten von Auburn (USA) und Chiang Mai (Thailand) haben einen bislang unbekannten Mechanismus entdeckt, der diese erhöhten Verluste an Honigbienenvölkern weltweit erklären kann.

Eine tödliche Kombination

Die Milbe Varroa Destructor stammt ursprünglich aus Asien, wo sie die Östliche Honigbiene, Apis cerana, befällt. Mittlerweile kommt die Milbe aber nahezu überall vor und ist weltweit zur gefährlichsten Bedrohung für die Westliche Honigbiene geworden. Im Zusammenspiel mit Insektiziden, speziell den Neonikotinoiden, hat diese Milbe nach neuesten Erkenntnissen einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit der Bienen.

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Eine Varroa destructor Milbe auf dem Thorax einer experimentellen Europäischen Honigbiene, Apis mellifera © Geoffrey R. Williams

Im Rahmen ihres Forschungsprojekts behandelten die Wissenschaftler Arbeiterinnen in speziellen Honigbienen-Kolonien mit zwei ausgewählten Neonikotinoiden. Dabei stellten sie fest, dass die Insektizide alleine keinen Einfluss auf Gewicht und Langlebigkeit der Tiere hatten. Sobald allerdings ein Befall mit der Milbe Varroa Destructor hinzukam, änderte sich das Bild. Beide Stresfaktoren zusammen richteten großen Schaden an.

Besonders betroffen von diesen Auswirkungen waren die langlebigen Winterhonigbienen, die im Herbst geboren werden, um das Überleben der Kolonie im Winter zu sichern. Bedingt durch diesen „Kombi-Effekt“ hatten die Winterbienen-Arbeiterinnen nicht nur eine entscheidend geringere Lebensdauer, sie waren auch kleiner als „normale“ Honigbienen. Von der Körpergröße hängt aber die Leistungsfähigkeit der Bienen ab und wie gut sie sich gegen die Winterkälte schützen können.

Umdenken in der Landwirtschaft

„Imkerinnen und Imker in vielen Regionen dieser Welt sind von viel zu hohen Völkerverlusten betroffen“, sagt Prof. Peter Neumann vom Institut für Bienengesundheit der Universität Bern, Co-Autor der Studie und Präsident des COLOSS-Netzwerkes. Wichtig sei daher, dass entsprechend nachhaltige Lösungen in der Landwirtschaft und Imkerei zum Schutz der Honigbienenvölker gefunden würden. „Ein reduzierter Einsatz von Insektiziden sowie eine verbesserte Kontrolle der Milbe Varroa destructor sind dringend erforderlich“, sagt Dr. Lars Straub, Erstautor und Post-Doktorand am Institut für Bienengesundheit.

Die Ergebnisse der Studie wurden in „Scientific Reports“ publiziert, dem Open Access-Journal von „Nature“. Finanziell unterstützt wurde sie vom Bundesamt für Umwelt, Agroscope, der Stiftung Vinetum, der Stiftung ETH Global, der Chiang Mai University, dem USDA National Institute of Food and Agriculture und dem Schweizerischen Nationalfonds SNF. Durchgeführt wurde die von Forschern der Universität Bern (Institut für Bienengesundheit und Institut für Veterinary Public Health), Agroscope (Schweizer Institut für Bienenforschung), der Auburn University, der Chiang Mai University und der Mae Fah Luang University.

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