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Während die Suche nach einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 weltweit auf Hochtouren läuft, beurteilen Virologen die Chancen, dass bald ein Mittel gefunden wird, völlig unterschiedlich. Von „innerhalb von ein paar Jahren“ über „innerhalb eines Jahres“ bis hin zu „vielleicht nie“ ist alles zu hören, je nachdem, wen man fragt. Aktuell sind bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 165 Impfstoffprojekte gelistet, von denen 26 schon an Menschen erprobt werden.

Sechs potentielle Impfstoffe haben ihre Sicherheit und Verträglichkeit in klinischen Tests bereits bewiesen und müssen in Phase III anhand von tausenden Probanden nun zeigen, wie wirksam sie vor einer Infektion und der folgenden Covid-19-Erkrankung schützen. Beim Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das in Deutschland für die Zulassung von Impfstoffen zuständig ist, ist man sehr zuversichtlich, dass zumindest einer der Kandidaten bereits Ende diesen Jahres großflächig eingesetzt werden kann.

Das Coronavirus ist nicht HIV

“Es ist sehr positiv, dass unterschiedliche Impfstoffkandidaten ei­ne Immunantwort beim Menschen gegen das Sars-Coronavirus 2 hervorrufen”, sagte Klaus Cichutek, der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Und positiv ist auch, dass das mit Dosierungen gelingt, die sich als verträglich erweisen.” Er geht davon aus, dass es schon Ende 2020 und Anfang nächsten Jahres Zulassungen geben werde. „Vorausgesetzt, die Phase-III-Prüfungsdaten sind positiv.“

Im Gegensatz zum HI-Virus, das sich ständig verändert, was die Suche nach einem Impfstoff bisher unmöglich gemacht hat, sei das Coronavirus weit stabiler, betont Peter Kremsner, der Direktor des Instituts für Tropenmedizin der Universität Tübingen. Er leitet eine von vier Studien (neben Hannover, Gent und München) mit dem Impfstoffkandidaten CV07050101 des Tübinger Unternehmens CureVac. „Das ist nicht HIV. Ich glaube fest, dass es gelingen wird, mehrere Impfstoffe zu entwickeln.”

Zurück zur „Normalität“? – Wohl erst mal nicht

Hoffnungen, dass wir alle aber vielleicht schon zu Beginn nächsten Jahres zu einem Leben wie vor Corona zurückkehren und Masken, Abstands- und Hygieneregen vergessen können, dämpfen die Forscher entschieden. „Dass größere Teile der Bevölkerung durchgeimpft und dann auch geschützt sind und wir tatsächlich von den Public-Health-Maßnahmen absehen können, da würde ich eher sa­gen: Hoffentlich schaffen wir das im nächsten Jahr“, sagt Cichutek.

Darüber hinaus würde eine Zulassung des Impfstoffs nicht gleichzeitig auch einen hundertprozentigen Schutz bedeuten, betont Kremser. Bereits eine Wirksamkeit von 70 Prozent gälte als Erfolg. Er wünschte sich aber mindestens 80 Prozent, „am besten für ein Leben lang.” Dennoch könnten auch die verbleibenden 20 Prozent der Menschen, die nach einer Impfung nicht immun würden, darauf hoffen, dass die Krankheit bei ihnen zumindest milder verlaufe als ohne Impfung. Allerdings seinen im Tierversuch auch einige geimpfte Affen zwar nicht erkrankt, hätten sich jedoch infiziert – und könnten das Virus so möglicherweise übertragen.

Momentan arbeiten die Ständige Impfkommission, die Bundesregierung und die Länder an Plänen zur Verteilung. Wie die aussehen sollen, ist noch völlig unklar. Einzig scheint festzustehen, dass Menschen in medizinischen Berufen und Risikogruppen Vorrang haben sollen.